Skip to main content

18.07.2022 | Apotheke

Sicher reisen mit Herzinsuffizienz

print
DRUCKEN
insite
SUCHEN

Mobilität bei Herzinsuffizienz ist erstrebenswert. Mit der entsprechenden Beratung und fachärztlichen Unterstützung können diese Patienten sogar Fernreisen unternehmen.

Hitze, Höhe, Stress – das sind nur einige Faktoren, die einem Reisenden mit Herzinsuffizienz gefährlich werden könnten. Die Auswahl des Reiseziels sollte jedenfalls auf den Zustand des Patienten angepasst werden, wie Prof. Dr. Stephan von Haehling, Klinik für Kardiologie und Pneumologie der Universitätsmedizin Göttingen, feststellt. Dabei komme es auf Entfernung, Luftverschmutzung, Klima, Höhe, Jahreszeit und dort verbreitete Erkrankungen an. Besonders wenn mehrere Punkte zusammenkommen, etwa bei einem hoch gelegenen Ort mit schlechter Luftqualität, sei Vorsicht angebracht.

Die Luftqualität lässt sich leicht selbst im Internet checken, beispielsweise unter www.iqair.com . Faktoren wie Ozon, Feinstaub, Kohlenmonoxid, Schwefel- oder Stickstoffdioxid werden zur Bewertung herangezogen. Studien legen nahe, dass eine erhöhte Luftverschmutzung mit einem gesteigerten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse einhergeht, eine hohe Ozonbelastung mit einem erhöhten Herzinfarktrisiko assoziiert ist. Bei einem hoch gelegenen Reiseziel sei wichtig zu beachten, dass Höhe das sympathische Nervensystem aktiviere, was durch gesteigerte Atem- und Herzfrequenz zu kardialer Dekompensation führen könne, so von Haehling. Auch die Gefahr einer hypoxischen Diurese bestehe. Bei sonnigen Urlaubszielen sei Photosensitivität ein wichtiger Punkt, sodass Patienten an Sonnenschutz, Kopfbedeckung und lange Kleidung denken sollten. „Nicht nur Amiodaron ist mit photosensitiven Reaktionen assoziiert, auch ACE-Hemmer und viele weitere Substanzen.“ In Flugzeugen wird standardmäßig ein Druck erzeugt, wie er etwa 2.500 Meter über dem Meer herrscht, auch bei höheren Flughöhen und Langstreckenflügen. Das größere Risiko ist die mangelnde Bewegung. Eine Metaanalyse ergab: Das Thromboserisiko auf längeren Reisen ist gering, verdoppelt sich aber, wenn man am Fenster statt am Gang sitzt, da man seltener aufsteht. „Am besten sollte man alle zwei Stunden etwas auf- und abgehen“, rät er.

Wer auf Reisen gehen darf

„Bei Patienten mit NYHA-Klasse I und II ist es überhaupt kein Problem, auch Fernreisen anzutreten“, so von Haehling. Mit NYHA-Klasse III sei es möglich, manche Patienten könnten gerade bei Langstreckenreisen Sauerstoffunterstützung benötigen, besonders im Flugzeug. Bei NYHA-Klasse IV rate er eher vom Reisen ab. „Wenn jemand aber unbedingt reisen will, sollte man ihn darauf hinweisen, dass die Airline Sauerstoff zur Verfügung stellen oder eine medizinische Assistenz sinnvoll sein könnte“, empfiehlt er. Nach akuter Dekompensation sei es ratsam, sechs Wochen abzuwarten, nach einer Device-Implantation zwei Wochen.

Das kann der Patient selbst tun

Medikamente sollten immer ins Handgepäck gepackt werden, falls der Koffer nicht ankommt, und man sollte immer etwas mehr davon mitnehmen als nötig, falls sich die Rückreise verzögert. Auch Verschreibungen des Arztes, Entlassungsbriefe oder Versicherungsdokumente sollten nicht fehlen. Je nach Zielland dürfen manche Medikamente bei der Einreise ins Land nicht mitgeführt werden. Patienten mit Schrittmacher sollten um Vorsicht bei Metalldetektoren ersuchen. Und grundsätzlich gilt: Genügend Zeit – auch am Flughafen – einplanen, um Stress zu vermeiden.

print
DRUCKEN
Metadaten
Titel
Sicher reisen mit Herzinsuffizienz
Publikationsdatum
18.07.2022

Weitere Artikel der Ausgabe 26/2022

www.gesundheitswirtschaft.at (Link öffnet in neuem Fenster)

Mit den beiden Medien ÖKZ und QUALITAS unterstützt Gesundheitswirtschaft.at das Gesundheitssystem durch kritische Analysen und Information, schafft Interesse für notwendige Veränderungen und fördert Initiative. Die ÖKZ ist seit 1960 das bekannteste Printmedium für Führungskräfte und Entscheidungsträger im österreichischen Gesundheitssystem. Die QUALITAS verbindet seit 2002 die deutschsprachigen Experten und Praktiker im Thema Qualität in Gesundheitseinrichtungen.

zur Seite

www.pains.at (Link öffnet in neuem Fenster)

P.A.I.N.S. bietet vielfältige und aktuelle Inhalte in den Bereichen Palliativmedizin, Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerzmedizin. Die Informationsplattform legt einen besonderen Schwerpunkt auf hochwertige Fortbildung und bietet Updates und ausgewählte Highlight-Beiträge aus Schmerznachrichten und Anästhesie Nachrichten.

zur Seite