Die Novelle des Apothekengesetzes sorgt für einen Schlagabtausch zwischen Apothekern und Ärzten. Die Reform erlaubt es Apotheken, Testungen und Medikationsanalysen durchzuführen. Der Tiroler Ärztekammerchef Stefan Kastner dazu: „Sinnlos“.
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„Die große entscheidende Frage, die wir uns stellen müssen, ist, ob die Untersuchungen in den Apotheken auch tatsächlich einen großen Mehrwert bringen. Ich kann mir vorstellen, dass die Untersuchungen in den Apotheken erst recht wieder dazu führen, dass der Patient bzw. der Kunde der Apotheke wieder zum Arzt gehen muss“, sagt der Tiroler Landesärztekammerpräsident Stefan Kastner ( eine ausführliche Stellungnahme lesen Sie in der Ausgabe 48, Anm.).
Die Novelle des Apothekengesetzes sorgt für einen weiteren Schlagabtausch zwischen Apothekern und Ärzten. Die Reform erlaubt den Apotheken u. a. Testungen, Medikationsanalysen und bis zu drei Filialen. Ärztekammerpräsident Dr. Johannes Steinhart warnte vor „Qualitätsminderung“ und sieht eine „absolute Kriegserklärung“ in Sachen Hausapotheke.
Mag. Thomas W. Veitschegger, Präsident des Österreichischen Apothekerverbands, wehrt sich gegen diese „verbalen Entgleisungen“. Die Apotheken hätten sich nicht zuletzt während der Pandemie das Vertrauen der Bevölkerung erarbeitet, dementsprechend würden ihre Kompetenzen nun stärker im Gesundheitssystem genutzt. „Uns nun über die Medien auszurichten, dass jeder, der einen Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein macht, medizinisch besser ausgebildet sei als eine Apothekerin oder ein Apotheker, ist unerhört und einer Standesvertretung unwürdig.“
Statista
Kastner hält sich zwar mit harter Kritik zurück, sagt aber, dass er sich die Diagnostik schwierig vorstellt. „Allein schon bei den durchgeführten Untersuchungen hoffe ich, dass den Apothekern klar ist, dass es bei pathologischen Werten einen Arzt braucht. Es wirkt ein wenig wie ein ,Mini-Doc’, das funktioniert aber meiner Meinung nach nicht gut und sinnvoll.“
Statista
Impfen in den Apotheken wird laut der Gesetzesnovelle nicht erlaubt. Der Verband der Impfstoffhersteller OVIH würde diese Möglichkeit begrüßen. „Impfaufklärung, gute Beratung und ein niederschwelliger Zugang zu Impfmöglichkeiten sind entscheidend für eine Steigerung der Durchimpfungsraten. Das wissen wir auch aus anderen europäischen Ländern. Der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller setzt sich daher dafür ein, dass an möglichst vielen leicht erreichbaren Orten Impfungen angeboten werden. Zu diesen niederschwelligen Impfmöglichkeiten gehören Betriebsimpfungen, öffentliche Impfstellen, das Impfen durch verschiedene Ärztegruppen, aber auch das Impfen in der Apotheke“, sagt Präsidentin Renée Gallo-Daniel.