Sebastian Schreiter / Springer Verlag GmbH × Nach 10 Jahren ohne echten Fortschritt wurde am 21. September 2018 der PD-L1-Inhibitor Durvalumab (Imfinzi®) für Patienten mit einem nichtkleinzelligen Lungenkarzinom im Stadium III zugelassen. Dies stellt einen wesentlichen Therapiefortschritt dar, sagte Dr. Maximilian Hochmair, Wien. Grundlage für die Zulassung sind die Daten der PACIFIC-Studie. In Österreich weisen ca. 1.700 Patienten mit Lungenkarzinom ein Stadium III auf, so OA Dr. Maximillian Hochmair, Ärztlicher Leiter der onkologischen Ambulanz und Tagesklink am Otto-Wagner-Spital, Wien. Diese Patienten können von einer Immuntherapie mit Durvalumab profitieren. Denn mit der bisherigen Standardtherapie für diese Patientengruppe, einer konkomitanten Radiochemotherapie (cCRT) und anschließender engmaschiger Beobachtung, entwickeln fast 90% der Patienten im weiteren Verlauf einen Progress und nur 15% der Patienten erreichen ein 5-Jahresüberleben. Die Behandlung mit Durvalumab konnte in der PACIFIC-Studie das progressionsfreie Überleben (PFS) und auch das Gesamtüberleben (OS) signifikant verlängern. Die Ergebnisse der PACIFIC-Studie wurden Ende September 2018 bei der World Conference on Lung Cancer (WCLC) präsentiert und zeitgleich im New England Journal of Medicine publiziert (Antonia SJ et al NEJM 2018, http://bit.ly/2IKNYq7). PACIFIC-Studie: Durvalumab verlängert PFS und OS In die PACIFIC-Studie waren 713 Patienten mit lokal fortgeschrittenem, inoperablem NSCLC (Stadium III) eingeschlossen, deren Tumor nach simultaner, platinbasierter Radiochemotherapie nicht progredient war. Dies ist bei den meisten radiochemo-therapierten Patienten der Fall, erläuterte Hochmair. Durvalumab wurde unabhängig vom PD-L1-Expressionsstatus eingesetzt. Der PD-L1-Expressionsstatus wurde jedoch zu Studienbeginn erhoben und ging in Subgruppenanalysen. Die Patienten wurden im Verhältnis 2: 1 auf Durvalumab (10 mg/kg KG i.v, alle 2 Wochen) oder Plazebo randomisiert und bis zu 12 Monate behandelt. Die Immuntherapie begann 1 bis 42 Tage nach Ende der Radiochemotherapie der Patienten, erläuterte Hochmair. Nach einem medianen Follow-up von 25,2 Monaten betrug das mediane progressionsfreie Überleben 17,2 Monate in der Durvalumabgruppe verglichen mit 5,6 Monaten in der Plazebogruppe mit einer Hazardratio von 0,51. Durvalumab verlängerte auch das Gesamtüberleben signifikant. Für die zulassungsrelevante Patientengruppe der PD-L1-positiven Patienten verbesserte Durvalumab die 2-Jahresüberlebensrate von 54 auf 75% und damit um relativ 35%. Dabei traten Grad 3 oder 4 Nebenwirkungen vergleichbar selten auf mit 3,4% unter Durvalumab und 2,6% unter Plazebo. Das sind beeindruckende Daten, kommentierte Hochmair. Eine wichtige Erkenntnis der Studie ist, dass sich die frühzeitige, innerhalb von 14 Tagen nach der Radiochemotherapie beginnende Immuntherapie positiv auf das Gesamtüberleben auswirkt, wie eine präspezifizierte OS-Analyse zeigen konnte. Neue Kombinationstherapie als Chance für Patienten Vielversprechend scheint auch eine kombinierte Radio- und Immuntherapie zu sein, wie Dr. Petra Feuerstein, Oberärztin am Institut für Radioonkologie mit Ambulanz am Wilhelminenspital und Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Radioonkologie (ÖGRO) erläuterte. Durch die ionisierende Bestrahlung werden Tumorzellen zerstört, welche Neoantigene freisetzen, erklärte Feuerstein. Dendritische Zellen nehmen diese auf und transportieren sie zu den Lymphknoten, wo sie den T-Lymphozyten präsentiert werden. Diese werden „geprimt“, das heißt, sie „lernen“, die Tumorzellen gezielt zu bekämpfen und wandern als spezifische Immuneffektorzellen zum Tumor zurück. Dieser hat allerdings als Folge der Zellzerstörung durch ionisierende Bestrahlung Abwehrmechanismen entwickelt und blockiert mit Proteinen (z.B.: PD-L1) auf der Tumor-Zelloberfläche die spezifischen Immuneffektorzellen. Durch den Einsatz von PD-L1-Inhibitoren wird die Blockade der T-Lymphozyten aufgehoben und der Tumor kann vom Immunsystem besonders effizient bekämpft werden. Quelle Pressekonferenz zur Neuzulassung von Durvalumab (Imfinzi®, AstraZeneca), am 9.10.2018 in Wien