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Ärzte Woche

14.06.2023

Poesie im satten Farbenrausch

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In farbenprächtig-fantastischen Bildern erzählt Helmut Kand detailreiche Geschichten vom Leben. Der Farbenrausch zieht über den Sommer im Kunstraum Dr. David in Wien ein. Als Suchtspezialist könne er sich das durchaus erlauben, stellt der Hausherr launig fest.

Die Poesie zieht sich wie ein Leitmotiv durch Leben und Werk des 1946 in Bruck an der Mur geborenen Helmut Kand: Die leuchtend bunten Bilder, deren metaphorisch leitende Titel, die individuelle Reise- und Arbeitsweise und nicht zuletzt die Beschreibungen, die für ihn selbst gewählt werden. Von einem „Reisenden in Sachen Phantasie“ ist da die Rede, von einem „visuellen Alchemisten und Vorausträumer“, von einem „metamorphischen Leidenschaftsgärtner“ und von einem „Traumverkäufer“. Er selbst bezeichnet sich als „poetischen Surrealisten“, denn die Verbindung zur bildhaften Erzählweise faszinierte ihn nach kurzen Ausflügen in die Abstraktion und den Kubismus schon früh. Deshalb machte er sich 1966 nach der Matura auf den Weg nach Spanien, um den surrealsten der Surrealisten, Salvadore Dali, aufzusuchen und studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien in den Meisterklassen der Urväter des phantastischen Realismus, Albert Paris Gütersloh und Rudolf Hausner, Malerei. Auch Friedensreich Hundertwasser zählte in den frühen Jahren zu seinen künstlerischen Weggefährten.

Reisen und Ankommen

Seine Inspirationen holt sich Helmut Kand nicht zuletzt auf ausgedehnten Reisen – durch Mittel- und Südeuropa, in Ägypten und Madeira, auf Island und in Indonesien. Seit mehr als 50 Jahren verbringt Helmut Kand jeden Sommer auf der Kykladen-Insel Ios, die er auch als den künstlerischen Mittelpunkt seiner Arbeit bezeichnet. „Dort ist alles anders“, sagt Kand. Das Licht, der Tagesrhythmus, der nicht durch Uhren bestimmt ist, der Inseltratsch, der Wind und das Meer sorgen für eine fortwährende Inspiration und jedes Jahr entsteht dort ein kompletter Bilderzyklus. Der Zauber der Insel erschließt sich erst nach und nach. In diesem schlafenden Paradies malt Kand mit poetisch-surrealer Erzählkraft Themen von mediterraner Lebensfreude: Erahntes, Gewünschtes, Erlebtes, Visionen und Freude, Erotik und halbfertige Tagträume. Seine enge Verbindung zu diesem Lebensraum wurde 1985 mit dem Titel „Malender Botschafter von Ios“ ausgezeichnet. Und in Indonesien erhielt er von der Regierung den Ehrentitel „Foreign born Indonesian artist“.

Rhythmus des Seins

Mit symbolischen Figuren und klaren Formen führt Helmut Kand in eine bunte, prall gefüllte Erzählung, in der sich die Grenzen zwischen Realität, Phantasie und Traumwelt aufheben. Fabelwesen und nackte Frauenkörper, Berg-und Meereslandschaften, und sanft schwingende Wellen, Schleifen und Ornamente vermitteln den Rhythmus des gesamten Seins. Sie zeigen die farbenprächtige Überhöhung des Erlebten und Wahrgenommenen. „Erwischt beim Lesen nicht verbergbarer Gedanken“ führt ein Titel auf die Spur des Gesehenen, oder auch „Versuch, den Tratsch meiner Nachbarin zu illustrieren“ oder „Verloren geglaubte aufschäumende Abschweifungen“. Wie auf einem Wimmelbild kann der Betrachter seinen Weg durch die vorgeschlagene Geschichte suchen.

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Metadaten
Titel
Poesie im satten Farbenrausch
Publikationsdatum
14.06.2023
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 25/2023

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