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01.09.2015 | Leitthema
Qualität perinatologischer Versorgung im internationalen Vergleich und die konfliktträchtige Einführung der Mindestmengenregelung in der Neonatologie in Deutschland
Erschienen in: Pädiatrie & Pädologie | Sonderheft 2/2015
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Aktuelle Daten für Deutschland zeigen zwar stets weitere Verbesserungen der perinatalmedizinischen Ergebnisse, diese reichen aber nicht an solche aus nordeuropäischen Ländern heran. Die Früh- und Reifgeborenen- sowie die Säuglings- und Kleinkindersterblichkeit sind in Deutschland höher als in Schweden und Finnland. In Portugal konnte die ursprünglich hohe Säuglingssterblichkeit durch ein striktes Regionalisierungskonzept drastisch gesenkt werden – trotz deutlich niedrigerer Finanzausstattung des Medizinsystems.
In einem mehrstufigen Prozess wurde durch den „Gemeinsamen Bundesausschuss“ (G-BA) die Versorgung von Früh- und Reifgeborenen an strukturqualitative Voraussetzungen und eine „Regelmäßigkeitszahl“ von 14 Kindern mit einem Geburtsgewicht von unter 1250 g gebunden, 2009 wurde eine jährliche Mindestmenge von 30 Patienten p. a. gefordert. Diese wurde vor dem Bundessozialgericht beklagt. Während die Befürworter einer Mindestmengenregelung auf den nachgewiesenen Volumen-Outcome-Zusammenhang hinweisen, wird seitens der Gegner eines solchen Beschlusses betont, dass dieser Zusammenhang nur ein schwacher sei und die flächendeckende Versorgung gefährde. Der grundsätzliche Zusammenhang von Leistungsvolumen und Ergebnisqualität wurde bestätigt und die Frühgeburt als „planbare Leistung“ anerkannt, aber die Erhöhung der Mindestmenge von 14 auf 30 zurückgewiesen. Seither hat der G-BA die strukturqualitativen Anforderungen für Perinatalzentren weiter erhöht.
Die Organisation der perinatalmedizinischen Versorgung ist in Nordeuropa, aber auch in Portugal gekennzeichnet durch nur wenige, aber deutlich größere Kliniken. Mit diesen ist die „Fläche“ offenkundig besser versorgt als bei uns durch die vielen und (zu) kleinen Kliniken. In Kenntnis derartiger Vergleiche sollten auch hier die von der OECD als unzureichend bemängelte politische Krankenhausstrukturplanung eingefordert und derartig erfolgreiche Strukturen sinnvoll in unsere bundesrepublikanische Versorgungslandschaft integriert werden.