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Ärzte Woche

08.01.2024 | Tekal

Transparent ins neue Jahr!

verfasst von: Dr. Ronny Tekal, Medizinkabarettist , Dr. Ronny Tekal, Medizin-Kabarettist, Markus Hechenberger

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Was Ende 2024 alles passiert sein wird.

Auch, wenn wir schon mittendrin sind: Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern ein schönes neues Jahr und allen Studenten einen guten Morgen! Die Zeit der Rückblicke ist vorbei, nun geht es darum, nach vorne zu schauen. Die Vergangenheit lehrt uns jedoch, dass Prognosen vor allem dann schwierig sind, wenn sie die Zukunft betreffen. Wir wissen weder, welche Krisenherde sich auftun, welche Vulkane tätig und welche Viren uns heimsuchen werden. Das hindert uns aber nicht daran, Experten zu Jahresbeginn vor die Kamera zu zerren und aus deren Bodensatz das künftige Schicksal herauszulesen. Schließlich will man sich auf etwas einstellen und planen, in welches Land man auf Urlaub fährt, auf welchem phlegräischen Feld man sich kein Wochenendhaus baut und von welcher impfstoffherstellenden Pharmafirma man Aktien kaufen soll.

Fix ist 2024: Anfangs ist es vermutlich kalt, klimawandelbedingt vielleicht nicht ganz so wie in den vergangenen Jahren, aber mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit etwas kälter als im kommenden August. Ostern dürfte dieses Jahr, religiösen Beobachtern zufolge, rund 40 Tage nach dem Aschermittwoch stattfinden. Und es wird in der Medizin auch 2024 zu einem Engpass kommen. Egal, auf welche Weise und warum, aber hier kann man getrost seine Hand dafür ins Feuer legen, im Wissen, dass es keine dermatologische Abteilung gibt, die einen Termin findet, die Brandwunde zu versorgen.

Spektakulär ist, dass 2024 im Nationalrat die heilige Kuh des Amtsgeheimnisses geschlachtet werden soll. Nicht einmal Vegetarier haben etwas dagegen, denn Demokratie wird dann endlich direkt und transparent erfolgen und nicht mehr um drei Geheimratsecken. Damit im Frühjahr dieses Informationsfreiheitsgesetz beschlossen werden kann, braucht es eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Wer dafür gestimmt haben wird, soll jedoch geheim bleiben. Schließlich gibt es zahlreiche Geheimnisse zu hüten und gerade hierzulande bleiben Österreicher lieber diskret, wenn sie jemanden denunzieren oder ihre Gehälter offenlegen. Nicht alle tragen ihr Herz so offen auf WhatsApp wie Politiker.

Künftig müssen also, bei Überwiegen des öffentlichen Interesses, Behörden-Daten proaktiv zur Verfügung gestellt werden. Man will schließlich wissen, was in den Amtsstuben so gemauschelt wird. Eine Gratwanderung zwischen Transparenz und nachbarschaftlichem Sozialvoyeurismus. Ausnahmen gibt es hier nur für Gemeinden unter 5.000 Einwohnern – und Gott sei Dank besteht Österreich vor allem aus solchen Gemeinden. Ausnahmen bestehen selbstverständlich für all jene Beamte, die aus persönlichen Gründen der Meinung sind, keine Auskunft geben zu müssen. Das betrifft auch zahlreiche Mediziner, die ihre Schweigepflicht eher so verstehen, mit den Patienten nicht sprechen zu müssen.

So blicken wir also transparent in die Zukunft wie durch des Kaisers neue Kleider, um zu erkennen, dass auch Experten, Politiker, Beamte und Mediziner unten drunter irgendwie alle gleich aussehen.

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Metadaten
Titel
Transparent ins neue Jahr!
Schlagwort
Tekal
Publikationsdatum
08.01.2024
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 1-3/2024

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