Wer spät isst, neigt eher zu Adipositas – das haben einige Studien bereits gezeigt. US-Forschende haben Hinweise darauf gefunden, warum das so sein könnte.
In früheren Studien wurde bereits festgestellt, dass spätes Essen mit einem erhöhten Risiko für Adipositas assoziiert ist. Bisher wurde aber noch nicht eingehend untersucht, ob sich eine späte Nahrungsaufnahme auf die drei Hauptfaktoren der Gewichtsregulation auswirkt: Regulation der Kalorienaufnahme, Zahl der verbrauchten Kalorien und molekulare Veränderungen im Fettgewebe. Genau dies haben Forscherinnen und Forscher um Dr. Nina Vujovic vom Brigham and Women’s Hospital in Boston untersucht (Cell Metabolism 2022, online 4. Oktober) .
Effekt auf Hormone
Die Forschenden haben 16 Patienten mit Übergewicht oder Adipositas untersucht, wie das Brigham and Women’s Hospital zur Publikation der Studie mitteilt. Jeder Teilnehmer durchlief zwei Essprotokolle: eines mit zu bestimmten Zeiten vorgesehenen frühen Mahlzeiten und eines mit den gleichen Mahlzeiten, aber jeweils vier Stunden später am Tag. In den letzten zwei bis drei Wochen vor dem Start der Essprotokolle mussten die Teilnehmer feste Schlaf- und Wachperioden einhalten. Sie dokumentierten regelmäßig ihren Hunger und Appetit, gaben häufiger – über den Tag verteilt – kleine Blutproben ab und machten Angaben zu Körpertemperatur und Energieverbrauch.
Um herauszufinden, wie die Essenszeiten die Adipogenese beeinflussen oder wie der Körper Fett ablagert, haben die Forscher Biopsien aus adipösem Gewebe einiger Studienteilnehmer entnommen, und zwar sowohl bei Teilnehmern mit frühem als auch mit spätem Essen. Die Wissenschaftler verglichen die Muster der Genexpression je nach der Essensweise. Die wesentlichen Ergebnisse: Spätes Essen hatte tiefgreifende Effekte auf den Hunger und die Appetit-regulierenden Hormone Leptin und Ghrelin. Vor allem die 24-Stunden-Spiegel von Leptin, welches ja Sättigung signalisiert, waren bei Probanden mit spätem Essen verringert. Außerdem verbrauchten sie langsamer Kalorien und die Genexpression für adipöses Gewebe war erhöht, die Lipolyse hingegen verringert.