Open Access 21.10.2022 | Menopause heute und morgen
Migräne in der Perimenopause und der Einfluss einer Hormonersatztherapie
Erschienen in: Gynäkologie in der Praxis | Ausgabe 4/2022
Allais et al. haben in einem Review Migräne bei Frauen in der Perimenopause und die Auswirkungen einer Hormonersatztherapie (HRT) angeschaut [1]. Erwachsene Frauen leiden dreimal so häufig an Migräne wie Männer. Dieser Zustand wird auf die hormonellen Schwankungen während des weiblichen Menstruationszyklus zurückgeführt. Eine besonders sensible Zeit in dieser Hinsicht ist die Perimenopause. Auch wenn Migräne von den meisten behandelnden Ärzten nicht als Teil des klimakterischen Syndroms wahrgenommen wird, leiden viele Frauen unter perimenopausaler Migräne. Vor allem bei vorbestehender Migräne kommt es häufig zu einer Verschlechterung der Symptomatik, sowohl was die Häufigkeit als auch was die Intensität der Migräneattacken betrifft [2].
Die höchste Inzidenz an Migräne ist um das 50. Lebensjahr herum. Während es perimenopausal häufig zu einer Verschlimmerung kommt, verbessern sich die Beschwerden postmenopausal in vielen Fällen [3]. Dafür verantwortlich sind Schwankungen der Östrogenspiegel. Der Östrogenabfall um die Menstruation herum kann Migräneattacken triggern [4]. Auch ein über Wochen oder Monate bestehender Östrogenmangel – wie es in der späten Perimenopause der Fall ist – triggert so die Symptome [5]. Interessanterweise kommt es bei Frauen, die unter dem prämenstruellen Syndrom (PMS) gelitten haben, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zum Auftreten von Migräne in der späten Umstellungsphase der Perimenopause [3]. Die Prävalenz war bei Frauen mit PMS in der Eigenanamnese höher als bei Frauen ohne diese Beschwerden. Zurückzuführen ist PMS als Prädiktor für perimenopausale Migräne auf eine höhere Sensitivität für hormonelle Schwankungen. Eine natürliche Menopause ist interessanterweise mit einem geringeren Risiko für Migräne assoziiert als ein plötzlicher Eintritt in die Menopause durch eine chirurgische beidseitige Ovarektomie [6, 7].
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Der Effekt einer HRT auf Migräne wurde eingehend untersucht. Vor allem eine transdermale Therapie ohne Intervalle führte im Vergleich zur oralen HRT zu einer Verbesserung der Migräneattacken [8, 9]. Bei höheren oralen Östrogendosen kann es sogar zum Neuauftreten von Migräne mit Aura kommen, bei niedrigeren Dosen und vor allem einer topischen Therapie verschwindet die Aura [10]. Dies unterstreicht auch eine Studie von Nappi [11], der zeigen konnte, dass die Migräne sich bei oraler HRT eher verschlechtert hat. Bei transdermaler Therapie konnte dieser verschlechternde Effekt jedoch nicht gezeigt werden. In einer großen prospektiven Longitudinalstudie wurde herausgearbeitet, dass es unter einer HRT zu einer Zunahme der Intensität und Häufigkeit der Attacken kommt [12]. Bei dieser Studie mit 10.107 postmenopausalen Frauen wurde ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen HRT und Migräne gefunden. Es muss jedoch auch in Betracht gezogen werden, dass Frauen mit Migräne häufiger eine HRT verschrieben bekommen, um eine Exazerbation zu verhindern [12]. Während die Migräne mit Aura als absolute Kontraindikation für ein kombiniertes orales Kontrazeptivum gilt, ist dies für die HRT nicht so. Topische HRT oder eine niedrig dosierte orale HRT ist auch bei Migräne mit Aura möglich, da das Risiko für thromboembolische Ereignisse gering ist. Ein Absetzen der HRT ist jedoch bei einer Verschlechterung der Aura angezeigt [13].
I. Holzer gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für diesen Beitrag wurden von der Autorin keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
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