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02.03.2018 | Tekal

Peganer auf dem Vormarsch

verfasst von: Dr. Ronny Tekal, Medizinkabarettist

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Schön langsam wird’s kompliziert mit den Ernährungsformen.

In meiner Jugend waren die Ernährungsempfehlungen noch ganz anders. Kohlenhydrate waren die Basis, auf die man sich die industrielle Margarine strich, Spinat galt als das Nonplusultra des Wachstums und Eier waren zwar erlaubt, aber doch irgendwie gefährlich, sodass bloß die lebensmüden Draufgänger es wagten, mehr als ein Ei in der Woche zu verzehren. Seit damals haben viele Nahrungsmittel eine beachtliche Karriere von der dunklen auf die helle Seite der Macht vollzogen und umgekehrt. Und möglicherweise sind die Eier von gestern die Chiasamen von morgen.

Zur Frage, was denn nun wirklich gesund sei, kann man als Arzt daher lediglich wie ein Kellner die „Empfehlung des Tages“ aussprechen. Denn morgen ist das Heute schon wieder krebserregend. Dennoch darf man voraussetzen, dass Grünzeug (Stangensellerie) vermutlich etwas gesünder sein dürfte als Rotzeug (Stangensalami), Schwarzzeug (Stangenschokolade) oder Braun-Weiß-Zeug (Stange Zigaretten).

Ein aktueller Trend aus den USA ist der Peganismus. Er stammt vom US-amerikanischen Arzt Mark Hyman, der – zugegebener Maßen überaus rank und schlank –, gerne mal zwischen Gemüseregalen posiert. Pegan setzt sich aus den Begriffen „Paläo“ und „vegan“ zusammen. Also Steinzeitmensch meets Tierfreund. Wem die reine Paläokost zu fleischlastig und der reinen Veganismus zu Vitamin-B12-arm erscheint, wird hier sein kulinarisches Zuhause finden: Keine raffinierten Kohlenhydrate, kein Brot, keine Nudeln, kein Reis, keine Kartoffeln, keine Hülsenfrüchte, dafür aber Fleisch und Fisch. Damit werden Liebhaber von Risi-Bisi genauso aus der peganen Community ausgeschlossen wie Menschen, die statt Fleischbällchen aus Schwenden, Falafeln aus Kichererbsen essen. Prominente Persönlichkeiten wie Bill Clinton stehen dem Mediziner als Testimonials bereit, auch wenn man beim Satz „I did not have relations with this Pizza!“ skeptisch werden könnte.

Sich neue Formen der Ernährung zu überlegen ist eine ungemein kreative Tätigkeit und auch ich mache mir so meine Gedanken. So sollte etwa eine Kombination aus Paläo-Kost und Junkfood als Punk-Food großen Anklang finden, bei dem die Nahrung auf Mammut-Kebab basiert. Paläo-Kost, aber diesmal kombiniert mit Schafskäse würde als PaScha-Diät die Männer ansprechen, wohingegen eine Ernährung, die auf einer doppelten Menge Limonen sowie auf Feigen beruht (LiLi-Fe) eher die Prinzessinnen unter den Kindern begeistern wird. Totalverweigerer zeigen Interesse an der No-Go-Diät (Nougat und Goji-Beeren), für Technikfreaks kreiert man Nahrung aus Äpfeln, Eiern und Fondue (Apple-Ei-Fon-Kost). Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt und je knackiger der Diät-Name, desto knackiger der Hintern, so die weitverbreitete Vermutung. Insofern sollte man sich überlegen, ob man die Kombination aus Artischocken und Schalentieren wirklich als ArSCH-Nahrung bewerben möchte.

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Metadaten
Titel
Peganer auf dem Vormarsch
Schlagwort
Tekal
Publikationsdatum
02.03.2018