HappyAlex / Fotolia × Erreger aus Kuhmilch und aus Rindfleisch (genannt BMMF für „Bovine Milk and Meat Factors") stehen im Verdacht, bei einer frühkindlichen Infektionen das Risiko für Darmkrebs und andere Krebsarten zu erhöhen. Heidelberger Forscher haben nun weitere Belege für diese These gefunden. Eine frühkindliche Infektion mit einer bisher unbekannten Klasse von Erregern aus Kuhmilch und aus Rindfleisch (genannt BMMF für „Bovine Milk and Meat Factors“) kann das Risiko für Darmkrebs, möglicherweise auch für andere Krebsarten und chronische Erkrankungen, steigern. Wissenschaftler um Harald zur Hausen vom deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg haben diese auf epidemiologischen Beobachtungen basierende Hypothese seit nunmehr über zehn Jahren mit Ergebnissen unterfüttert. Auf einer Pressekonferenz stellte das DKFZ am Dienstag die aktuelle Datenlage vor. Danach haben die Forscher des DKFZ einen bisher unbekannten Infektionserreger in Blutserum und Milch von eurasischen Rindern nachgewiesen, der indirekt die Entstehung eines Kolonkarzinoms auslösen (Int J Cancer 2019; 144:1574-1583) könnte. Der Erreger habe dabei Ähnlichkeiten sowohl zu Bakterien als auch zu Viren und sei damit ein neuartiger Erregertyp, berichtete zur Hausen bei einer Veranstaltung des DKFZ in Heidelberg. „Wir konnten Homologien zum p4ABAYE-Plasmid von Acinetobacter nachweisen, aber auch virale Bestandteile von CRESS-DNA-Viren“, berichtete Professor Ethel-Michele de Villiers, Wissenschaftlerin in zur Hausens Team. In Kolonkarzinom-Proben wiesen die Forscher den Erreger-Typ der sogenannten „Bovine Meat and Milk Factors“ (BMMF) zwar nicht nach. „Wir konnten BMMF aber über eine Antikörperfärbung in der Lamia propria um das Tumorgewebe herum detektieren“, fügte Mitautor Dr. Timo Bund hinzu. Keime fördern DNA-Mutationen Außerdem wies das Team in ebendiesem Bereich Makrophagen sowie Sauerstoffradikale nach. „Wir gehen daher davon aus, dass BMMF über eine andauernde Entzündungsreaktion DNA-Mutationen in den Darmepithelzellen auslöst, was dann ein Kolonkarzinom auslösen kann“, so Bund. Die Infektion erfolgt den DKFZ-Forschern zufolge dabei im frühen Säuglingsalter kurz nach dem Abstillen, sobald Milch zugefüttert werde. Sei das Immunsystem des Kindes mit etwa einem Jahr ausgereift, sei das Kind vermutlich immunkompetent und könnte den BMMF-Erreger abwehren. Möglicherweise verhinderten bestimmte Zuckerverbindungen in der Muttermilch die Infektion mit dem Erreger, so die Vermutung der Forscher. Bereits 2015 hatten zur Hausen und seine Kollegen die Hypothese aufgestellt, dass die globale Epidemiologie etwa von Darm- und Brustkrebs auf eine Übertragung von spezifischen Infektionen von Tieren auf Menschen zurückgeführt werden könnte. Alle BMMFs sind eng verwandt mit Plasmidsequenzen in Bakterien der Art Acinetobacter baumannii. Ende vergangenen Jahres hatte die Arbeitsgruppe um Dr. Timo Bund am DKFZ zuletzt Hinweise für diese These und publiziert. Sie konnten dabei nicht nur nachweisen, dass die BMMFs in menschlichen Zellen langfristig überdauern. Sie haben auch bestimmte BMMF-RNA und -Proteinprodukte identifiziert (Sci Reports 2018; 8:2851). Außerdem wurden in menschlichen Blutproben Antikörper gegen diese Agenzien entdeckt. Der Nachweis einer direkten Verbindung zwischen einer Infektion mit den BMMFs und einer bestimmten Erkrankung könnte nach Angaben des DKFZ nun auch präventive Möglichkeiten eröffnen, etwa Impfungen oder schützende Lebensstil- und Ernährungsformen. Quelle www.aerztezeitung.de, 26.02.2019, abgerufen am 27.02.2019