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Erschienen in: Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz 2/2023

Open Access 15.06.2023 | Schon gewusst…?

Einfluss der lebenslangen kumulativen Östrogen-Exposition auf das Apoplex-Risiko

verfasst von: Prof. Dr. Petra Stute

Erschienen in: Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz | Ausgabe 2/2023

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Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.
Originalpublikation
Hou L, Li S, Zhu S, Yi Q, Liu W, Wu Y, Wu F, Ji Y, Song P, Rahimi K (2023) Lifetime Cumulative Effect of Reproductive Factors on Stroke and Its Subtypes in Postmenopausal Chinese Women: A Prospective Cohort Study. Neurology. 2023 Apr 11;100(15):e1574–e1586. https://​doi.​org/​10.​1212/​WNL.​0000000000206863​.
Hintergrund.
Es gibt viele Risikofaktoren für einen Schlaganfall. Welchen kumulativen Einfluss reproduktive Faktoren auf das Schlaganfallrisiko im Allgemeinen und seine Subtypen im Speziellen haben, wurde jedoch bisher nicht ausreichend untersucht. Das Ziel der prospektiven Kohortenstudie war es daher, die Assoziation der lebenslangen, auf reproduktiven Faktoren basierenden, kumulativen Östrogenexposition mit dem Schlaganfall und seinen Subtypen bei postmenopausalen Frauen zu untersuchen.
Zusammenfassung.
Die China Kadoorie Biobank (CKB)-Studie ist eine prospektive Kohortenstudie, in die zwischen 2004 und 2008 über 0,5 Mio. Personen im Alter von 30–79 Jahren eingeschlossen wurden. In die vorliegende Analyse wurden nur Frauen mit normalem Menarchen- und Menopausenalter, intaktem Uterus und intakten Ovarien eingeschlossen, die weder einen Schlaganfall noch ein Malignom in der Anamnese aufwiesen. Die lebenslange kumulative Östrogenexposition wurde anhand von drei zusammengesetzten Indikatoren bewertet: reproduktive Lebensspanne (RLS; Def. RLS [Alter] = Menopausenalter [Jahre] − Menarchenalter [Jahre]), endogene Östrogenexposition (EEE; Def. EEE [Jahre] = RLS [Jahre] − Dauer der Schwangerschaften mit Lebendgeburt [Jahre] − Dauer der Schwangerschaften mit Totgeburt [Jahre] − Dauer der Schwangerschaften mit Abort bzw. Abruptio [Jahre] − Dauer der Laktation [Jahre] − Dauer der Anwendung von kombinierten oralen Kontrazeptiva (COC) [Jahre]) und Gesamt-Östrogenexposition (TEE; TEE [Jahre] = RLS [Jahre] + Dauer der Schwangerschaften mit Lebendgeburt [Jahre] + Dauer der Schwangerschaften mit Totgeburt [Jahre] + Dauer der Schwangerschaften mit Abort bzw. Abruptio [Jahre] + Dauer der Laktation [Jahre] + Dauer der Anwendung von kombinierten oralen Kontrazeptiva (COC) [Jahre]). Der Schlaganfall und seine Subtypen, ischämischer Schlaganfall (IS), intrazerebrale Blutung (ICH) und Subarachnoidalblutung (SAH), wurden durch Verknüpfung mit einem Krankheitsregister und Krankenversicherungsdaten während der Nachbeobachtung (2004–2015) identifiziert. Multivariable adjustierte Cox-Proportional-Hazard-Regressionsmodelle wurden angewandt, um die adjustierte Hazard Ratio (aHR) und 95 % Konfidenzintervalle (CI) für das Schlaganfallrisiko nach Quartilen von RLS, EEE bzw. TEE zu schätzen. Insgesamt wurden 122.939 postmenopausale Frauen im Alter von 40 bis 79 Jahren ohne vorherigen Schlaganfall bei Studienbeginn eingeschlossen. Bei Baseline betrug das mittlere Alter 58,3 Jahre, der mittlere Body-Mass-Index lag im Normal- bis Übergewichtbereich, die meisten Frauen waren weitestgehend gesunde Nichtraucherinnen, die meist keinen Alkohol tranken (96,1 %) und keine COC angewandt hatten (89,9 %). Während einer medianen Nachbeobachtungszeit von 8,9 Jahren wurden 15.139 neu aufgetretene Schlaganfälle identifiziert, darunter 12.853 IS-, 2580 ICH- und 269 SAH-Fälle. Das entsprach einer Inzidenzrate von etwa 1435 Schlaganfällen pro 100.000 Personenjahre nach der Menopause. Im Vergleich zum niedrigsten Quartil (Q1) der RLS wies das höchste Quartil (Q4) ein geringeres Risiko für Schlaganfälle insgesamt (aHR 0,95, 95 % CI 0,92–0,98), IS (aHR 0,95, 95 % CI 0,92–0,98) und ICH (aHR 0,87, 95 % CI 0,81–0,94) auf. Sowohl die EEE als auch die TEE zeigten einen abgestuften Zusammenhang mit dem anschließenden absteigenden Risiko eines Gesamtschlaganfalls, IS und ICH, mit einem P‑Trend < 0,001 für alle diese Assoziationen. Eine hohe, auf reproduktiven Faktoren basierende kumulative Östrogenexposition war also mit einem geringeren Schlaganfallrisiko assoziiert.

Kommentar

Die Autoren haben sehr aufwendig die lebenslange, kumulative Östrogenexposition anhand anamnestischer Angaben zu reproduktiven Faktoren ermittelt. Der gefässprotektive Effekt von Östrogenen wurde bestätigt. Erschreckend ist jedoch die hohe Inzidenzrate: demnach haben innerhalb eines Jahres von 1000 Frauen gleich mehrere mehr als einen Schlaganfall erlitten! Gemäss der World Stroke Organization erlitten 2022 weltweit > 6 Mio. Frauen einen Schlaganfall [1, 2]. Die altersadjustierte Inzidenz betrug knapp 150 pro 100.000 Frauenjahre und liegt damit deutlich unter der in der vorliegenden Studie genannten Inzidenz. Die Limitationen der Studie sind die rein anamnestische Datenbasis und die fehlende Adjustierung für z. B. genetische sowie Lebensstilfaktoren. Auch fehlen Angaben zur Anwendung einer Hormonersatztherapie (HRT). Nach wie vor wird eine HRT weder zur Prävention eines Schlaganfalls empfohlen noch um nach einem Apoplex dessen Mortalität zu senken.

Interessenkonflikt

P. Stute gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Metadaten
Titel
Einfluss der lebenslangen kumulativen Östrogen-Exposition auf das Apoplex-Risiko
verfasst von
Prof. Dr. Petra Stute
Publikationsdatum
15.06.2023
Verlag
Springer Vienna
Erschienen in
Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz / Ausgabe 2/2023
Print ISSN: 1995-6924
Elektronische ISSN: 2520-8500
DOI
https://doi.org/10.1007/s41975-023-00296-w

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