01.09.2012 | schwerpunkt suizidforschung
Soziale Bedingungen von Selbsttötungen in Österreich. Eine Übersicht zu Risiko- und Schutzfaktoren
Erschienen in: neuropsychiatrie | Ausgabe 3/2012
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Der Beitrag behandelt, ausgehend vom Anspruch des ‚biopsychosozialen‘ Gesundheitsmodells, die Relevanz sozialer Faktoren für letale Suizidalität in Form einer Übersicht über aktuelle, spezifisch auf die österreichische Gesellschaft bezogene Forschungsergebnisse. Zunächst werden die soziodemographischen ‚Basisvariablen‘ Geschlecht, Alter, Familienstand sowie Partnerschaft und Elternschaft behandelt: Ältere Männer sind hierzulande eine Hochrisikopopulation für Selbsttötungen, und Verheiratete haben immer noch die geringsten relativen Suizidrisiken. Hinsichtlich des sozialen Status zeigt eine Untersuchung für die Steiermark einen U-förmigen-Zusammenhang mit den höchsten Suizidraten am unteren Ende der beruflichen Prestige-Rangordnung, bei Fabrik- und Hilfsarbeitern, aber auch in der – hinsichtlich ihrer ökonomischen Lage durchaus heterogenen – Kategorie der Land- und Forstwirte. Analog dazu weist auch die Gruppe der Beschäftigungslosen eklatant erhöhte Suizidraten auf – ihr Suizidrisiko war gegenüber dem der aktiv Erwerbstätigen in den Jahren 2000 bis 2004 um mehr als das Fünffache erhöht. Behandelt werden im Weiteren auch die mittlerweile deutlich absehbare, suizidprotektive Wirkung des Ausbaus des medizinisch-psychiatrischen, psychotherapeutischen und psychosozialen Versorgungssystems seit dem späten 20. Jh., langfristige Veränderungen in der Bedeutung von Stadt-Land-Differenzen für die Häufigkeit suizidalen Verhaltens im Zusammenhang mit der ‚Postmodernisierung‘ sowie das Thema multipler psychosozialer Problemlagen als suizidfördernder Konstellationen.
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