29.11.2021 | Originalien
Radiotherapie beim Prostatakarzinom – kurativ und palliativ
verfasst von:
Dr. Alexandros Papachristofilou, Frank Zimmermann
Erschienen in:
Urologie in der Praxis
|
Ausgabe 2/2022
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Zusammenfassung
Die primäre perkutane, interstitielle oder kombinierte Strahlentherapie des Prostatakarzinoms bietet wie die Chirurgie die Aussicht auf eine dauerhafte Heilung der Tumorerkrankung und kann in jedem Stadium eingesetzt werden. Dank zahlreicher randomisierter Studien etablierte sich eine primäre perkutane Therapie über 4 Wochen Dauer als Standard der Strahlentherapie. Technologische Fortschritte führten zu einer deutlichen Erhöhung der Präzision der Strahlentherapie mit besserer Effektivität und weniger Nebenwirkungen, sodass in Zukunft noch kürzere Behandlungen über 1–2 Wochen möglich sein werden. Die primäre Strahlentherapie wird mit einer Androgendeprivationstherapie ab dem intermediären Risikoprofil kombiniert. Die Dauer der Behandlung beträgt zwischen 4 und 36 Monaten. Eine Hinzunahme neuer Substanzen (Chemotherapie, erweiterte antihormonelle Therapie) wird noch in Studien abschliessend untersucht. Die grosse Herausforderung für Urologen und Strahlentherapeuten besteht darin, gemeinsam mit den Patienten deren optimale Ersttherapie zu definieren.
Bei Patienten mit Oligometastasen eines Prostatakarzinoms (bis 3 Knochenmetastasen im konventionellen Staging mit CT und Skelettszintigraphie) verbessert eine zusätzliche Bestrahlung der Prostata das Gesamtüberleben im Vergleich zur alleinigen palliativen systemischen Therapie. Eine gezielte ablative Radiotherapie von limitierten Lymphknoten- und Knochenmetastasen nach definitiver Behandlung des Primärtumors kann die Zeit bis zum Beginn einer ADT verlängern. Eine postoperative Strahlentherapie als sog. Salvage-Radiotherapie wird bei PSA-Anstieg mit oder ohne Korrelat in der PSMA-PET-CT empfohlen. Eine unmittelbar postoperative, adjuvante Radiotherapie wird nur bei Patienten mit befallenen Lymphknoten oder vielen Hochrisikofaktoren am Primärtumor empfohlen.