Skip to main content
Erschienen in: Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Österreich 4/2023

Open Access 13.10.2023 | Schizophrenie | Menopause heute und morgen

Menopause und Frauen mit Schizophrenie, schizoaffektiven oder bipolaren Störungen

verfasst von: DDr. Iris Holzer

Erschienen in: Gynäkologie in der Praxis | Ausgabe 4/2023

download
DOWNLOAD
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
Hinweise
QR-Code scannen & Beitrag online lesen

Hinweis des Verlags

Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.
Die Menopause stellt für alle Frauen durch die hormonelle Umstellung mit zahlreichen das Wohlbefinden und die Gesundheit betreffenden Veränderungen eine Herausforderung dar. Wie die Menopause das Auftreten von Schizophrenie und Störungen aus dem schizoaffektiven und biopolaren Formenkreis beeinflusst, wird in diesem Artikel kurz erläutert [1].
Obwohl die Schizophrenie zu den bekanntesten psychiatrischen Erkrankungen zählt, ist die Prävalenz mit < 1 % relativ niedrig, am höchsten mit ca. 1 % ist die der bipolaren Störungen. Die Ätiologie ist nach wie vor nicht ganz geklärt. Man geht von einer genetischen und epigenetischen Komponente und Umweltfaktoren aus. Interessanterweise beginnen die ersten Symptome, die Positiv-, Negativ- oder kognitive Symptome sein können, bei Männer zwischen dem 18. und 24. Lebensjahr deutlich früher als bei Frauen, bei denen diese im Durschschnitt mit 28 Jahren erstmalig auftreten. Zu den positiven Symptomen zählen etwa Halluzinationen oder auffälliges Verhalten, zu den Negativsymptomen Apathie oder Interessensverlust. Der Zusammenhang zwischen der Menopause und dem neuen Auftreten von schizophrenen Störungen ist nur wenig untersucht [24].
Peri- und postmenopausale Frauen leiden häufig unter schweren Beschwerden wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit und kognitiven Funktionsstörungen. Bei Frauen mit schizophrenen oder bipolaren Störungen können sich diese Symptome bei Eintreten in die Perimenopause negativ auf ihren Krankheitsverlauf auswirken. Darüber hinaus können sekundäre Faktoren, die häufig mit den schizophrenen Störungen einhergehen (Armut, Einsamkeit, Nebenwirkungen von psychiatrischen Medikamenten und Drogen), den Schweregrad und den Verlauf der menopausalen Symptome weiter verschlechtern.
Der Übergang in die Postmenopause bei einer zugrunde liegenden Störung aus dem schizophrenen oder bipolaren Formenkreis geht mit einer fortschreitenden Verschlechterung der psychotischen Symptome (Halluzinationen, Wahnvorstellungen) einher. Dies steht im Gegensatz zum altersbedingten Verlauf bei schizophrenen Männern, bei denen sich die Symptome mit zunehmendem Alter eher verbessern. Östrogene scheinen eine neuroprotektive Wirkung bei Schizophrenie zu haben, die bei Frauen typischerweise im reproduktiven Alter ausbricht. Psychotische Episoden treten jedoch häufiger bei Patientinnen mit niedrigen Östradiolserumspiegeln auf, z. B. bei Amenorrhö, nach der Geburt, in der Peri- und Postmenopause. Eine Schwangerschaft, die typischerweise durch hohe Serumöstradiolspiegel gekennzeichnet ist, geht im Allgemeinen mit einem Rückgang psychotischer Episoden einher.
Andererseits litten Frauen mit spät einsetzender Schizophrenie fast genauso stark an der Krankheit wie Frauen mit früh einsetzender Krankheit. Dies hängt höchstwahrscheinlich mit dem Hypoöstrogenismus zusammen, der sich aus dem Verlust der Ovarfunktion in der Perimenopause und der Abnahme der Dopaminrezeptoren im Alter ergibt, was als Auslöser für die Verschlimmerung der Symptome und des Krankheitsverlaufs angesehen werden kann. Viele Frauen mit Schizophrenie erleben die Menopause als Verstärkung ihrer psychiatrischen Symptome, die mit einer verminderten Lebensqualität einhergeht. Zu den Symptomen, die sich am häufigsten verschlimmern, gehören Depressionen, Angstzustände, Müdigkeit und Gedächtnislücken [58].
Bei den bipolaren Störungen kann eine Hormonersatztherapie eine antidepressive Wirkung erzielen und kann daher ein wirksames Instrument bei der Behandlung depressiver Symptome bei Patienten mit bipolarer Störung und als Ergänzungsstrategie bei behandlungsresistenten Depressionen in der Perimenopause darstellen.
Auch wenn viele Frauen die Peri- und Postmenopause als eine herausfordernde Phase ihres Lebens erleben, benötigen besonders Frauen mit vorbekannten psychiatrischen Erkrankungen in dieser Lebensphase eine gute Unterstützung durch ein multidisziplinäres Team, um den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen zu können.

