Empfohlen werden Sport, ausgewogene Ernährung, Hygiene des Schlaf-Wach-Rhythmus sowie der Verzicht auf Nikotin und Alkoholkonsum [
1,
4]. Eine Phytotherapie mit Mönchspfeffer, Johanniskraut, Gingko biloba oder Kalzium- und Magnesiumsubstitution, sowie Vitamin-B6-Gabe [
12] stellen weitere alternative Therapieoptionen dar (Tab.
2; [
13]).
Tab. 2
Alternative Therapieansätze. (Modifiziert nach Stute et al. [
11])
Mikroelemente |
Kalzium | 600 mg/2xTag; kontinuierlich vermindert sowohl somatische als auch psychische Beschwerden |
Vitamin E | 150–600 IU/Tag; kontinuierlich |
Vitamin B6 (pyridoxine) | 50–100 mg/Tag; kontinuierlich/ max. Dosis am Tag 100 mg ist wegen des Risikos einer peripheren Neuropathie nicht zu überschreiten |
Magnesium | 200–500 mg/Tag; kontinuierlich |
Myo-inositol | 12 g/Tag Pulver; kontinuierlich |
Phytotherapie |
Mönchspfeffer (Vitex agnuscastus L.) | 20 mg/Taga; kontinuierlich |
Johanniskraut (Hypericum perforatum L.) | 900 mg/Taga; kontinuierlich |
Nachtkerzenöl (Oenothera biennis L.) | 1–6 g/Tag; kontinuierlich |
Safran (Crocus sativus L.) | 30 mg/Taga; kontinuierlich |
Fächerblattbaum (Gingko biloba L.) | 120–160 mg/Taga; luteal |
Hormonelle Therapie
Eine Unterbindung der zyklusabhängigen Schwankungen des Hormonspiegels im Blut kann durch eine Ovulationshemmung erreicht werden.
Die Therapie kann zunächst mit einem kombinierten oralen Kontrazeptivum (KOK) gestartet werden.
Cave: Bei der Wahl des Gestagens ist zu berücksichtigen, dass Levonogestrel, Norethindrone sowie Desogestrel PMS-ähnliche Symptome verursachen können [
4].
In den USA wird ein drospirenonhaltiges orales Kontrazeptivum (20 µg Ethinylestradiol + 3 mg Drospirenon) zur Behandlung der PMDS angewendet.
Die Studie zeigte im kurzen Untersuchungszeitraum (3 Monate) den Erfolg der drospirenonhaltigen kombinierten oralen Kontrazeptiva.
Eine Steigerung der Produktivität und der sozialen Aktivitäten wurde berichtet [
11].
Drospirenon ist ein Spironolactonderivat. Neben seiner gestagenen und antiandrogenen Effekte weist es eine antimineralokortikoide Partialwirkung auf. Als neuer östrogenfreier Ovulationshemmer stellt z. B. Drospirenon 4 mg eine zusätzliche Option in der Wahl eines oralen Kontrazeptivums dar. Auch Frauen mit BMI > 30 kg/m
2, Alter > 35 Jahre und Raucherinnen können von dem Medikament ohne erhöhtes Thromboserisiko profitieren. Jedoch ist zu beachten, dass die entsprechenden Langzeitstudien noch ausstehen [
14].
Viele Patientinnen berichten von PMDS-Symptomen nach dem Absetzen des langjährig eingenommenen oralen Kontrazeptivums bzw. nach der Schwangerschaft.
In diesem Fall, bei abgeschlossener Familienplanung, wäre die Einnahme des bereits gut vertragenen Kontrazeptivums zu empfehlen. Die Einnahme kann im Langzyklus erfolgen.
Östrogenhaltige orale Kontrazeptiva können das Mikrobiom des Darms verändern. Khalili et al. haben bewiesen, dass Frauen unter langjähriger Einnahme von KOK ein deutlich höheres Risiko für Entwicklung eines Morbus Crohn (MC) haben. Das Risiko für MC-assoziierte chirurgische Eingriffe stieg im Frauenkollektiv mit über 3 Jahren KOK-Einnahme ebenso signifikant an. Dieser Zusammenhang ist nicht bei der Anwendung von östrogenfreien Minipillen zu beobachten [
15].
Bei Patientinnen mit Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Reizdarmsyndrom etc.) können besser Progesteron-only-Pills sowie Etonogestrel und Ethinylestradiol als Vaginalring zur Meidung der enteralen Absorption von Östrogen vaginal eingesetzt werden.
Alternativ kann eine Ovulationssuppression durch transdermale Östrogengabe oder Östrogeninjektion erreicht werden [
11].
Dabei ist auf eine Gestagengabe sowie die korrekte transdermale Verabreichung des Östrogens aufzuklären. Ein Gestagenschutz kann durch ein gestagenhaltiges IUS gewährleistet werden.
