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Erschienen in: Pädiatrie & Pädologie 2/2014

01.12.2014 | Editorial

Symposium „Eltern unbekannt: Auswirkungen auf die Identitätsfindung des Kindes“

Freitag, 11. Jänner 2013, Gesellschaft der Ärzte in Wien, Billrothhaus

verfasst von: Univ.-Prof. Dr. A. Lischka

Erschienen in: Pädiatrie & Pädologie | Sonderheft 2/2014

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Liebe KollegenInnen und Kollegen, liebe Freunde,
sehr geehrte Damen und Herren,
ein ganz besonders herzliches Willkommen den langjährigen MitarbeiterInnen aus der Kinderklinik Glanzing und dem Wilhelminenspital der Stadt Wien zu meinem Abschiedssymposium, denn das Ende meiner Tätigkeit als Vorstand der Kinderklinik Glanzing nach 21 Jahren ist der eigentliche Anlass für diese wissenschaftliche Tagung, die sich einem der Schwerpunkte meiner pädiatrischen Tätigkeit, nämlich der Sozialpädiatrie, widmet. Mein 65. Geburtstag ist schon vorbei, aber es war ja auch nicht die primäre Intention, hier ein Geburtstagsfest zu feiern, sondern ich wollte ein wissenschaftliches Symposium veranstalten. Dafür haben wir ein ganz spezielles, interessantes Thema im Zusammenhang mit dem Wilhelminenspital ausgewählt. Eigentlich wollte Frau Dir. Hörnlein heute die Begrüßung halten, aber ich habe gerade vor einer halben Stunde erfahren, dass sie – wie viele Wienerinnern und Wiener – akut an einem Infekt erkrankt ist. Sie lässt sich entschuldigen und daher wird sich das Programm ein wenig ändern. Ich darf als erstes unser Streichertrio begrüßen und danke ganz besonders den drei Musikern, die mir und uns die Ehre geben, die Eröffnung musikalisch zu gestalten. Alexander Arenkow – Violine, Edward Kudlak – Bratsche und Michael Babitsch – Cello. Sie werden zur Eröffnung ein Streichtrio von Ludwig van Beethoven hören.
Die Beschäftigung mit den verschiedensten Themen in den 21 Jahren, in denen ich die Kinderklinik Glanzing leiten durfte, hat ein breit gestreutes Feld umfasst. Ich selbst habe mich in neonatologischer Intensivmedizin habilitiert, bin aber dann durch verschiedene Umstände auch im Bereich Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters und Kinderpsychiatrie tätig gewesen. Aus dieser ungewöhnlichen Kombination von zwei Zusatzfacharztausbildungen hat sich ergeben, dass mich schlussendlich unter den vielen Themen eines ganz besonders beschäftigt hat. Dieses Thema verbindet sowohl die Problematik von Säuglingen als auch die Problematik psychischer Aspekte gerade bei Kindern, deren Eltern nicht bekannt sind. Ich hatte als junger Assistent die Möglichkeit, an der Kinderklinik Eppendorf tätig zu sein und mit meiner Familie eineinhalb Jahre in Hamburg zu leben. Dort wurde im Jahr 2000 die erste Babyklappe gegründet, und das war mit der Anlass, dass ich mich dieses Themas auch in Wien angenommen habe. Die Situation war eigentlich insofern recht interessant, als mich Sepp Rieder, zu seiner Zeit Gesundheits-Stadtrat in Wien, im Mai 2000 auf diese Thematik angesprochen hat. Die Kinderklinik Glanzing wurde seit Prof. August von Reuss, dem Begründer der Neonatologie, in Wien oft als das „Babyspital“ bezeichnet, zumindest solange wir noch im 19. Bezirk waren. Kurz nach der Übersiedlung in das Wilhelminenspital haben wir dann im Jahr 2000 diese Idee sofort aufgegriffen. Stadtrat Rieder hat mich gefragt, ob ich ihm ein Konzept für eine Babyklappe erstellen könnte. Dies habe ich bejaht, das Konzept war ja in großen Zügen fertig. Rieder fragte: „Wieso, wir haben ja noch nie darüber gesprochen?“. Unsere zweite Tochter Katharina schrieb damals gerade auf der Publizistik eine Arbeit über dieses Thema. Sie wusste von unserer Zeit in Hamburg, Verbindung zu den Kollegen bestehen heute noch. Ich hatte damals schon im Vorfeld mit den Verantwortlichen in Hamburg Kontakt aufgenommen. So konnte die Idee zur Errichtung einer derartigen Institution in Wien innerhalb sehr kurzer Zeit, nämlich von Mai bis Oktober 2000, realisiert werden.
