16.10.2018 | Kommunikation
Misskommunikation als Risikoschwerpunkt in der Patientensicherheit
Arbeitsprozessanalyse in der prähospitalen Notfallversorgung
Erschienen in: Wiener klinisches Magazin | Ausgabe 3/2019
Einloggen, um Zugang zu erhaltenZusammenfassung
Hintergrund
Die Analyse der notfallmedizinischen Einträge im Critical Incident Reporting System (CIRS) zeigte Defizite in der Kommunikation auf, die in 30 % der Fälle zu einer Gefährdung von Patienten führten. Aus dieser Untersuchung geht allerdings nicht hervor, bei welchen Arbeitsabläufen und Übergabeprozessen diese Zwischenfälle besonders häufig auftreten.
Ziele der Arbeit
Die Arbeitsprozessanalyse identifiziert Kumulationspunkte in der prähospitalen Notfallversorgung, die Kommunikationsrisiken bergen. Sie soll zusätzlich Störfaktoren für eine suffiziente Kommunikation in unterschiedlichen Abschnitten der Patientenversorgung aufzeigen.
Material und Methoden
(I) CIRS-Datenbankanalyse
Die Arbeitsprozessanalyse basiert auf 247 ausgewerteten CIRS-Fällen. Sie zeigten insgesamt 282 Kommunikationszwischenfälle in der prähospitalen Patientenversorgung auf, die in 6 Kategorien (KAT I–VI) eingeteilt sind.
(II) Arbeitsprozessanalyse
Teilnehmende Beobachtungen und Interviews von Rettungsdienstmitarbeitern, erweitert durch die 6 Kategorien der CIRS-Auswertung, bilden Grundlage der Arbeitsprozessanalyse.
Ergebnisse
(I) CIRS-Datenbankanalyse
Von 845 eingegebenen Fällen zeigen 247 CIRS-Eintragungen mit insgesamt 282 Zwischenfällen Kommunikationsdefizite auf.
(II) Arbeitsprozessanalyse
Die Analyse identifiziert 3 Abschnitte der prähospitalen Patientenversorgung. Zwischenfälle treten gehäuft im Abschnitt der direkten Patientenversorgung durch parallele Arbeitsprozesse auf. Dort kritisiert mehrheitlich das nichtärztliche Personal die Notärzte, Hinweise zur Patientenversorgung auszuschlagen (KAT I mit n = 73 vs. n = 9). Medikamentenverwechslungen (KAT III mit n = 63) und unverständliche oder ausbleibende Kommunikation im Team (KAT IV mit n = 20) sind ebenso Ursache für Patientengefährdung wie fehlerhafte Informationen in der Patientenübergabe (KAT II mit n = 13).
Diskussion
Eine verbesserte Schnittstellenkommunikation kann Zwischenfälle in der Patientenversorgung verhindern, da sie Rettungsmittel gezielter zuordnet und Patienten besser in weiterbehandelnde Kliniken überführt. Ressourcen zur Versorgung stehen so koordinierter zur Verfügung. Kommunikationstraining und ein Übergabeschema sind denkbare Strategien, um kommunikationsassoziierte Zwischenfälle zu vermeiden.
Anzeige