Gundula Koblmiller von der Lungenunion und Harald Schlögel von der Österreichischen Ärztekammer klären auf: Der Konsum von Tabak und Nikotin wirkt sich ungünstig auf eine Erkrankung mit dem COVID-19-Virus aus. Rauchen erhöht das Ansteckungsrisiko und begünstigt einen schweren Krankheitsverlauf. Bis Ende März 2023 sind die Wiener Straßenbahnen daher mit der Botschaft „COVID-19 positiv: Nicht warten, Anruf schnell starten!“ unterwegs.
Österreichische Lungenunion/APA-Fotoservice/Richard Tanzer
Wie eine neue Umfrage zeigt, wird Corona noch immer massiv unterschätzt. Hinsichtlich der Risikofaktoren und der zielgerichteten Therapien herrscht große Unwissenheit. Das soll eine Öffi-Kampagne ändern.
Corona ist, schaut man sich auf Veranstaltungen oder in öffentlichen Gebäuden um, überstanden. Selbst dort wo noch Maskenpflicht herrscht, wird diese von vielen nicht eingehalten. Sogar auf einer medienöffentlichen Veranstaltung der Österreichischen Lungenunion war die Verfasserin dieser Zeilen die einzige Person, die überhaupt und durchgehend eine FFP2-Maske trug (Titel: „Aktuelle Umfrage zu COVID-19: Ergebnisse zeigen Unsicherheiten bei Risikofaktoren und Unwissen um zielgerichtete COVID-19-Therapien. Awareness-Bildung als wirksame Gegenmaßnahme“).
Um die Bevölkerung zu sensibilisieren, startete Mitte Oktober eine groß angelegte Aufklärungskampagne unter dem Motto „COVID-19-positiv – Nicht warten, Anruf schnell starten!“, die bis Ende März 2023 laufen und von der Österreichischen Lungenunion (ÖLU) getragen wird.
Anlass für die Aktion war eine im Sommer veröffentlichte Umfrage, die zeigte wie unsicher die österreichische Bevölkerung ist, wenn es um die Frage geht, wer zu den Risikogruppen gehört und wie diese behandelt werden.
Dr. Arschang Valipour von der Klinik Floridsdorf dazu: „Die Menschen wissen zwar, dass es verschiedene Virusvarianten gibt, nehmen die derzeit vorherrschende aber milder wahr. Allerdings steigen die Zahlen dramatisch an, auch im Hinblick auf Hospitalisierungen.“ Der Lungenfacharzt sagt außerdem, dass derzeit gerade einmal 58 von 100 Menschen in Österreich geimpft sind und es viele Risikogruppen gibt. „Das Bewusstsein für die Risiken scheint nicht hoch genug, wenn man sich anschaut, dass im Rahmen der offenen Umfrage 49 Prozent Lungenerkrankungen als bekanntestes Risiko angaben, aber nur 10,7 Prozent das Alter als problematisch empfinden.“ Letzteres werde massiv unterschätzt.
Der Fachmann zeigte sich besorgt, da über 46 Prozent der Befragten bezüglich antiviraler Therapien überhaupt nicht Bescheid wussten und gab zu bedenken, dass das Wissen um Risikofaktoren für einen schweren Erkrankungsverlauf der erste Schritt hin zu einem erhöhten Bewusstsein für Auffrischungsimpfungen sowie für antivirale Therapie sei.
Prof. Dr. Florian Thalhammer, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin, ergänzend: „Die Impfung ist das erste Bollwerk und die beiden oralen Therapieoptionen sind, wenn sie gezielt eingesetzt werden, ein Zugewinn im Management der Pandemie.“ Thalhammer stellt die derzeit verfügbaren Präparate die in Tabletten- und Kapselform erhältlich sind, vor und spricht sich dafür aus, nicht nur den Risikostatus der erkrankten Patientinnen und Patienten einfließen zu lassen, sondern auch ihre Wünsche und Erwartungen. Erklärung: „Es sollte ein individuelles und personalisiertes Therapieangebot bei Vorliegen eines positiven PCR-Tests erfolgen.“
Der Experte bezeichnete die ersten drei Impfungen als Grundimmunisierung und den vierten Stich als Booster, erklärte, dass Mutationen keinen Einfluss auf orale Virostatika hätten und monoklonale Antikörper auch für Schwangere und Kinder geeignet wären.
Auch einige positive Entwicklungen
Mag. Dr. Ulrike Mursch-Edelmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer und Dr. Harald Schlögel, 1. Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer, plädieren für eine bestmögliche Versorgung Betroffener aus und zeigen sich überzeugt, dass sowohl Ärzte, als auch Apotheker für die Aufklärung über die neuen COVID-19-Arzneimitteln unverzichtbar seien. Die Medizin habe sich gewandelt und der Situation entsprechend angepasst, es gebe mittlerweile wirksame Therapien zum Schutz vor schweren Verläufen, Long COVID-Ambulanzen sowie einen Ausbau der Digitalisierung im medizinischen Bereich. Dies seien positive Entwicklungen, nichtsdestotrotz dürfe man nicht vergessen, dass Corona uns weiterhin begleiten wird.
Die Kampagne wird multimedial umgesetzt und in Form von bundesweiten und regionalen Printinseraten in Tageszeitungen ebenso öffentlich gemacht wie in Form eines Bus- und Straßenbahn-Brandings, Radioschaltungen und einer Landingpage. Des Weiteren gibt es digitale öffentliche Aufklärungsaktivitäten, Bannerschaltungen, Hinweise auf Social Media und Poster und Informationsflyer, die in Ordinationen und öffentlichen Apotheken aufliegen.
Drei Millionen Menschen vertreten
Gundula Koblmiller, MSc., von der Österreichischen Lungenunion erklärt: „Als bundesweiter Selbsthilfeverein repräsentieren wir ca. drei Millionen Menschen mit Allergien, Asthma, COPD, Lungenkrebs, Neurodermitis oder Urtikaria.“ Nicht zuletzt deshalb sei es essenziell, über COVID-19 und die Gefahren, die noch immer von der Erkrankung ausgehen, aufzuklären und den Menschen nahe zu bringen, welche Therapiemöglichkeiten es gibt. Das erklärte Ziel der ÖLU seien informierte Patienten ebenso wie ein informiertes Umfeld.