Der Fortschritt in der Medizin steigt exponentiell, es fällt schwer, mit den neuesten Entwicklungen Schritt zu halten. Umso wesentlicher ist es, vorerst weniger beachtete Aspekte zu reflektieren und die Auswirkungen auf die menschliche Psyche zu hinterfragen. Die Etablierung des Babynests im Wilhelminenspital hat es bisher 26 Müttern ermöglicht, ihre Säuglinge straffrei in sichere Hände zu übergeben.
In den letzten Jahren ist die Frage der Identitätsfindung von Babyklappen-Kindern kontrovers diskutiert worden. Der deutsche Ethikrat lehnt Babyklappe, aber auch anonyme Geburt ab und betont das Recht der Kinder, die Identität der biologischen Eltern kennenzulernen. So entstand die Überlegung, das Thema Identitätsfindung von Kindern in verschiedenen Situationen von unterschiedlichen Gesichtspunkten aus zu beleuchten.
Eingangs werde ich über die Gründung des ersten Babynests in Österreich berichten und den Bogen von Moses, dem ausgesetzten Kind, das zum größten Propheten wurde, über die Drehladen in mittelalterlichen Klöstern bis zur heutigen Situation spannen sowie zur Diskussion über die Abwägung der Rechtsgüter Recht auf Leben gegenüber Recht auf Kenntnis der biologischen Abstammung Stellung beziehen.
Die Psychotherapeutin und klinische Psychologin Hélène Siklossy wird „Aus dem Babynestalltag“ berichten: „Über das Glück, 2 Mütter kennengelernt zu haben“. Landtagsabgeordneter a. D. Volkmar Harwanegg wird seine persönlichen Erfahrungen bei der späten Suche nach seinem Vater referieren.
Der Kinderpsychiater Werner Leixnering reflektiert über „Die Suche nach der Herkunft – ein „mental health aspect“. Matthias Beck, Pharmazeut, Mediziner und Professor für Moraltheologie an der Universität Wien, wird abschließend zur Frage „Identität, was ist das? Die Ich-Reifung (Identitätsreifung) am Du“ sowie aktuelle Aspekte der modernen Medizin, insbesondere der In-vitro-Fertilisation, referieren.
Nach 21-jähriger Tätigkeit als Vorstand der Kinderklinik Glanzing und anlässlich meines 65. Geburtstags darf ich Sie im Anschluss an das wissenschaftliche Symposium zu einem Empfang in die Bibliothek des Billrothhauses der Gesellschaft der Ärzte in Wien einladen.
Ich möchte Sie nochmals sehr herzlich begrüßen und darf jetzt die Musik bitten, mit „Alla Polaka“ aus der Streicherserenade von Ludwig van Beethoven das Symposium zu eröffnen.
Andreas Lischka
Vorstand em. der Kinderklinik Glanzing
Wilhelminenspital der Stadt Wien

Interessenkonflikt

A. Lischka gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Metadaten
Titel
Symposium „Eltern unbekannt: Auswirkungen auf die Identitätsfindung des Kindes“
Freitag, 11. Jänner 2013, Gesellschaft der Ärzte in Wien, Billrothhaus
verfasst von
Univ.-Prof. Dr. A. Lischka
Publikationsdatum
01.12.2014
Verlag
Springer Vienna
Erschienen in
Pädiatrie & Pädologie / Ausgabe Sonderheft 2/2014
Print ISSN: 0030-9338
Elektronische ISSN: 1613-7558
DOI
https://doi.org/10.1007/s00608-014-0197-4

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