Adipositas bringt Vorteile bei Haut-, Lungen- und Nierenkrebs

In einer Metaanalyse von 203 Studien waren Gesamtmortalität, krebsspezifische Mortalität und Rezidivrate bei Adipösen im Vergleich zu Normalgewichtigen signifikant erhöht. Patienten mit Lungenkrebs, Melanom und Nierenzelltumoren scheinen jedoch eher Vorteile zu haben, wenn sie adipös sind. Übergewicht und Adipositas erhöhen das Risiko für eine ganze Reihe von Tumoren, als Ursache wird einerseits ein Übermaß an proinflammatorischen und proliferationsfördernden Zytokinen durch zu viel Körperfett angenommen, andererseits ein ungesunder Lebensstil mit wenig Bewegung und einseitiger Ernährung. Sind Menschen jedoch an Krebs erkrankt, könnte Übergewicht von Vorteil sein, weil sie mehr Reserven für eine krankheits- und therapiebedingte Gewichtsabnahme aufweisen. Bisherige Studien lieferten dazu widersprüchliche Resultate. Am ehesten scheinen Lungenkrebskranke von Gewichtsreserven zu profitieren, dagegen deutet die Studienlage auf einen Nachteil von Adipositas bei Darm- und Brusttumoren, berichten Onkologen um Dr. Fausto Petrelli von der Klinik in Treviglio, Italien. Dies konnte das Team um Petrelli in einem aktuellen Metaanalysen-Update bestätigen: Patienten mit einem Lungen- oder Nierenzelltumor sowie einem Melanom haben deutlich bessere Überlebenschancen, wenn sie dick sind. Insgesamt ist bei Adipösen mit Krebs aber sowohl die Gesamtsterberate als auch die krebsspezifische Sterberate signifikant höher als bei Normalgewichtigen. Gesamtsterblichkeit um 14% erhöht Für ihre Analyse haben die Experten um Petrelli 203 Studien mit insgesamt 6,3 Millionen Teilnehmern ausgewertet. 84% lieferten Angaben zum Gesamtüberleben in Abhängigkeit vom BMI, 54% nannten die krebsspezifische Mortalität, 39% machten Angaben zum krankheitsfreien oder progressionsfreien Überleben (DFS und PFS). Fast zwei Drittel waren retrospektive Analysen, knapp ein Drittel prospektive Beobachtungsstudien, der kleine Rest (4%) bestand aus gepoolten Analysen von kontrollierten Interventionsstudien. Gewertet wurde der BMI bei der Diagnose oder der Studienaufnahme. Wurden Alter, Geschlecht, Tabakkonsum und Begleiterkrankungen berücksichtigt, war die Gesamtmortalität über alle Studien gemittelt bei Adipösen um 14% höher als bei Normalgewichtigen. Für die krebsspezifische Mortalität ergab sich ein Unterschied von 17% zu Ungunsten der Adipösen, die Rezidivrate, berechnet über PFS und DFS, lag um 13% höher. Die Heterogenität der Studien war allerdings recht hoch, die Ergebnisse waren entsprechend wenig konsistent. Am schlechtesten schnitten Adipöse in prospektiven Studien und solchen mit kürzerer Nachbeobachtungsdauer (unter zehn Jahre) ab. Bei Adipösen mit Brusttumoren war die Gesamtmortalität im Vergleich zu normalgewichtigen Erkrankten signifikant um 26%, die krebsspezifische Mortalität um 23% erhöht, bei Adipösen mit Kolorektalkarzinomen jeweils um 22% und 24%. Uterustumoren gingen mit einer um 20% erhöhten Gesamtmortalität bei Adipösen einher, aber nicht mit einer erhöhten krebsspezifischen Sterblichkeit. Für Prostata- und Pankreastumoren fanden die Onkologen bei Adipösen eine deutlich gesteigerte krebsspezifische Mortalität (jeweils plus 26% und 28%). Verringerte Gesamt- und krebsspezifische Mortalität bei einigen Tumorentitäten Auf der anderen Seite ergab sich für Adipöse gegenüber Normalgewichtigen bei Lungenkrebs eine verringerte Gesamt- und krebsspezifische Mortalität von minus 14% und 47%. Bei Melanomen und Nierenzellkarzinomen war die Gesamtmortalität reduziert (minus 26% und minus 22%), nicht aber die krebsspezifische Sterblichkeit. Für die meisten Tumoren fanden die Onkologen um Petrelli bei Adipösen auch eine erhöhte Rezidivrate, signifikant war die Differenz bei Brustkrebs (plus 14%), Darmkrebs (plus 15%), gastroösophagealen Tumoren (plus 62%) und Prostatatumoren (plus 29%), signifikant geringer war die Rate nur bei Melanomen (minus 21%). Ein möglicher Grund für die günstigere Prognose bei dickeren Lungenkrebskranken könnte die starke Kachexie schwer erkrankter Patienten sein. Die meisten der Lungenkrebsstudien führten Patienten mit fortgeschrittenen und metastasierten Tumoren. Hierbei sei es nicht erstaunlich, dass solche Patienten eine besonders ungünstige Prognose haben, die schon bei Studienbeginn von ihrer Krankheit ausgezehrt sind, geben die Onkologen um Petrelli zu bedenken. Referenz: Petrelli F et al. Association of Obesity With Survival Outcomes in Patients With Cancer. A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Netw Open. 2021;4(3):e213520. https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2021.3520 Quelle: www.springermedizin.de

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