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Ärzte Woche

Open Access 21.11.2022 | Tekal

Zick-zack und zugesperrt

verfasst von: Dr. Ronny Tekal, Medizinkabarettist , Dr. Ronny Tekal, Medizin-Kabarettist, Markus Hechenberger

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© SIphotography / iStock

Sicherheitslücken durch unglücklich gewählte Passwörter.

Die Österreicher sind im 21. Jahrhundert angekommen. Schütze man früher noch die Wohnung mit Sicherheitszylinder, Balkenschloss und Panzerriegel, um danach den Schlüssel erst recht unter die Türmatte zu legen, so wurde nun, nach Jahren des Leichtsinns, „123456“ als beliebtestes digitales Passwort abgelöst. Das neue, ultimative Passwort, das die „123456“ vom Siegespodest gekippt hat, lautet: passwort. Raffiniert!

Dazu muss man wissen, dass das zweitbeliebteste Passwort weltweit „123456789“ lautet und auf Platz 3 der nicht zu knackende Code „12345“ liegt. Erst 25 Plätze dahinter findet sich der überaus gefinkelte Schlüssel „987654321“. Hier haben Hacker keine Chance. Auch in Gesundheitseinrichtungen werden die sensiblen Patientendaten auf solche Art geschützt: Meist verwendetes Schlüsselwort ist eine Kombination aus dem Namen der Klinik oder Praxis, plus das Gründungsjahr (Bitte an dieser Stelle die Kolumne kurz beiseitelegen und das Passwort ändern). Vermutlich ist es den Usern aber bewusst, dass man jenen Stellen, denen man keinen Zugang zu sensiblen Daten oder Konten erlauben mag, also Mafia, Finanzamt oder Staatsanwaltschaft, ohnehin Einlass gewähren sollte, wenn sie tatsächlich Einlass begehren. Man möchte schließlich nicht mit gebrochenen Fingern und Betonschuhen im Hafenbecken enden. Und frage nicht, was erst die Mafia mit einem anstellt.

Tatsächlich ist der digitale Raum kein allzu guter Ort, sich zu verstecken. Spätestens, wenn man bei der Drogenbestellung im Darknet die AGBs anklicken muss, hat man schon eindeutige Fußabdrücke in der schneeweißen Spur hinterlassen. Dagegen mutet der gute, alte Sparstrumpf unterm Kopfpolster oder das Loch, in dem der Piratenschatz vergraben ist, wie Fort Knox an. Und konnte man einst geheime Papiere einfach verbrennen, so regnet der Inhalt gelöschter und geschredderter Smartphones unvermutet wieder aus der Cloud, die die Chats der vergangenen Jahrhunderte für bessere Zeiten abgespeichert hat. Selbst in der Schule konnte man seinerzeit noch behaupten, dass der Hund die Hausaufgaben gefressen hat! Schwöre! Mittlerweile werden die Arbeiten online über moodle hochgeladen. Die Zeiten sind vorbei, als man die versäumte Zusammenfassung der kompletten Bibel noch in der großen Pause per analogem copy & paste rasch vom Banknachbarn abschreiben konnte. Absurd, aber je mehr wir uns in der virtuellen Welt aufhalten, desto realer sind wir für andere sichtbar.

Zum Glück besitze ich nicht nur eine ausgeklügelte Firewall, die sich so sehr um mich kümmert, dass sie mir nicht einmal erlaubt, Tetris am Computer herunterzuladen, sondern auch einen ausgeklügelten Hochsicherheits-hotmail-Account, der alle Mails meiner Redaktion mit den verdächtigen Betreffzeilen „Abgabetermin“, „Wann kommt endlich …“ oder „Hast du eh nicht vergessen, …“ in meinen Junk-Mail-Ordner kippt und umgehend löscht. Schwöre! Ach ja: Das neue, ultimative Passwort, das die „123456“ vom Siegespodest gekippt hat, lautet: passwort. Raffiniert!

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Metadaten
Titel
Zick-zack und zugesperrt
Schlagwort
Tekal
Publikationsdatum
21.11.2022
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 48/2022

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