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30.08.2023 | Infektiologie

Spielwiese für gefährliche Keime

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Ein unangenehmes Reisemitbringsel mit unterschiedlichen Ursachen ist Durchfall. Aber die Hitze selbst stellt schon in unseren Breiten ein Risiko für das vorschnelle Verderben von Lebensmitteln dar – mit ähnlichen Folgen auf das Verdauungssystem wie nach einer Reise in ferne Länder.

Insbesondere in den Sommermonaten führt der Verzehr von verderblichen Lebensmitteln vermehrt zu Infekten. Bakterien, aber auch Pilze haben Hochsaison und vermehren sich bei sommerlich warm-feuchten Temperaturen explosionsartig. Transport, Lagerung und Zubereitung sind die ausschlaggebenden Komponenten, damit Lebensmittel nicht krank machen. Angesichts der immer höheren Sommertemperaturen gibt die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) e.V. Empfehlungen, wann Lebensmittel nicht mehr verzehrt werden sollten und was bei einer leichten Lebensmittelvergiftung hilft.

Aus dem klimatisierten Supermarkt wird der Lebensmitteleinkauf ins Auto getragen, das sich an einem heißen Sommertag auf über 50°C erhitzt hat. Daheim kommt alles schnell in den Kühlschrank oder ins Gefrierfach, aber in der Zwischenzeit haben sich die Lebensmittel bereits erwärmt. „Viren, Bakterien und Pilzsporen befinden sich auf jedem Lebensmittel, bei warmen Temperaturen können sie sich stark vermehren“, erklärt PD Dr. Birgit Terjung, von der DGVS. Häufig seien es die giftigen Stoffwechselendprodukte der Keime, die gefährlich sind. Daher sollten insbesondere tierische Produkte und Tiefkühlware zum Transport in einer Kühltasche gelagert werden.

Bakterien vermehren sich bei Temperaturen über 4°Celsius. Der Kühlschrank verlangsamt die Vermehrung von Bakterien, kann sie aber nicht aufhalten. Ist das Fleisch im Sommer während des Transports warm geworden, konnten sich Bakterien ungehindert vermehren. „Ein erneutes Kühlen erhält dann nur noch den Status quo. Vorsicht gilt insbesondere bei Fleisch, Fisch und Geflügel“, so Terjung. Ist man unsicher, ob man diese noch essen kann, sollte auf den Verzehr verzichtet werden. Bei Milchprodukten sei das Aussortieren deutlich einfacher: Wenn etwas ungenießbar riecht oder schmeckt, sei es das auch. Besondere Vorsicht gelte im Sommer beim Grillen draußen, wo häufig nicht ausreichend auf die Lebensmittelhygiene geachtet werde, sodass hitzeunempfindliche pflanzliche Lebensmittel mit Fleisch in Berührung kommen und sich auch dort gefährliche Bakterien vermehren. Speisen mit rohem Ei reagieren besonders empfindlich auf Hitze und sollten daher stets gekühlt werden.

Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sind die häufigsten Symptome nach dem Verzehr verdorbener Lebensmittel, da der Körper versucht, die Giftstoffe auszuscheiden. Problematisch ist dabei vor allem der mitunter hohe Flüssigkeitsverlust. „Eine Lebensmittelinfektion kann vor allem für Säuglinge, Kinder, Schwangere, ältere Menschen oder Menschen mit einem schwachen Immunsystem gefährlich werden. Allerdings sind in den allermeisten Fällen die Symptome nach ein bis drei Tagen selbstlimitierend“, erklärt Terjung. Personen der Risikogruppen sollten bei Verdacht auf eine Lebensmittelinfektion hausärztliche Hilfe suchen. Bestehen die Symptome bei grundsätzlich gesunden Menschen länger als drei Tage, sollten auch sie eine Ärztin oder einen Arzt konsultieren.

Tipps bei Übelkeit, Erbrechen und Durchfall

  • Ausreichend Flüssigkeit aufnehmen. Wasser und Kräutertees sind besonders hilfreich. So kann Pfefferminze gegen Übelkeit wirken, Fenchel-, Anis- und Kümmeltee wirken krampflösend und Kamillentee beruhigend.
  • Feste Nahrung erst wieder zu sich nehmen, wenn das Erbrechen nachgelassen hat. Bis dahin helfen leicht gesalzene Tees und Brühe, in kleinen Schlucken getrunken.
  • Die Gifte und Krankheitserreger müssen aus dem Körper abtransportiert werden, deshalb sollten nicht selbstständig Medikamente gegen Durchfall oder Erbrechen eingenommen werden, da sie auch die Ausscheidung der Giftstoffe und Krankheitserreger verhindern.
  • Nach der akuten Phase langsam wieder feste Nahrung zu sich nehmen. Geeignet sind Haferschleim, Reis, Weißbrot oder Kartoffeln.
  • Cola-Getränke, häufig bei Durchfallerkrankungen getrunken, sollten nur in geringen Mengen aufgenommen werden, da hohe Mengen Zucker enthalten.

Quelle: Presseaussendung DGVS

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Metadaten
Titel
Spielwiese für gefährliche Keime
Publikationsdatum
30.08.2023
Zeitung
Apotheker Plus
Ausgabe 26/2023

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