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Ärzte Woche

29.03.2022 | Ärztekammer

Ärztekammer für Wien: Löst Steinhart Szekeres ab?

verfasst von: Martin Krenek-Burger

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Der amtierende Präsident Thomas Szekeres ging als Zweiter aus der Wahlauseinandersetzung hervor und sah dennoch zunächst wie der sichere Sieger aus. Doch eine Woche nach der Wahl kündigte sein größter Konkurrent, Dr. Johannes Steinhart von der stimmenstärksten Fraktion "Vereinigung", eine Reformkoalition an, die ihn doch noch in den Präsidentensessel hievt.

Die Ausgangslage für eine dritte Amtszeit von Thomas Szekeres in Wien standen zunächst gut. Seine Liste hatte um drei Mandate zugelegt und hielt nach der Wahl bei 20 Sitzen. Gemeinsam mit der drittplatzierten „Wahlgemeinschaft“, die zwei Mandate dazugewonnen hatte, sowie den kleineren Verbündeten verfügte er über eine absolute Mehrheit. Doch die Rechnung ging nicht auf. Steinhart geht allem Anschein nach mit der hauchdünnen Mehrheit von einem Mandat über die Ziellinie.

Der Koalitionsvertrag für die Funktionsperiode von 2022-2027 wurde von den Spitzenkandidatinnen und Spitzenkandidaten der bei der Wahl siegreichen „Vereinigung österreichischer Ärztinnen und Ärzte – Liste Steinhart“, der Liste „Turnusärzte für Turnusärzte – Assistenzärzt*inneninitiative“, der Liste „We4U“, den „Grünen Ärztinnen und Ärzten“, der Liste „Asklepios – die Alternative mit Mut“, den „Wahlärzten Wien“ und der „Liste Integrative Medizin“ unterzeichnet.

Inhaltlich hat sich die neue Koalition, die aus sieben Fraktionen besteht, auf wesentliche Punkte geeinigt. Im Zentrum steht dabei die deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Spitals- und niedergelassene Ärztinnen und Ärzte. Hier gilt es laut der Reformkoalition darauf zu achten, den Beruf gerade aufgrund des bereits einsetzenden Ärztemangels für junge Menschen zu attraktiveren.

Doch wie konnte es so weit kommen, dass Szekeres, der zehn Jahre regierte, seine Bündnispartner abhanden kommen, noch dazu Spitalsärzte? Dr. Michael Lazansky von den Grünen Ärztinnen und Ärzten erhofft sich in einer Koalition mit nur einem großen Block (Vereinigung) statt bisher zwei (Liste Szekeres, Wahlgemeinschaft Wiener Mittelbau) mehr Mitsprache auf Augenhöhe für kleine Listen. Nach den eigenen Verlusten - die Grünmeds schrumpften auf 4 Mandate zusammen - brauchte es außerdem eine Neuausrichtung. Lazansky: „Wenn wir alles so beibehalten wie bisher, gibt es uns in fünf Jahren nicht mehr.“ 

Der Präsident wird voraussichtlich am 3. Mai 2022 von der Vollversammlung der Ärztekammer für Wien gewählt.

Bei der Präsidentenkür keine Rolle spielt offenbar die „MFG – Liste Christian Fiala“, trotz ihrer sechs Mandate.  Der Medizinjournalist Michael Krassnitzer analysiert in der Ärzte Woche: „Hochgerechnet ist jeder zehnte Wiener Allgemeinmediziner der Ansicht, dass die Impfung gegen COVID-19 nicht sinnvoll ist. Das ist erschreckend.“

Das wichtigste Thema der MFG, die Ablehnung der Impfung, kam ihr zuletzt abhanden, da die Bundesregierung die Impfpflicht aussetzte. 

Eine Studie der Universität Konstanz und des Santa Fe Institute in den USA zeigt, dass die Einführung einer Impfpflicht Widerstände verhärtet, selbst wenn sie notwendig ist.

Die Forscher beobachteten, wie sich die Haltung der gleichen rund 2.000 Menschen zwischen April 2020 und Mai 2021 zur Impfung entwickelte. Die repräsentative Untersuchung ergab: Impfskepsis ist nicht unveränderlich. Die meisten der Impfskeptiker rückten an zumindest einem Punkt des Pandemieverlaufs von ihrem Widerstand ab. Die frühe Einführung einer Impfpflicht hätte jedoch rückblickend mehr Widerstand gegen Impfungen hervorgerufen und dazu geführt, dass man mehr Menschen gegen ihren Willen hätte impfen müssen. Gemäß den Ergebnissen der Studie hätte eine Impfpflicht die Zahl der konsequenten, also nicht von ihrer Haltung abrückenden Impfgegner um das Fünffache vergrößert (von 3,3 Prozent auf 16,5 Prozent).

Dennoch erkennen die Wissenschaftler in der augenblicklichen Pandemielage – im Gegensatz etwa zur österreichischen Regierung – einen Sinn in einer möglichen Impfpflicht. „Wenn das Ziel ist, möglichst alle Impflücken zu schließen und die Auffrischungsimpfungen langfristig auf hohem Niveau zu halten, wird sich eine Impfpflicht nicht vermeiden lassen“, sagt die Konstanzer Verhaltensökonomin Dr. Katrin Schmelz. „Eine gesetzliche Impfpflicht würde aber keinesfalls ersetzen, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen und Skeptiker vom Sinn der Impfung zu überzeugen. Falls eine Impfpflicht in Kraft treten sollte, dann sollten fachliches Überzeugen und gesetzlicher Zwang kein Entweder-Oder sein, sondern ineinandergreifen.“

„Nur eine kleine Truppe“

Dieses fachliche Überzeugen sollte möglichst von Fachkräften, sprich: Ärzten, übernommen werden. Doch da gibt es Probleme.


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Titel
Ärztekammer für Wien: Löst Steinhart Szekeres ab?
Publikationsdatum
29.03.2022
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 13/2022

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