Melanom-Vakzine sorgt für langfristige Immunantwort

Eine Peptidimpfung gegen Melanom-Neoantigene induziert über viele Jahre hinweg Gedächtniszellen und reaktive T-Zellen. Zur Tumorkontrolle reicht dies aber nicht – die meisten Patienten entwickeln trotzdem Rezidive. Patienten gegen aktive Tumoren zu impfen, ist zwar prinzipiell möglich, allerdings haben Forscher bislang keine allzu großen Erfolge mit Tumorvakzinen erzielt. Gegen häufige Tumorantigene zu immunisieren genügt nicht, da sich das Spektrum solcher Antigene von Patient zu Patient oft stark unterscheidet. Daraus folgt, dass die Impfstoffe individualisiert werden müssen. Vor einer Impfung sind also die Neoantigene zu identifizieren, gegen die sich die Vakzine richten soll. Anschließend lässt sich ein personalisierter Impfstoff herstellen. Dieser kann in Form von Peptiden verabreicht werden oder über eine mRNA, die solche Peptide produziert. In kleineren Studien mit Melanomkranken ließen sich mit solchen Vakzinen vielversprechende Erfolge erzielen. Ein Team um Dr. Zhuting Hu vom Dana-Farber Cancer Institute in Boston, USA, konnte nun zeigen, dass Melanomkranke nach einer Impfung über Jahre hinweg eine gute Immunantwort auf die jeweiligen Neoantigene zeigen. Das reicht aber offenbar nicht, um die Erkrankung in Schach zu halten – die meisten entwickeln dennoch Rezidive. Das Team um Hu hatte acht Patienten mit einem Melanom im Stadium IIIB/C oder IVM1b untersucht, die während einer Phase-1-Studie den personalisierten Impfstoff NeoVax bekommen hatten. Bei allen war der Tumor reseziert worden, und die Patienten hatten siebenmal innerhalb eines halben Jahres die Peptidvakzine zusammen mit einem Immunverstärker (Poly-ICLC) erhalten. Innerhalb von vier Jahren blieben drei Patienten rezidivfrei, bei fünf kehrte der Tumor zurück. Von diesen sprachen zwei auf Pembrolizumab komplett an, bei einem ließ sich das Rezidiv chirurgisch entfernen. Alle drei zeigten bislang keine Tumoraktivität mehr, insgesamt zwei der acht Patienten entwickelten ein metastatisches Melanom. Epitop-Spreading beobachtet Wie die Forscher um Hu zeigen konnten, induzierte die Impfung bei den untersuchten Patienten T-Zellen, die gut auf die Tumor-Neoantigene reagierten und Gene für zytotoxische Reaktionen aktivierten. Sie fanden solche Zellen auch in Tumorinfiltraten und gehen davon aus, dass sie sich in vivo an der Tumorbekämpfung beteiligen. Die Neoantigen-spezifischen T-Zellen wurden auch noch viereinhalb Jahre nach der Impfung im peripheren Blut nachgewiesen. Zudem konnten die Forscher bei den Patienten anhand von Expressionsanalysen persistierende Gedächtnis-T-Zellen aufspüren, die auf die Neoantigene ansprachen. Interessant ist zudem ein „Epitop-Spreading“: Das durch die Impfung aktivierte Immunsystem erzeugte auch T-Zell-Klone, die sich gegen andere Neoantigene richteten als diejenigen aus der Impfung. In anderen Studien ging das Epitop-Spreading mit einem verlängerten progressionsfreien Überleben einher – je breiter die Immunantwort ausfällt, um so wirksamer ist sie. Patienten mit Tumorrezidiven zeigten ein kaum verändertes Profil von Neoantigenen in den wiederkehrenden Tumoren, offensichtlich war es solchen Tumoren dennoch gelungen, sich einer Immunantwort zu entziehen. Immerhin scheint die Behandlung mit Checkpointhemmern in diesem Setting recht gut zu klappen – möglicherweise werden die Vakzin-induzierten schlummernden T-Zellen dadurch wieder reaktiviert. Die Impfung in Kombination mit einer Checkpointhemmertherapie könnte daher geeignet sein, eine metastatische Tumorevolution über längere Zeit hinweg zu verhindern, schreiben die Forscher um Hu. Dass muss sich nun jedoch in größeren und längeren Studien zeigen. Referenz: Hu Z et al. Personal neoantigen vaccines induce persistent memory T cell responses and epitope spreading in patients with melanoma. Nature Medicine 2021; https://doi.org/10.1038/s41591-020-01206-4 Quelle: Springermedizin.de

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