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Ärzte Woche

22.01.2020 | Tekal

Gesund in die 20er-Jahre

verfasst von: Dr. Ronny Tekal, Medizinkabarettist

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Welche Reformen uns noch erwarten.

Das neue Jahr ist noch jung genug, um mit „Was kommt 2020“ einen Rückblick wagen zu können. Über ein „Das war 2020“ würde ich mich hingegen noch nicht drüber trauen.

Hierzulande darf man sich bereits über eine völlig neue Regierung in noch nie dagewesener Konstellation aus schwarz, grün und türkis freuen. Man wagt den Spagat zwischen strikter Haltung in der Migrationsfrage und Umweltschutz, sodass die Asylwerber jetzt zwar in großer Menge abgeschoben werden, aber nicht mit dem Flugzeug, sondern klimaneutral mit der Bahn.

Was sich in der Gesundheitspolitik tut, ist noch offen. Spannend wird sicher die Entwicklung der mit Jahresbeginn endgültig in Amt und Würden getretenen ÖGK, der Österreichischen Gesundheitskasse. Bekanntlich wurden die zahlreichen kleinen Krankenkassen (rund ein Dutzend pro Gemeinde) aus Spargründen zu einer zentralen Zentralsparkasse zusammengelegt.

Der neue Vorname „Gesundheits-“ könnte ein Hinweis darauf sein, dass sich fortan lediglich gesunde Menschen auf Kassenkosten behandeln lassen dürfen.

Neben der Kassenreform soll es auch eine Pflegereform sowie eine Reform der Reformhäuser geben. Bekanntlich kommt nach jeder Reform auch eine Gegen-Reformation und dazwischen liegt ein dreißigjähriger Krieg, sodass die Projekte vermutlich erst 2050 abgeschlossen werden.

Ebenfalls als gesichert kann man annehmen, dass es zu Einsparungen kommt. Dabei fokussiert man sich aber auf Dinge, die eher dem Komfort als der Genesung dienen, also Luxusartikel wie Heilbehelfe, Nahtmaterial oder Personal. Von Kürzungen betroffen sind 2020 mit Sicherheit Fußnägel und Haare in einschlägigen Salons.

Das soeben aufgesperrte Krankenhaus Nord kommt in die Jahre und muss von Grund auf neu renoviert werden. Dazu braucht es viel Fingerspitzengefühl, da der Bau bereits unter Denkmalschutz steht. Und für die geplante Fusion aller österreichischen Spitäler zu einer Megaklinik im geografischen Mittelpunkt des Landes erfolgt nun der Spatenstich für das 65.000-Betten-Haus in Bad Aussee.

Die gute Nachricht: Man konnte bereits jetzt eine Pflegekraft gewinnen. Eine zweite Pflegekraft wird für den Vollbetrieb noch gesucht.

Aufgrund des eklatanten Mangels an Pflegekräften im restlichen Land werden sich Ärzte und Patienten diese Aufgabe nunmehr teilen. Während die Mediziner in Zukunft die für sie unliebsamen Aufgaben der Krankenpflege übernehmen, pflegen sich die Patienten zu 50 Prozent selbst, man nennt das landläufig auch Shared Patient Management.

Ansonsten setzt sich das übliche und bewährte Ambulanz-Spiel fort: Überfordertes Personal trifft auf unzufriedene Patienten und alle hoffen auf das Eintreffen des erlösenden Messias, in Form einer Reform.

Dann wird endlich alles gut. Reden wir im Jahr 2021 weiter!

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Metadaten
Titel
Gesund in die 20er-Jahre
Schlagwort
Tekal
Publikationsdatum
22.01.2020
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 4/2020

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