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18.04.2024

Kein Kakadu auf Bali – aber wieso?

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Wer nach Bali reist, wird keinen Kakadu zu Gesicht bekommen, wer auf die Nachbarinsel Lombok geht, schon. Der oft abrupte Wechsel in der Tierwelt ist nur schwer erklärbar. Eine wichtige Rolle spielt das Klima, in dem sich die Arten entwickelt haben.

In Australien leben zahlreiche Beuteltierarten wie das Känguru und der Koala. Je weiter westlich man gelangt, desto spärlicher werden sie: Auf der indonesischen Insel Sulawesi kommen gerade noch zwei Vertreter dieser typisch australischen Säugetiere vor. Auf Borneo sucht man sie vergebens. Der australischen Region fehlen hingegen für Asien typische Säuger wie Bären, Tiger oder Nashörner.

Dieser abrupte Wechsel in der Zusammensetzung der Tierwelt stach schon dem britischen Naturforscher und Mitentdecker der Evolutionstheorie Alfred Russell Wallace ins Auge, der von 1854 bis 1862 den indoaustralischen Archipel bereiste, um Tiere und Pflanzen zu sammeln. Er beschrieb eine (unsichtbare) biogeografische Linie, die zwischen Bali und Lombok sowie Borneo und Sulawesi verläuft und die westlichste Verbreitung australischer Faunenelemente markiert. Von diesem abrupten Wechsel der Lebewesen entlang der Wallace-Linie sind Forschende seit Langem fasziniert. Eine Erklärung dafür ist die Plattentektonik. Vor 45 Millionen Jahren begann die australische Platte nordwärts zu driften und schob sich unter die mächtige Eurasische Platte. Dadurch näherten sich zwei Landmassen, die zuvor weit voneinander entfernt waren. Landlebewesen wurde es einfacher, von einem Kontinent aus den anderen zu besiedeln. Zudem entstanden als Folge der tektonischen Bewegungen unzählige (Vulkan-)Inseln zwischen den beiden Kontinenten, die Tiere und Pflanzen als Trittsteine nutzten, um west- oder ostwärts zu wandern.

Dies- und jenseits der Wallace-Linie

Warum aber mehr Arten den Weg von Asien nach Australien fanden – zahlreiche Giftschlangen, Dornteufel, Hüpfmäuse oder Flughunde zeugen davon – als umgekehrt, war bislang ein Rätsel. Um diese asymmetrische Wirbeltierverteilung entlang der Wallace-Linie zu verstehen, wurde ein Modell geschaffen. Es kombiniert Rekonstruktionen des Klimas, die Plattenverschiebungen zwischen 30 Millionen Jahre und der heutigen Zeit und einen umfassenden Datensatz für rund 20.000 Vögel, Säugetiere, Reptilien und Amphibien, die heute in der Region nachgewiesen sind. Es zeigt sich, dass die Klimata in den Ursprungsgebieten für die ungleiche Verbreitung asiatischer und australischer Faunenvertreter dies- und jenseits der Wallace-Linie verantwortlich sind. Nebst der Plattentektonik waren nämlich die Umweltbedingungen, die vor Millionen von Jahren herrschten, entscheidend für den Austausch. Tiere, die aus Asien stammten, hüpften eher über die indonesischen Inseln, um nach Neuguinea und Nordaustralien zu gelangen. Auf diesen Inseln herrschte ein tropisch feuchtes Klima, das ihnen behagte. Anders die australischen Tierarten: Sie hatten sich in einem trockenen Klima entwickelt und fassten auf den tropischen Inseln weniger erfolgreich Fuß.

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Metadaten
Titel
Kein Kakadu auf Bali – aber wieso?
Publikationsdatum
18.04.2024

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