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Ärzte Woche

28.03.2022 | Mazhar

Erni Mangolds Lebenswerk glänzt auch ohne Selbstverherrlichung

verfasst von: Von Martin Krenek-Burger

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Erni Mangold, vermute ich, mag keine roten Teppiche mit Schleimspur. Daher: eine knappe Verbeugung vor einer tollen Schauspielerin.

Bücher über Hans Moser, Oskar Werner und Alma Seidler stehen in meiner Bibliothek, ich hole sie oft heraus. Das Buch von Erni Mangold ist streng genommen keine Biografie, sondern ein autobiografischer Portraitband. Otto Schenk bringt ja hin und wieder den Schenkelklopfer vom Fahrgast, der über Otto Schenk sagt: „Auch schon tot“. Erni Mangold ist 95, älter als Schenk. Und lebendig. Aber es war knapp, ein doppelter Oberschenkelhalsbruch setzte sie 2020 außer Gefecht: „Es gab Zeiten, da wollte und konnte ich nicht mehr. Viele meiner Freunde sahen mich im Sterbebett und behandelten mich, als sei ich bereits am Weg ins Jenseits. Ich kämpfte gegen die Schmerzen und um meine Selbstständigkeit.“

Streng, in erster Linie gegen sich selbst, ehrlich, beispielsweise in Bezug auf übergriffige Kollegen wie O. W. Fischer – doch die Mangold wusste sich zu wehren. Die ausgewählten und kommentierten Bilder von Mangolds Kindheit in Großweikersdorf und ihrer frühen Karriereschritte zeugen von einem klaren Blick auf den Kunstbetrieb: „Sexy, ausgenützt, ausgezogen, Hauptsache, immer nackert“, schreibt sie trocken über die ihr aufgenötigten Posen. Eine andere Aufnahme beschreibt sie so: „Ernster Blick, schönes Bild.“ Begegnungen? Hunderte! Heinz Reincke, Heinrich Schweiger, Hans Holt, Romy Schneider und viele, viele andere. Das Buch ist „eine Reise durch ein Jahrhundertleben“, wie ein Rezensent der Kleinen Zeitung schrieb. Ich hab die Lektüre genossen. Uneitler und geradliniger kann ein Künstlerbuch kaum sein.

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Metadaten
Titel
Erni Mangolds Lebenswerk glänzt auch ohne Selbstverherrlichung
Schlagwort
Mazhar
Publikationsdatum
28.03.2022
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 13/2022

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