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Ärzte Woche

24.04.2022 | Ärztekammer

Ärztekammerwahl: Überraschung durch „kleine, neue Fraktion“

verfasst von: Mit Geoge Zabaneh hat Martin Krenek-Burger gesprochen

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Bei der Wahl in Wien erhielt die erstmals angetretene Liste „We4U“ sechs Mandate oder 456 Stimmen. Die Liste wird sich für Dr.  Johannes Steinhart von der „Vereinigung" als Präsidenten aussprechen. Steinharts Ansprechpartner bei „We4U" ist der Pädiater Dr. George Zabaneh.

Wie bewerten Sie Ihr eigenes Wahlergebnis?

Zabaneh: Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Mitte Jänner 2022 stand der Beschluss fest, unser Vorhaben, zur ÄK-Wahl 2022 anzutreten, umzusetzen, um die Basis der Ärzteschaft in der Kammer zu vertreten. Es gibt massive Probleme, die in den vergangenen Jahren noch zugenommen haben – beispielsweise die große Unzufriedenheit der Ärzte im Spital, aber auch die Versorgungsprobleme der Patienten im niedergelassenen Bereich, insbesondere in der Pädiatrie. In diesem Fach halten die Wahlärzte die Versorgung noch einigermaßen aufrecht. Es gibt viel zu wenige Fachärzte mit Kassenvertrag für unsere Kinder.

Die Lösung für diese Problematik wird durch den Huss-Vorschlag ( Anm.: ÖGK-Arbeitnehmerobmann Andreas Huss ) ad absurdum geführt. Herr Huss macht hier einen gewaltigen Interpretationsfehler. Man muss sich nur das Beispiel Deutschland anschauen, wo es keine Wahlärzte gibt, die das System auffangen.

Halten Sie Ihre Forderung, den Wohlfahrtsfonds abzuschaffen, nach der Wahl aufrecht, auch in einer Koalition mit der Vereinigung?

Zabaneh: Den Wohlfahrtsfond abzuschaffen und die Kammerumlage zu senken, sind wichtige Themen, aber nicht unsere einzigen. Insgesamt wollen wir, dass Ärzte als die Träger und Erhalter des Gesundheitssystems von den Obrigkeiten auch wertgeschätzt werden. Die Frage ist, wie man diese Wertschätzung zeigen kann. Neben dem Senken der Gebühren und dem Erhöhen der Löhne bzw. der ÖGK-Positionen gibt es da noch viele weitere Ansätze, die wir behandeln.

Wir zählen die Probleme nicht nur genau auf, sondern machen konkrete und konstruktive, umsetzbare Lösungsvorschläge. Dies unterscheidet uns tatsächlich deutlich von den anderen Fraktionen. Ich glaube, dadurch ist unser Überraschungserfolg bei den Wahlen zu erklären. Hätten wir eine solche Medienpräsenz wie die MFG gehabt, wer weiß, wie viele Kolleginnen und Kollegen noch unsere Ideen bzw. unsere Homepage mitbekommen und sich zusätzlich für uns entschieden hätten ( Anm . www.we4u.wien ).

Die Koalitionsgespräche mit allen Beteiligten waren sehr informativ und konstruktiv. Dr. Johannes Steinhart hat mich einen Tag nach der Wahl kennenlernen wollen und mich zu einem Gespräch eingeladen. Wir konnten uns auf viele Dinge einigen und erkannten auch, dass wir vieles ähnlich sehen. Die Ärztekammer schlanker machen, ist genau das, was We4U will. Damit kann man dann auch die Wiener Kammerumlage senken bzw. müsste das eigentlich schon aufgrund der Tatsache, dass die Wiener Kammer in den vergangenen Jahren mehr ausgegeben als eingenommen hat, möglich sein. Grund dafür ist hauptsächlich die massive Erhöhung der Personalkosten.

Die We4U -Lösungsvorschläge:

  • Reduktion der überhöhten Zahl an Referaten,
  • die Verringerung der Funktionärskosten um 50 Prozent,
  • Verschlankung der Kammer und Fokussierung auf ihre Kernaufgaben,
  • Transparenz der Bilanz der Österreichischen Ärztekammer.

Diese Vorschläge werden wir mit unseren Koalitionspartnern in dieser Funktionsperiode umzusetzen. Die Abschaffung des Wohlfahrtsfonds, der gesetzlich vorgesehen ist, ist ein sicherlich längerfristiges Projekt. Das kann man nicht in kurzer Zeit lösen. Aber wir können ihn gemeinsam modifizieren. Das war uns als We4U natürlich immer klar. Nach den sehr wertschätzenden Gesprächen mit unseren Koalitionspartnern sehen wir auch diesem Punkt optimistisch entgegen und freuen uns auf unsere künftige Zusammenarbeit mit allen Fraktionen in der Wiener Kammer.

Schafft es Johannes Steinhart diesmal an die Spitze der Kammer?

Zabaneh: Nach produktiven Koalitionsgesprächen sieht es danach aus.

Es gab Anfeindungen von der MFG gegen Ihre Liste. Der Vorwurf lautete, die We4U wäre eine Fake-Partei. Was sagen Sie dazu?

Zabaneh: Ich glaube, dass alle von dem Wahlergebnis überrascht waren und die MFG unsere Fraktion zuerst nicht wahrgenommen hatte. Dies würde auch erklären, warum sie meinten, dass sie mit drei Mandaten die viertstärkste Fraktion bei den angestellten Fachärzten seien. Uns mit fünf Mandaten haben sie dabei wohl übersehen. Auch haben wir insgesamt mehr Stimmen als sie bekommen, sodass We4U sagen kann, insgesamt die viertstärkste Fraktion bei der diesjährigen Wiener Ärztekammerwahl gewesen zu sein. Und ja, wir haben schnell gute Gespräche mit der Vereinigung geführt. Eine Koalitionsvariante, in der man uns als kleine neue Fraktion wertschätzend und auf Augenhöhe begegnet und wo es viele inhaltliche Übereinstimmungen gibt, auch bei schwierigen Materien, ist das, was wir uns als We4U nur wünschen konnten. Es gibt ein Sprichwort: Durch das Reden kommen die Leute zusammen – das ist Fakt und kein Fake.

Weitere Informationen:

www.we4u.wien

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Metadaten
Titel
Ärztekammerwahl: Überraschung durch „kleine, neue Fraktion“
Publikationsdatum
24.04.2022
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 17/2022

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