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt

I. Holzer gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für diesen Beitrag wurden von den Autor/-innen keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.
Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen.
Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der Lizenzinformation auf http://​creativecommons.​org/​licenses/​by/​4.​0/​deed.​de.

Hinweis des Verlags

Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.
download
DOWNLOAD
print
DRUCKEN
Literatur
1.
Zurück zum Zitat Szeliga A, Stefanowski B, Meczekalski B, Snopek M, Kostrzak A, Smolarczyk R et al (2021) Menopause in women with schizophrenia, schizoaffective disorder and bipolar disorder. Maturitas 152:57–62CrossRefPubMed Szeliga A, Stefanowski B, Meczekalski B, Snopek M, Kostrzak A, Smolarczyk R et al (2021) Menopause in women with schizophrenia, schizoaffective disorder and bipolar disorder. Maturitas 152:57–62CrossRefPubMed
2.
Zurück zum Zitat Hartman LI, Heinrichs RW, Mashhadi F (2019) The continuing story of schizophrenia and schizoaffective disorder: One condition or two? Schizophr Res Cogn 16:36–42CrossRefPubMedPubMedCentral Hartman LI, Heinrichs RW, Mashhadi F (2019) The continuing story of schizophrenia and schizoaffective disorder: One condition or two? Schizophr Res Cogn 16:36–42CrossRefPubMedPubMedCentral
3.
Zurück zum Zitat Scaini G, Valvassori SS, Diaz AP, Lima CN, Benevenuto D, Fries GR et al (2020) Neurobiology of bipolar disorders: a review of genetic components, signaling pathways, biochemical changes, and neuroimaging findings. Braz J Psychiatry 42(5):536–551CrossRefPubMedPubMedCentral Scaini G, Valvassori SS, Diaz AP, Lima CN, Benevenuto D, Fries GR et al (2020) Neurobiology of bipolar disorders: a review of genetic components, signaling pathways, biochemical changes, and neuroimaging findings. Braz J Psychiatry 42(5):536–551CrossRefPubMedPubMedCentral
4.
Zurück zum Zitat Gogos A, Ney LJ, Seymour N, Van Rheenen TE, Felmingham KL (2019) Sex differences in schizophrenia, bipolar disorder, and post-traumatic stress disorder: are gonadal hormones the link? Br J Pharmacol 176(21):4119–4135CrossRefPubMedPubMedCentral Gogos A, Ney LJ, Seymour N, Van Rheenen TE, Felmingham KL (2019) Sex differences in schizophrenia, bipolar disorder, and post-traumatic stress disorder: are gonadal hormones the link? Br J Pharmacol 176(21):4119–4135CrossRefPubMedPubMedCentral
5.
Zurück zum Zitat Sajatovic M, Rosenthal MB, Plax MS, Meyer ML, Bingham CR (2003) Mental illness and menopause: a patient and family perspective. J Gend Specif Med 6(2):31–34PubMed Sajatovic M, Rosenthal MB, Plax MS, Meyer ML, Bingham CR (2003) Mental illness and menopause: a patient and family perspective. J Gend Specif Med 6(2):31–34PubMed
6.
Zurück zum Zitat Perich T, Ussher J, Meade T (2017) Menopause and illness course in bipolar disorder: a systematic review. Bipolar Disord 19(6):434–443CrossRefPubMed Perich T, Ussher J, Meade T (2017) Menopause and illness course in bipolar disorder: a systematic review. Bipolar Disord 19(6):434–443CrossRefPubMed
8.
Zurück zum Zitat Freeman MP, Gracious BL, Wisner KL (2002) Pregnancy outcomes in schizophrenia. Am J Psychiatry 159(9):1609 (author reply)CrossRefPubMed Freeman MP, Gracious BL, Wisner KL (2002) Pregnancy outcomes in schizophrenia. Am J Psychiatry 159(9):1609 (author reply)CrossRefPubMed
Metadaten
Titel
Menopause und Frauen mit Schizophrenie, schizoaffektiven oder bipolaren Störungen
verfasst von
DDr. Iris Holzer
Publikationsdatum
13.10.2023
Verlag
Springer Vienna
Erschienen in
Gynäkologie in der Praxis / Ausgabe 4/2023
Print ISSN: 3005-0758
Elektronische ISSN: 3005-0766
DOI
https://doi.org/10.1007/s41974-023-00285-8

Weitere Artikel der Ausgabe 4/2023

Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Österreich 4/2023 Zur Ausgabe

One Minute Wonder

PCOS in der Adoleszenz

News-Screen Menopause

Trockene Augen

News-Screen Assistierte Reproduktion

News-Screen Assistierte Reproduktion