CT-Staging: Bei Kehlkopfkrebs Lungenkarzinom in Betracht ziehen

Bei Patienten mit Kehlkopfkrebs im Frühstadium raten britische Forscher nach Auswertung eigener Patientendaten zu einem routinemäßigen CT-Staging. Damit widersprechen sie den aktuell gültigen NICE-Empfehlungen. Das britische NICE-Institut erachtet ein routinemäßiges Staging bei Kopf-Hals-Tumoren grundsätzlich nicht für notwendig, wenn es sich um Frühstadien ohne Lymphknotenmetastasen (T1/T2 N0) handelt. Das sieht ein Team aus einer HNO-Klinik in Newcastle upon Tyne anders: Bei der Auswertung eigener Patientendaten stießen sie vor allem bei den Rauchern auf einen relativ hohen Anteil mit Fernmetastasen in der Lunge oder auch primären Lungentumoren. Die Forscher fordern daher, zumindest bei Rauchern mit entsprechenden Tumoren im Glottisbereich ein CT von Thorax und Abdomen in Erwägung zu ziehen. In die monozentrische Studie waren die Daten von 137 Patienten mit Kehlkopfkrebs im Stadium T1/T2 N0 eingeflossen. Davon waren 80% Männer, 69% gaben an, aktuell zu rauchen oder zumindest in den letzten fünf Jahren noch geraucht zu haben. 13% mit krebsverdächtigen Befunden Bei den CT-Aufnahmen von Thorax und Abdomen, die – im Gegensatz zu den NICE-Empfehlungen – in der britischen Klinik bei solchen Patienten routinemäßig durchgeführt werden, fielen in 13% der Fälle krebsverdächtige Befunde auf. Diese stellten sich nur zur Hälfte als gutartig heraus. Bei zwei Patienten hatte das Larynxkarzinom in die Lunge metastasiert und bei immerhin sieben fand sich ein bislang nicht entdeckter Zweittumor. Die Rate der Patienten mit malignen Befunden im CT lag damit insgesamt bei 7%. Unter den Rauchern war der Anteil mit einem verdächtigen Befund deutlich höher, nämlich 17% (von 94 Patienten). Immerhin 9% dieser Gruppe hatten letztlich einen bestätigten malignen Befund in Form eines zweiten Primärtumors oder von Lungenmetastasen. Bei den Nichtrauchern dagegen wiesen 6% ein verdächtiges CT auf, wovon sich bei der Hälfte der Krebsverdacht bestätigte. Raucher haben deutlich erhöhtes Risiko Insgesamt hatte sich bei jedem zweiten Patienten mit verdächtigem Befund im CT der Krebsverdacht bestätigt. Angesichts dieser hohen Rate ist es nach Dr. Sheryl Chew und Kollegen essenziell, Risikopatienten für ein Zweitkarzinom oder eine Fernmetastase herauszufiltern. Das Rauchen begünstige möglicherweise die Entstehung von Fernmetastasen; die relativ hohen Malignitätsraten in dieser Gruppe scheinen das zu bestätigen. In der deutschen S3-Leitlinie zum Larynxkarzinom wird aus diesem Grund „insbesondere bei Patienten mit besonderer Risikokonstellation wie Tabakrauch und/oder übermäßigem Alkoholkonsum“ eine Panendoskopie empfohlen, die auch das Tracheobronchialsystem und den Ösophagus umfasst. Referenz: Chew SJHL et al.: Rate of significant radiological findings in early laryngeal cancers: Our experience with 137 patients. Clin Otolaryngol 2021; https://doi.org/10.1111/COA.13733 Quelle: springermedizin.de

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