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12.10.2022 | Innere Medizin | Online-Artikel

Varikozele erhöht Hodenkrebsrisiko nicht

verfasst von: Robert Bublak

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© Eventpress Wenzel / picture-alliance / dpa

In einer großen populationsbasierten Studie hat sich der Verdacht, das Vorliegen einer Varikozele könnte mit einem höheren Risiko für Hodenkrebs verbunden sein, nicht bestätigt.

Was haben der Ex-Stuttgarter Fußballprofi Timo Baumgartl, die Fußballspieler Marco Richter und Jean-Paul Boetius (beide Hertha BSC) sowie Sebastien Haller (Borussia Dortmund) außer ihrer sportlichen Profi-Laufbahn gemeinsam? Sie alle haben kürzlich eine Hodenkrebsdiagnose erhalten. Oftmals sind es junge, fitte Männer ,die von dieser Erkrankung betroffen sind.
In einer großen populationsbasierten israelischen Studie wurde rezent untersucht, ob das Vorliegen einer Varikozele mit einem erhöhten Hodenkrebsrisiko verbunden sein könnte.1
In die retrospektive Kohortenstudie des Forschungsteams um Guy Verhovsky von der Sackler-Fakultät für Medizin an der Universität Tel Aviv flossen Daten von rund 1,5 Millionen jungen Israelis im mittleren Alter von 17,4 Jahren ein, die sich in den Jahren 1967 bis 2012 für die israelische Armee mustern lassen mussten. Gut 53.000 von ihnen (3,4 %) wiesen eine Varikozele vom Grad 2 oder 3 auf. Die Nachbeobachtungszeit belief sich auf mehr als 30 Millionen Personenjahre. Die Musterungsberichte wurden mit Daten des israelischen nationalen Krebsregisters abgeglichen.
54 Probanden mit Varikozele und 1.934 Probanden ohne Varikozele erkrankten später im Leben an Hodenkrebs, und zwar durchschnittlich in einem Alter von 28,8 bzw. 31,7 Jahren. Die Inzidenzen betrugen 5,9 bzw. 6,3 je 100.000 Personenjahre. Signifikante Unterschiede zwischen beiden Gruppen taten sich in der Studie nicht auf.
98,7 % der Hodengeschwülste waren Keimzelltumoren, 51,8 % Seminome. Die separate Betrachtung von Seminomen und Nichtseminomen erbrachte ebenfalls keine Differenzen zwischen den Gruppen.
Das führte Verhovsky et al. zu einem klaren Fazit: „Varikozelen bei Heranwachsenden sind nicht mit Hodenkrebs von jungen Erwachsenen assoziiert.“ Hinter der Hypothese, Varikozelen könnten zu Hodenkrebs führen, stecken Erfahrungen mit Kryptorchismus. Das Hodenkrebsrisiko ist hier erhöht, und als eine mögliche Erklärung dafür wurde die erhöhte Hodentemperatur herangezogen; sie könnte das Keimepithel verändern und zu malignen Transformationen beitragen.
Auch Varikozelen erhöhen die Hodentemperatur, und zwar in einer Größenordnung von 0,6–0,8 °C. Und so besteht theoretisch die Möglichkeit, dass Varikozelen mit einem höheren Risiko für testikuläre Malignome einhergehen. Dieser Verdacht hat sich in der vorliegenden israelischen Studie aber nicht erhärtet. „Die fehlende Assoziation von Varikozelen mit Hodenkrebs in unserer Untersuchung stützt nicht die Annahme einer Verbindung zwischen erhöhter skrotaler Temperatur und testikulärem Krebs“, schreiben Verhovsky und Kollegen. „Das sollte klarmachen, dass andere Faktoren – pränatale Störungen wie das testikuläre Dysgenesie-Syndrom eingeschlossen – in der Entwicklung von Hodenkrebs weitaus wichtiger sind.“
 
Referenz:
1Verhovsky G et al.: Varicocele in adolescence and testicular cancer in young adulthood. Andrology 2022; https://doi.org/10.1111/andr.13280

Quelle: springermedizin.de

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