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03.05.2024 | Allergologie und Immunologie

Klimakapriolen als Trigger

verfasst von: Thomas Meißner

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Allergische Ereignisse und respiratorische Erkrankungen können auch durch Extremwetterereignisse vermehrt ausgelöst werden.

Infolge des Klimawandels haben Extremwetterereignisse weltweit wie auch in Deutschland oder Österreich stärker zugenommen, als man dies noch vor zehn Jahren prognostiziert hat. Das geht aus Daten des Weltklimarats IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) hervor. Pneumologisch relevant sind außerdem vor allem Hitze und Luftschadstoffbelastungen. Verschlechterte Luftqualität, Starkregen und Sturm bedingten vermehrt allergische Ereignisse sowie respiratorische Erkrankungen, aber auch Kohlenmonoxid-Vergiftungen. Letzteres lässt sich darauf zurückführen, dass bei Ausfall kritischer Infrastruktur in Innenräumen am offenen Feuer gekocht wird. Brände führen zu Rauchgas-Intoxikationen und hoher Feinstaubbelastung. Nach Starkregen und Überschwemmungen ist vermehrt mit Schimmelpilzallergien und respiratorischen Infektionen zu rechnen.

Besonders vulnerabel sind Menschen mit Asthma bronchiale, vor allem auch Kinder, die nach Extremwetterereignissen vermehrt in Notfallambulanzen behandelt werden müssen. Insgesamt nehme infolge des Klimawandels die Aeorallergen-Biomasse zu, erläutert Dr. Andrea Elmer vom DKD Helios Klinik Wiesbaden beim diesjährigen DPG-Kongress1 in Mannheim. Auf diese Umstände müsse die Gesundheitsversorgung vorbereitet sein.

Überlastetes Gesundheitssystem

So könnten Gewitterereignisse rasch zu einer Vielzahl medizinischer Notfälle führen, die unter Umständen das Gesundheitssystem überlasten. So stellten sich 2016 im australischen Melbourne (4,5 Mio. Einwohner) nach einem Gewitterereignis innerhalb von 30 Stunden 3.300 Menschen in Notfallambulanzen vor – darunter waren auch 25 Prozent der Hilfskräfte.

Betroffen sind außer Asthma-Patienten vor allem Patienten mit Aero-Allergien (Pollen, Pilzsporen). Kritisch sind hohe Pollenkonzentrationen in den Tagen vor dem Ereignis, hohe Luftfeuchtigkeit, Blitze und plötzliche Temperaturänderungen. Besonders Menschen mit nicht kontrolliertem Asthma und mit mangelnder ICS (inhalative Kortikosteroide)-Compliance müssen dann gehäuft stationär oder intensivmedizinisch behandelt werden.

Wichtig: Fast 60 Prozent der Notfallpatienten in Melbourne hatten gar kein vorher bekanntes Asthma – sehr häufig lag ein Heuschnupfen und/oder ein latentes Asthma vor. Die individuelle Gesundheitskompetenz der Betroffenen müsse im Zusammenwirken mit Public-Health-Strategien wie Pollenmonitoring und Frühwarn-Systemen (siehe Kasten) erhöht werden, meint Elmer, auch was die Anwendung von ICS/LABA-Kombinationen als Bedarfsmedikation bei leichtem Asthma angehe. Die allergenspezifische Immuntherapie wirkt protektiv. Mit ihr ist es möglich, nicht nur allein die Symptome zu lindern, sondern auch die zugrunde liegende Ursache zu behandeln und im Idealfall, ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.

Menschen mit Pollenallergien und Asthma sollen an Gewittertagen den Aufenthalt im Freien meiden.

Unterstützung durch Services

Hierzulande leiden rund 1,5 bis zwei Millionen Menschen an einem „Heuschnupfen“ – Tendenz steigend.2 Damit ein vermeintlich harmloser allergischer Schnupfen nicht zu einem allergischen Asthma wird, ist eine frühe Diagnose und adäquate Behandlung bedeutend. Unterstützung finden Betroffene auch durch Services des Österreichischen Polleninformationsdienstes. Auch die Österreichische Lungenunion steht Menschen mit Atemwegserkrankungen zur Seite, indem sie bei alltäglichen Herausforderungen hilft, Schulungen anbietet und Patienteninteressen auf nationaler und auf EU-Ebene vertritt. Denn nur gut informierte Patienten haben eine höhere Therapietreue, was sich positiv auf den Behandlungserfolg auswirkt.

Quellen:

1. Vortrag von Dr. Andrea Elmer, DKD Helios Klinik Wiesbaden, anlässlich des 64. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP), Mannheim, 20. bis 23. März 2024

2. Presseaussendung „Pollensaison 2024: Starker Pollenflug steht bevor“ vom 13. März 2024; Polleninformation.at


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Metadaten
Titel
Klimakapriolen als Trigger
Publikationsdatum
03.05.2024

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