Ein Levonorgestrel-IUS alleine kann allerdings nicht zur Behandlung eines PMS/einer PMDS angewendet werden. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die empfängnisverhütende Wirkung der Hormonspirale durch örtlich begrenzte Prozesse auf der Gebärmutterschleimhaut und dem Muttermund erreicht wird. Im Gegensatz zu oralen Kontrazeptiva unterdrückt das Levonorgestrel-IUS nicht den Eisprung. Die zyklusabhängige Schwankung der Hormone im Blut wird nicht ausreichend unterbrochen.
Bei starker Ödemneigung, Mastodynie sowie Flatulenz im Vordergrund der Beschwerden kann eine
zyklische Gabe von Spironolacton bis zu 100 mg/Tag [
11] oder zyklische Gestagengabe erwogen werden [
4]. Bei Spironolaktonanwendung ist auf sichere Kontrazeption zu achten! Ein Erklärungsmechanismus für die o.g. Beschwerden ist die Lutealphaseninsuffizienz, die dem PMS in manchen Fällen zugrunde liegt. Progesteron ist ein starker Antagonist der Mineralkortikoidrezeptoren (MR) und hindert die Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS). Aldosteron ist für Natriumretention und Kaliumausscheidung in den Nierenglomeruli zuständig. Das führt zur Wasserretention und Ödembildung im Körper [
13]. Ein Progesteronmangel in der zweiten Zyklushälfte hat demzufolge einen umgekehrten Effekt: die hemmende Wirkung auf das RAAS fällt weg, vermehrte Wasserretention zeigt sich in der Mastodynie, Flatulenz, Ödemen in Gesicht, Extremitäten etc. [
3].
Von einer zyklischen Gestagengabe bei PMDS-Patientinnen mit psychischen Symptomen im Vordergrund ist allerdings abzuraten. Gestagene können, wie schon erwähnt wurde, PMS/PMDS-ähnliche psychische Beschwerden triggern [
4].
Als Ultima Ratio wird die Anwendung von GnRH-Analoga empfohlen. Dies führt zur raschen Linderung der PMDS-Symptome, gleichzeitig jedoch auch zu klimakterischen Beschwerden, Osteoporose, Libidoverlust etc. Zur Vorbeugung der Nebenwirkungen ist eine Östrogensubstitution notwendig [
4].
Modifikation der Neurotransmitterstoffwechselstörung
Der zweite Therapieansatz ist die Modifikation der ZNS-Prozesse mithilfe von selektiven Serotonin-Reuptake-Inhibitoren (SSRI) oder selektiven Noradrenalin-Reuptake-Inhibitoren (SNRI). Diese dürfen entweder kontinuierlich (über den gesamten Zyklus) oder zyklisch (nur in der zweiten Zyklushälfte) eingenommen werden (Tab.
3).
Tab. 3
Psychotrope Therapieansätze. (Nach Stute et al. [
11])
Selective serotonin reuptake inhibitoren (SSRI) |
Sertralin | 50–150 mg/Tag; kontinuierlich oder luteal |
Fluoxetin | 10–20 mg/Tag; kontinuierlich oder luteal |
Escitalopram | 10–20 mg/Tag; kontinuierlich oder luteal |
Paroxetin | 12,5–25 mg/Tag; kontinuierlich oder luteal |
Citalopram | 10–30 mg/Tag; kontinuierlich oder luteal |
Selective serotonin norepinephrine reuptake inhibitoren (SNRI) |
Venlafaxin | 50–200 mg/Tag; kontinuierlich oder luteal |
Duloxetin | 60 mg/Tag kontinuierlich |
Trizyklische Antidepressante |
Clomipramin | 25–75 mg/Tag; kontinuierlich oder luteal |
Anxiolytika |
Alprazolam (Suchtpotenzial!) | 0,75 mg/Tag; luteal |
Buspiron | 10–40 mg/Tag; luteal |
Beide Darreichungsformen haben sich als effektiv erwiesen. Es empfiehlt sich allerdings, die Therapie zyklisch zu starten.
Anders als bei der Behandlung einer Depression werden nur sehr geringe Dosen des Medikaments (SSRI oder SNRI) in der Lutealphase angewendet (Start kurz vor der Ovulation bis Anfang der Periode).
Deswegen ist nicht mit Entzugserscheinungen beim Absetzen des Medikaments zu rechnen [
4].
Bei ausbleibendem Erfolg ist ein Wechsel auf die kontinuierliche Verabreichung möglich. Zu den häufigsten Nebenwirkungen von SSRI gehören Übelkeit, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Durchfall und Schwindel (Inzidenz 15%). Diese klingen aber in der Regel innerhalb weniger Tage ab. Im Gegensatz dazu können sexuelle Funktionsstörungen wie verminderte Libido oder verzögerter Orgasmus bestehen bleiben (Häufigkeit 9-30%), erholen sich jedoch rasch nach Absetzen der SSRI [
11]. Die Patientinnen sind über die Off-label-use-Anwendung von SSRI sowie SNRI in Therapie von PMS/PMDS aufzuklären.
Die symptomatische Behandlung bei Brustspannen, Ödemneigung, Unterleibsschmerzen oder Migräne kann ebenso mit Diuretika, Bromocriptin, NSAR oder Triptanen erfolgen.