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Ärzte Woche

26.03.2023 | Primärversorgung

Teamplayer mit Doktor-Titel

verfasst von: Reinhard Hofer

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Patienten, Behandler sowie das Gesundheitssystem als Ganzes sollen von den Primärversorgungszentren profitieren. Im Land ob der Enns geht ein neues PV-Zentrum in Betrieb, der Ausbau soll weiter vorangetrieben werden. Getreu dem Ziel von Minister Johannes Rauch, 120 Zentren bis zum Jahr 2025 zu haben.

„Es wird zu wenig Rücksicht auf umliegende Kassenstellen genommen.“

Die zehnte Primärversorgungseinheit (PVE) eröffnet in Oberösterreich: Vier junge Allgemeinmediziner bilden gemeinsam mit der diplomierten Gesundheits- und Krankenpflege sowie der Ordinationsassistenz das Kernteam des neuen Zentrums. Es liegt an der Peripherie der Landeshauptstadt, in Leonding, und ist in einem Neubau mit Tiefgarage untergebracht. Neben den Praxisräumlichkeiten finden sich darin auch Mietwohnungen sowie Büro- und Gewerbeflächen.

Die PVE hat 40 Stunden pro Woche geöffnet und wird von Spezialist:innen für Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie, klinische Psychologie bzw. Psychotherapie, Diätologie und Sozialarbeit unterstützt. Mit den nunmehr zehn PVE gehört OÖ bereits ex aequo mit Wien zu den Spitzenreitern hierzulande, gefolgt von der Steiermark (9), Niederösterreich (6), Salzburg (2), sowie Burgenland und Kärnten (je 1).

Familie und Job

Die Patient:innen sollen von den familienfreundlichen Öffnungszeiten profitieren. „Ich schätze die sehr hohe Flexibilität und die Teamarbeit“, sagt Dr. Katrin Elisabeth Einwagner, die schon seit Längerem an einer Linzer PVE in Teilzeit tätig ist. Für die Mutter zweier Kinder ist das die beste Möglichkeit, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen.

„Gerade die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für viele ein Mit-Grund, sich in einer der verschiedenen neuen Kooperationsformen zu engagieren und niederzulassen. Die PVE sind Teil einer bunten Palette an Möglichkeiten, die in den vergangenen Jahren entstanden sind, und tolles Sprungbrett in den Kassenvertrag“, erklärt OMR Dr. Wolfgang Ziegler, Kurienobmann-Stellvertreter der niedergelassenen Ärzte in der Ärztekammer OÖ. Heute sei es viel schwerer, eine Ordination zu gründen als vor 40 Jahren. Darum würden sich gerade junge Kollegen und Kolleginnen für andere Formen der Zusammenarbeit interessieren.

Es gibt 679 Kassenstellen für Allgemeinmedizin in Oberösterreich, aktuell sind 38 (5,6 %) davon unbesetzt. „Die Weiterentwicklung im Bereich der PVE darf die Bedeutung der klassischen Einzel- und Gruppenpraxen in der medizinischen Versorgung Österreichs nicht schmälern“, sagt Ziegler. Mit den vom Gesundheitsminister geplanten 120 PVE bis 2025 in ganz Österreich wären nur maximal zehn Prozent der hausärztlichen Versorgungsleistung abgedeckt. „Deshalb müssen etwa auch Einzel- und Gruppenpraxen unbedingt im selben Ausmaß gefördert werden“, sagt Ziegler, der die in Begutachtung befindliche PVE-Novelle kritisiert.

„Dass unser Bundesland heute an der Spitze der Primärversorgung steht, liegt an der hervorragenden Kooperation von Österreichischer Gesundheitskasse (ÖGK), Ärztekammer und Land Oberösterreich“, erklärt ÖGK-Landesstellenausschussvorsitzender Mst. Michael Pecherstorfer. Gut 70.000 Patient:innen können in Oberösterreich mit den PVE wohnortnah durch 44 Allgemeinmediziner und drei Kinderärzte versorgt werden. Darüber hinaus wurden 55 Stellen für Ordinationsassistenz und 28 Stellen für diplomierte Gesundheits- und Krankenpflege geschaffen. 30 Millionen Euro flossen von der ÖGK unter Beteiligung des Landes und der Sonderversicherungsträger in die mittlerweile zehn Zentren. Zudem wurden Spezialistinnen und Spezialisten für Physiotherapie (17 Stellen), Ergotherapie (6 Stellen), Logopädie (5 Stellen), Diätologie (6 Stellen), Klinische Psychologie und Psychotherapie (7 Stellen) sowie Geburtshilfe (0,5 Stellen) und Sozialarbeit (7 Stellen) eingestellt.

Prinzip Freiwilligkeit

„Bei den PVE hat sich der bewährte Weg des Miteinanders von Gesundheitskasse, Ärztekammer und Land als erfolgreich erwiesen. Dabei setzen wir auf das Prinzip Freiwilligkeit und legen Augenmerk auf optimale Standorte“, erklärt LH-Stellvertreterin und Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander. Vorgespräche für weitere drei PVE in Oberösterreich seien im Laufen. Die Bevölkerung altert, die Ärzte mit ihr. „Die medizinische Ausbildung geht immer mehr in Richtung Teambuilding, und die angehenden Ärzte wollen das auch in der Praxis anwenden“, sagt Haberlander.

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Metadaten
Titel
Teamplayer mit Doktor-Titel
Schlagwort
Primärversorgung
Publikationsdatum
26.03.2023
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 13/2023

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