ASCO/Zach Boyden-Holmes × Eines der Highlights auf dem diesjährigen ASCO waren die signifikanten OS-Daten für die Hormontherapie plus CDK4/6-Hemmung bei prämenopausalen Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs. Während einige schon von einem neuen Therapiestandard sprechen, warnen andere vor voreiligen Schlüssen. Wurde der CDK4/6-Inhibitor Ribociclib zu einer endokrinen Therapie (ET) ergänzt, lebten prämenopausale Patientinnen mit Hormonrezeptor(HR)-positivem, HER2-negativem metastasiertem Brustkrebs insgesamt länger als unter ET plus Placebo (Raten für das Gesamtüberleben [OS] nach 42 Monaten: 70,2 vs. 46,0 %; Hazard Ratio [HR] für Tod 0,71; 95 %-Konfidenzintervall [95 %-KI] 0,54–0,95; pLog-Rank-Test = 0,009723) [1]. Damit sei erstmals eine statistisch signifikante Überlebensverlängerung unter einem CDK4/6-Inhibitor nachgewiesen worden, erklärte Studienautorin Professorin Sara A. Hurvitz, UCLA Health, Santa Monica, CA/USA. Zuvor waren bereits die Ergebnisse zum primären Endpunkt – dem progressionsfreien Überleben (PFS) – zugunsten von ET plus CDK4/6-Inhibition ausgefallen (23,8 vs. 13 Monate; HR 0,55; 95 %-KI 0,44–0,69; p < 0,0001) [2]. Grad-3/4-Nebenwirkungen in der Ribociclib-Gruppe waren vor allem Neutropenie (63,5 vs. 4,5 %), hepatobiliäre Toxizität (11 vs. 6,8 %) und QT-Zeitverlängerungen (1,8 vs. 1,2%). Diskutant sieht CDK4/6-Kombination als neuen Behandlungsstandard Mit Blick auf die Ergebnisse der MONALEESA-7-Studie erklärte Diskutant Dr. Angelo Di Leo, Ospedale Misericordia e Dolce, Prato, Italien: „Ich denke, [ET-naive Patientinnen] sind eine Population, bei der wir jetzt die Kombination aus einem CDK4/6-Inhibitor plus ET als unseren neuen Behandlungsstandard in Betracht ziehen sollten. Und meine persönliche Einschätzung ist, dass wir diese Ergebnisse auch auf die menopausale Population übertragen sollten“. Zu kurzer Follow-up? Für Kritik aus dem Auditorium sorgte die Tatsache, dass mit der aktuellen OS-Auswertung bereits die finale Analyse der Studie erfolgt war. Keine weitere Nachbeobachtung durchzuführen sei eine Entscheidung des Sponsors gewesen, da das präspezifizierte Kriterium für den Studienabbruch (p ≤ 0,01018) erreicht worden war, erläuterte Hurvitz. Weil sich die Überlebenskurven erst spät trennten, gab Biostatistiker Richard D. Gelber, Dana-Farber Cancer Institute, Boston, MA/USA, zu bedenken: Ich habe die Sorge, dass die Wahrscheinlichkeit für [eine] Überinterpretation [der Daten] [...] so hoch ist, wie der p-Wert in dieser Studie niedrig war. An dieser Stelle könnten Real-World-Daten weiterhelfen, indem Studienteilnehmerinnen freiwillig weiter OS-Daten liefern würden, so Gelber. Mehr einfach- als doppelblind Zu Widerspruch reizte auch der Umstand, dass nur rund 20 % der Patientinnen im Placeboarm nach dem Ende der Studientherapie mit einem CDK4/6-Inhibitor behandelt wurden. „Als es den Patientinnen schlechter ging – waren die Behandler da nicht neugierig, ob die Patientinnen den CDK4/6-Inhibitor oder Placebo erhalten haben?“, wollte Steven Vogl, New York, NY/USA, mit Blick auf einen möglichen Crossover wissen (der übrigens gemäß Studienprotokoll ausgeschlossen war). Es sei eine verblindete Studie gewesen, wandte Hurvitz ein. Vogl retournierte, dass eine Verblindung der Behandler über die Studienphase hinaus Patienten in Gefahr bringe. „Ich würde niemals eine Patientin in eine solche Studie einbringen“. Die Entblindung erfolge typischerweise erst nach dem Vorliegen der Überlebensdaten, entgegnete Hurvitz. Zudem müsse man sich fragen, wie verblindet Behandler tatsächlich gewesen seien, wenn zwei Drittel der Patientinnen unter Ribociclib eine Grad-3/4-Neutropenie erleiden. „Ich denke, man kann daher in etwa abschätzen, wer Ribociclib erhalten hat und wer nicht. Aber das ist eben die Art und Weise, wie Phase-III-Studien durchgeführt werden“, merkte Hurvitz an. Text basierend auf Session „Phase III MONALEESA-7 trial of premenopausal patients with HR+/HER2− advanced breast cancer (ABC) treated with endocrine therapy ± ribociclib: Overall survival (OS) results.“, ASCO Annual Meeting 2019, 31.5-4.6.2019, Chicago Literatur [1] Hurvitz S et al. ASCO. 2019; Abstr 1008; Im SA et al. N Engl J Med. 2019; http://doi.org/gdvw3p [2] Tripathy D et al. Lancet Oncol. 2018;19(7):904-15