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Ärzte Woche

15.01.2023 | Infektiologie

Virus hinter Gittern

verfasst von: Wolfgang Geissel

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Mit der Omikronvariante erkranken auch viele geimpfte Menschen. Impfen bremst Ausbrüche aber trotzdem, weil geimpfte Infizierte SARS-CoV-2 weniger weitergeben, so die Ergebnisse einer Studie in US-Gefängnissen.

Während der Omikron-Welle haben Impfungen und Booster die Ausbreitung von SARS-CoV-2 reduziert. Das zumindest legen Daten aus Gefängnissen im US-Staat Kalifornien nahe, wie ein Team um Sophia T. Tan von der University of California in San Francisco (UCSF) berichtet (Nature Medicine 2023; online 2. Jänner). Das Infektionsrisiko der Studienpopulation blieb trotz Impfungen allerdings hoch. Die Forscherinnen und Forscher haben Daten des California Department of Corrections and Rehabilitation (CDCR) von 111.687 Gefängnisinsassen (97 % Männer) aus der Zeit von Dezember 2021 bis Mai 2022 ausgewertet. Dazu gehörten COVID-19-Testergebnisse oder auch Informationen zum Impfstatus sowie zur Unterbringung. Nachfolgend die Ergebnisse:

81 Prozent der Insassen waren komplett geimpft. Es gab viele Durchbruchsinfektionen, aber wenig schwere COVID-19-Verläufe: In den fünf Monaten wurden bei den Insassen 22.334 bestätigte SARS-CoV-2 Omikron-Infekte registriert, aber nur 31 Hospitalisierungen und keine COVID-19-Todesfälle. - Das Risiko für eine Weitergabe des Virus war deutlich geringer bei geimpften Insassen mit Durchbruchsinfekten im Vergleich zu ungeimpften Infizierten (28 % versus 36 %). Allerdings stieg dieses Risiko bei den Geimpften mit jedem 5-Wochen-Abstand zur letzten Impfdosis wieder jeweils um relative sechs Prozent an.

Auch Infizierte mit einer früher durchgemachten SARS-CoV-2-Infektion gaben im Vergleich zu infizierten Insassen ohne SARS-CoV-2 in der Vorgeschichte das Virus seltener weiter (Risiko: 23 % versus 33 %). - Bei Insassen mit hybrider Immunität (durch Infektion plus Impfung) war das Risiko für eine Weitergabe des Virus um 40 Prozent verringert. Der Schutz sei dabei je etwa zur Hälfte auf die natürlich erworbene und auf die Impfimmunität zurückzuführen, resümiert das Studienteam.

Ruf nach neuen Schutzkonzepten

Die Rate der Durchbruchsinfektionen in der gut geimpften Gefängnispopulation sei überraschend hoch, erläutert das Studienteam in einer Mitteilung der UCSF. Sie hoffen, mit den Ergebnissen zu einem verbesserten Schutz beitragen zu können. Konkret heiße das, den Schutz vor COVID-19 mit den empfohlenen Boostern aktuell zu halten. „Binnen zwei Monaten nach einer Impfung sind Menschen am wenigsten infektiös“, wird Studienautor Dr. Nathan Lo von der UCSF in der Mitteilung zitiert. Booster und zeitlich abgestimmte Impfkampagnen könnten daher Virusübertragungen bei Ausbrüchen reduzieren. Es seien aber neue Ideen für Maßnahmen nötig, um die Infektionsrisiken in dieser sehr gefährdeten Gefängnispopulation weiter zu minimieren.

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Metadaten
Titel
Virus hinter Gittern
Schlagwörter
Infektiologie
Covid-19
Publikationsdatum
15.01.2023
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 03/2023

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