Open Access 11.10.2023 | Originalien
Der Brückner-Test (Durchleuchtungstest)
Erschienen in: Pädiatrie & Pädologie | Ausgabe 5/2023
Zusammenfassung
Der Brückner-Test (Durchleuchtungstest) ist eine einfache und effiziente Untersuchungsmethode zur Detektion amblyogener Risikofaktoren. Visusrelevante Medientrübungen und Veränderungen am Augenhintergrund, sowie aus größerer Untersuchungsentfernung auffallende Refraktionsfehler können rasch und sensitiv erkannt werden. Der Brückner-Test kann keinesfalls eine augenärztliche Untersuchung ersetzen, stellt aber eine ausgezeichnete Screeningmethode für Kinderärzte und Allgemeinmediziner dar, um frühzeitig organische Augenerkrankungen und Ambylopien zu entdecken und einer raschen Behandlung zuzuführen.
Die Amblyopie (Schwachsichtigkeit) im Kindesalter ist häufig (ca. 5 %) und führt zu spät entdeckt zu bleibenden Funktionsstörungen eines oder beider Augen. Die häufigsten Ursachen der Amblyopie sind Fehlsichtigkeiten, das manifeste Schielen oder die Kombination aus beidem. Zu den selteneren Ursachen zählen Organanomalien des vorderen oder hinteren Augenabschnitts, Lidfehlstellungen und vorübergehende Störungen, z. B. in Folge von Verletzungen oder zu lange getragenen Augenverbänden [1]. Mit dem Durchleuchtungstest nach Brückner sind Medientrübungen und zentrale Veränderungen am Augenhintergrund ausgezeichnet beurteilbar. Auch höhere Fehlsichtigkeiten und seitendifferente Refraktionsfehler (Anisometropie) können rasch und effizient entdeckt werden.
Die Untersuchung wird mit dem Augenspiegel (direktes Ophthalmoskop) in einem leicht abgedunkelten Raum durchgeführt. An der Rückseite des Augenspiegels wird das Blendenrad auf den großen Kreis zur Aktivierung der großen Blende gedreht. Der Zeigefinger befindet sich an der Rekoss-Scheibe, um bei Bedarf Nahkorrekturen (Fehlsichtigkeit der untersuchenden Person) durchführen zu können, der Daumen ruht am stufenlos verstellbaren Helligkeitsregler (Rheostat) zur Einstellung der Beleuchtungsstärke. Die Stirnauflage des Augenspiegels wird an die Braue der untersuchenden Person geführt und das Kind durch das Sichtfenster (Anwenderseite) beobachtet (Abb. 1 und 2). Der Lichtkegel muss so groß gewählt werden, dass beide Augen gleichzeitig beleuchtet werden (Abb. 3). Die Untersuchung wird am wachen Kind im Sitzen oder Liegen durchgeführt. Bei fehlendem Interesse kann durch Ansprache, Pfeifen oder andere interessante Geräusche die Aufmerksamkeit auf das Licht gelenkt werden. Am schlafenden Kind erfolgt die Lidöffnung digital, indem die Lider vorsichtig mit dem Daumen und dem Zeigefinger der freien Hand gespreizt werden oder das Oberlid mit dem Daumen angehoben wird. Um den Lidöffnungsreflex auszulösen, kann das Kind auch von der Mutter langsam rhythmisch auf- und ab bewegt werden.
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Merke.
Zur Detektion von Seitendifferenzen ist die gleichzeitige Beurteilung beider Augen essenziell.
Zur Beurteilung von Medientrübungen wird die Untersuchung in kurzer Distanz (0,2–0,5 m) durchgeführt (Abb. 4). Zunächst erfolgt die Begutachtung des Auges unter direkter Beleuchtung. Bei genauer Inspektion können auch ohne Rotreflex bereits Veränderungen der Linse erkannt werden. Bei Vergrößerung des Abstands füllt der normale Fundusreflex (Rotlicht) die gesamte Pupille rötlich ohne Schatten oder eine Abdunkelung des Reflexes aus, wobei der Reflex inhomogen erscheinen kann (Abb. 5). Trübungen der brechenden Medien (Linsentrübung, A. hyaloidea persistens u. a.) rufen eine Verschattung oder ein teilweise oder vollständiges Fehlen des Rotreflexes hervor [2]. Bei genauer Inspektion können sogar kleinste Veränderungen, wie z. B. Pupillarfäden erkannt werden (Abb. 6, 7 und 8). Große Schielabweichungen gehen typischerweise mit einem helleren Rotreflex am schielenden Auge einher. Der helle Reflex kann bei einem Innenschielen von 15–20° durch den Sehnervenkopf hervorgerufen werden, er kann aber auch auf Pathologien am Augenhintergrund, wie z. B. auf ein Retinoblastom oder ein Aderhautkolobom hinweisen (Abb. 9).
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In einem größeren Untersuchungsabstand (ab 1 m Entfernung) gelingt die Beurteilung von Refraktionsfehlern. Man achtet hierbei auf das einheitliche Aufleuchten der Pupillarebene. Bei Vorliegen einer Weitsichtigkeit erhält man zusätzlich zum Rotreflex eine gelbliche halbmondförmige Sichel im oberen Bereich der Pupille. Bei einer Kurzsichtigkeit erscheint die gelbliche halbmondförmige Sichel im unteren Bereich der Pupille (Abb. 10). Die Stärke der Sichel nimmt mit der Ausprägung des Refraktionsfehlers zu. Sphärische Anisometropien sind ab ungefähr 2 dpt Seitenunterschied zuverlässig zu detektieren (Abb. 11). Besondere Vorsicht ist bei einer seitengleichen Weitsichtigkeit gegeben, die ambylogen wirkt und ein Innenschielen auslösen kann. Der Brückner-Test ist in diesem Fall nicht zuverlässig verwertbar, da die Kinder auch höhere Weitsichtigkeiten durch Akkommodation ausgleichen können. In diesen Fällen ist eine weitere Abklärung mit einer Skiaskopie (Schattenprobe) in Zykloplegie (medikamentöse Akkommodationslähmung) erforderlich.
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Der Brückner-Test ist im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen (U-Untersuchung, Mutter-Kind-Pass-Untersuchung) eine der wichtigsten Methoden, um organische Augenerkrankungen und amblyogene Risikofaktoren zu erkennen.
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M. Brandner und B. Bizjak geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für diesen Beitrag wurden von den Autor/-innen keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien. Für Bildmaterial oder anderweitige Angaben innerhalb des Manuskripts, über die Patient/-innen zu identifizieren sind, liegt von den Eltern eine Einverständniserklärung vor.
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