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Ärzte Woche

19.02.2020 | Tekal

Klimaalarm auf dem Traumschiff

verfasst von: Dr. Ronny Tekal, Medizinkabarettist

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Kreuzfahrten mit ökologischen Nebenwirkungen stehen im Kreuzfeuer der Kritik.

Ein Rätsel vorab: Vom wem stammt die Aussage: „Wir sind verpflichtet, die Ozeane zu schützen, die Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren und die Wälder zu erhalten“? A) Donald Trump, B) einer Kreuzfahrt-Reederei oder C) Greta Thunberg. Sie haben es erraten: Sie lautet B. Die Eigentümer italienischer Kreuzfahrtschiffe haben mir in einem persönlichen Newsletter versichert, dass sich die Ozeanriesen auf dem Wasser nicht nur auf- und ab, sondern auch Fridays-for-Future bewegen. Nun finde ich es löblich, dass man das Gebot der Stunde erkennt und die Luxusschiffe nachhaltiger gestaltet. Doch alleine die Maschinen zu optimieren, die Abwässer zu filtern und den Plastikmüll nicht einfach ins Meer zu kippen, sondern ihn zuvor in einem aufwendigen Verfahren zu schreddern und erst dann über Bord zu kippen, wird nicht genügen. Hier muss man kreativ sein.

Da sich meist mehrere tausend Personen an Bord befinden, wirken sich kleinste Maßnahmen aus, etwa blähende Speisen vom All-in-Buffet zu verbannen. Wenn nur jeder Passagier pro Tag einmal weniger furzt, sind das für die Flotte Tonnen an eingesparten Treibhausgasen (immerhin beinhaltet ein Flatus 10 % CO₂ und 3 % Methan). Auch Recycling und Upcycling sollten selbstverständlich sein. Ein Buffet reicht für mehrere Tage und am letzten Tag gibt es beim Captain’s Dinner aus den Resten Grenadiermarsch.

Zwar arbeitet man daran, die Schiffe, die noch mit Schweröl und ohne Rußpartikelfilter betrieben werden, umzurüsten, doch wie sich das Boot auch dreht und wendet, es bleibt eine Dreckschleuder. Eine gute Kombination, die sowohl dem Klimagedanken als auch dem gesundheitlichen Aspekt gerecht wird, ist die ökologische Galeeren-Fahrt. Hier dürfen die Passagiere selbst Hand ans Ruder legen. Wer möchte, wird vom Animationsteam ausgepeitscht.

Wir sollten aber mit dem grünen Daumen nicht auf andere zeigen, sondern uns selbst an der Nase nehmen. Spitäler sind im Prinzip ortsfeste Kreuzfahrtschiffe. Schließlich braucht kein anderes Gebäude so viel Energie wie ein Krankenhaus. Allerdings scheint das kaum jemand zu stören, denn Gesundheit ist Trumpf und sticht Klima. Und im Gegensatz zu den Schiffsreisen muss man nicht unbedingt verreisen. Krank sein muss man indes schon.

Daher darf man hier radioaktiven Müll produzieren und jede Menge Einmalverpackungen verwenden, ohne beschimpft zu werden. Dennoch gibt es Krankenhäuser, die sich bemühen, umweltbewusst zu agieren: Die Nutzung von Biogas von der Gastroenterologie, die effiziente Verwertung der Energie fiebernder Patienten mittels Fernwärme, die Gewinnung von Brennstoffen aus zuckerreichem Diabetiker-Harn oder das direkte Betreiben elektrischer Geräte durch Patienten, die sich auf dem Fahrrad-Ergometer abstrampeln müssen. Damit wir am nächsten Freitag durchatmen können.

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Metadaten
Titel
Klimaalarm auf dem Traumschiff
Schlagwort
Tekal
Publikationsdatum
19.02.2020
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 8/2020