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Ärzte Woche

27.02.2022

David Hockney: People, Poolboys, bunte Bäume

verfasst von: Katja Uccusic-Indra

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Das Kunstforum widmet dem schon 84-jährigen Briten eine Ausstellung - die erste umfassende Schau des teuersten lebenden Künstlers in Österreich überhaupt. Seine mit klaren Linien und leuchtenden Farbstreifen gemalten Swimmingpool-Bilder wie „A bigger Splash“ sind bekannt. Bis heute verbindet man Los Angeles mit den Arbeiten des Pop-Art-Meisters.

Betritt man das Kunstforum, beeindruckt die Größe der Werke Hockneys. Im ersten Raum hängt „A Large Diver“, knapp zwei Mal viereinhalb Meter: Ein junger Mann springt wie bei den Splash-Bildern von einem Sprungbrett in einen Pool, nur dass man hier noch den Menschen unter Wasser erkennen kann. Spannend: Das Bild besteht aus handgefärbtem, gepresstem Zellstoff und ist aus einzelnen Blättern zusammengesetzt. Wie in allen seinen Arbeiten gelingt Hockney die Darstellung des Wassers meisterhaft.

Wichtige Porträts sind vertreten

Nicht nur Pools, moderne Häuser und Landschaften faszinieren ihn, er ist auch Meister im Porträtieren. Drei seiner wichtigsten Werke aus diesem Genre sind in der Schau vertreten: „My parents“, „George Lawson and Wayne Sleep“ und „Mr. and Mrs. Clark and Percy“, alle aus der Sammlung der Tate Modern. Letzteres ist ein lebensgroßes Acrylbild und zeigt seine Freunde, die Stoffdesignerin Celia Birtwell und ihren Mann, den Modeschöpfer Ossie Clark, kurz nach ihrer Hochzeit in ihrer Wohnung in Notting Hill. Auf dem Schoß des Mannes sitzt eine der Katzen des Paares. Man sieht nur die Rückseite des Tieres, weil es aus dem Fenster schaut, während das Paar den Betrachter direkt anblickt. Celia im lila Kleid hat selbstbewusst die Hand in die Hüften gestemmt, während Ossie in lässiger Pose rauchend auf dem Sessel sitzt und seine Füße im Teppich vergräbt. Der Künstler hat das Gesicht seines Freundes angeblich zwölf Mal übermalt, bis er endlich zufrieden war.

Hockney, 1937 im nordenglischen Bradford geboren, studiert zunächst in seiner Geburtsstadt Kunst. Es folgt eine Ausbildung am Royal College of Art in London. Hockney erhält bereits während seines Studiums zahlreiche Preise für seine herausragenden Radierungen und zum Abschluss die Goldmedaille des Royal College. Im Kunstforum ist die Serie „A Rake’s Progress“, Radierungen und Aquatinta aus den Jahren 1961 bis 1963, zu sehen. 1963 hat er seine erste Einzelausstellung beim Londoner Galeristen John Kasmin, der sein Talent erkennt und ihn fördert. Hockney kann bald von seiner Kunst leben.

1961 verbringt er drei Monate in New York, begeistert von der Energie der Stadt und der Offenheit der Menschen: „Ich fühlte mich völlig frei. Das schwule Leben war hier viel stärker organisiert.“ Während Homosexualität in Großbritannien zu diesem Zeitpunkt noch verboten ist, kann der junge Maler diese in den USA ungehindert ausleben.

Seine sexuelle Orientierung kommt auch in seinem Werk zum Vorschein: Immer wieder bevölkern schöne junge Männer, oft nackt, unter der Dusche, im Bett oder in Pools, seine Bilder. Er selbst ist ein begeisterter Schwimmer.

1964 macht er Los Angeles zu seiner zweiten Heimat: Die Atmosphäre von Freiheit, Glamour, Sonne und Sex hat es ihm angetan. Er stellt fest, dass es keine Bilder von L.A. gibt: „Diese Stadt könnte ihren eigenen Piranesi haben, also, hier bin ich.“ Der Rest ist Kunstgeschichte.

Home-made prints

Eine seiner Stärken ist das Experimentieren mit neuen Techniken, etwa seinem Kopierer, mit dem er in den Achtzigerjahren „home-made prints“ anfertigt. Er beschäftigt sich immer wieder mit Fotografie, Film und Collagen. Jahrzehnte später zeichnet Hockney dann auf dem iPad Landschaften.

Im linken Raum hängt das Bild „In the studio“, das den Maler als alten Mann 2017 in seinem Atelier zwischen seinen Werken zeigt. Es sind zusammengefügte Tintenstrahldrucke auf Aluminium, im Riesenformat von 2,78 mal 7,60 Meter. Vor zehn Jahren gestaltete Hockney den Eisernen Vorhang der Wiener Staatsoper. 2018 wurde sein „Portrait of an Artist“ bei Christie‘s um 90,3 Millionen Dollar versteigert. Hockneys Werk ist so spannend, weil es sich nicht in Schubladen pressen lässt. Er bewegt sich leichtfüßig zwischen den Genres.


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Metadaten
Titel
David Hockney: People, Poolboys, bunte Bäume
Publikationsdatum
27.02.2022
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 9/2022

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