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Ärzte Woche

19.04.2022

Die Rotunde: Wiens verglühtes Wahrzeichen

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Vor rund 150 Jahren wurde die Wiener Rotunde eröffnet. Sechs Jahrzehnte lang spielte sich im und um den „Gugelhupf“ das gesellschaftliche Leben der Residenzstadt ab.

Die pompöse Rotunde im Wiener Prater, errichtet anlässlich der Wiener Weltausstellung von 1873, sollte eigentlich nur für diese Veranstaltung dienen. Doch das durch den Börsenkrach und eine Choleraepidemie desaströse Ende der Weltausstellung ließ nicht genügend Geld für den Abriss übrig. So reihte sich die Rotunde unter die zahlreichen Wiener Provisorien ein, denen eine lange und erfolgreiche Existenz beschert war.

Die Rotunde erfüllt ein weiteres Klischee: Als Mischung aus technischer Höchstleistung und handwerklichem „Pfusch“ errichtet, wurde sie mit Spott und Häme bedacht. Angekündigt als „achtes Weltwunder“, degradierte die Bevölkerung das Bauwerk zum „Gugelhupf“ und zur „Käseglocke“. Dennoch: Mehr als 60 Jahre lang beherbergte sie Ausstellungen, Zirkusvorführungen, Sportevents und Musikaufführungen. So am 29. September 1878, als der der Trabrennplatz bei der Rotunde eröffnet wurde. Die Bahn hatte eine Länge von 1.100 m. So aus Anlass der Vermählung von Kronprinz Rudolf im Jahr 1881, als Anton Stuwer (der Sohn) eines seiner selten gewordenen Feuerwerke abbrannte. So auch im Jahr 1885, als die Rotunde erstmals für Zirkusvorführungen verwendet. Der Zirkus Wulff, damals der „größte der Welt“, schlug Tribünen mit 1.600 Sitzen und 5.000 Stehplätzen auf. So auf dem Frühlingsfest am 29. und 30. Mai 1886; Veranstalterin war „die Metternich“ ( Fürstin Pauline Metternich, Anm. ). Im Westflügel der Rotunde gaben sich die Volkssänger und -sängerinnen Montag, Guschelbauer, Seidl und Wiesberg, Dreher und Marie Kiesel die Ehre. So anno 1900, als die Rotunde wieder Schauplatz zirzensischer Vorführungen wurde (Barnum & Bailey diesmal). Die Daten notierten die Heimatforscher Hans Pemmer und Franziska „Ninni“ Lackner in ihrem 1935 erschienenen Werk „Der Wiener Prater einst und jetzt“.

Zum Wahrzeichen wurde die Rotunde nach der Katastrophe vom September 1937, als das Gebäude bis auf die Grundmauern niederbrannte. Die Edition Winkler-Hermaden erinnert nun an dieses verschwundene, ungemein wienerische Bauwerk.

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Metadaten
Titel
Die Rotunde: Wiens verglühtes Wahrzeichen
Publikationsdatum
19.04.2022
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 16/2022

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