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Ärzte Woche

27.11.2022 | Tabak

Dampfen statt Rauchen

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Ein aktualisierter Cochrane Review liefert Evidenz von hoher Vertrauenswürdigkeit, dass die Rauchentwöhnung mit Hilfe von E-Zigaretten deutlich besser funktioniert als mit anderen Nikotinersatzprodukten.

Der Review belegt mit Evidenz von hoher Vertrauenswürdigkeit, dass die Wahrscheinlichkeit, mindestens sechs Monate lang nicht zu rauchen, deutlich höher ist, wenn man nikotinhaltige E-Zigaretten anstatt herkömmliche Nikotinersatztherapien wie Pflaster und Kaugummis zur Unterstützung nutzt. Er gibt auch Hinweise darauf, dass nikotinhaltige E-Zigaretten dabei effektiver sind als nikotinfreie E-Zigaretten oder eine Rauchentwöhnung ohne nikotinhaltige Hilfsmittel. Allerdings liegen für diese Vergleiche weniger Daten vor, weshalb die Autoren die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz nur als moderat einschätzen.

Die aktualisierte Cochrane-Analyse umfasst 78 Studien mit mehr als 22.000 Teilnehmern. Das sind 17 Studien mehr als bei der letzten Aktualisierung im Jahr 2021, deren Ergebnisse in eine Ähnliche Richtung deuteten, aber noch als weniger zuverlässig gewertet worden waren.

Offene Fragen zu Langfristfolgen

Koautorin Nicola Lindson von der Universität Oxford und Managing Editor der Cochrane Tobacco Addiction Group kommentiert: „E-Zigaretten verbrennen keinen Tabak und setzen ihre Nutzer nicht der gleichen komplexen Mischung von Schadstoffen aus, die bei Menschen, die herkömmliche Zigaretten rauchen, Krankheiten verursachen. E-Zigaretten sind nicht risikofrei und sollten nicht von Menschen benutzt werden, die nicht rauchen. Nach derzeitigem Erkenntnisstand bergen nikotinhaltige E-Zigaretten nur einen Bruchteil des Risikos des Rauchens. Aufgrund des Mangels an Daten über mögliche schädliche Wirkungen bei Langzeitgebrauch von nikotinhaltigen elektronischen Zigaretten, d. h. über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren, bleiben jedoch Fragen zu den langfristigen Auswirkungen offen.“

E-Zigaretten erhitzen Flüssigkeiten mit Nikotin und Aromastoffen, sodass die Benutzer Nikotin „dampfen“, anstatt zu rauchen. Den Daten zufolge schaffen es sechs von 100 Personen, mit einer Nikotinersatztherapie aufhören. Diese Zahl lag mit nikotinhaltigen elektronischen Zigaretten bei 9 bis 14 erfolgreichen Ex-Rauchern, also zwischen drei und acht Personen von 100 zusätzlich. Allerdings wurden die Teilnehmern nur über sechs bis zwölf Monate nachverfolgt, sodass die Rückfallquote über längere Zeit unklar bleibt.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) konsumierten im Jahr 2020 22,3 Prozent der Weltbevölkerung Tabak, obwohl bis zur Hälfte der Raucher langfristig daran stirbt. Wer mit dem Rauchen aufhört, verringert das Risiko von Lungenkrebs, Herzinfarkt und vielen anderen Krankheiten. Obwohl die meisten Raucher aufhören wollen, fällt es vielen schwer, dies dauerhaft zu tun. Nikotinpflaster und Nikotinkaugummis sind sichere, wirksame und etablierte Methoden, um den Menschen beim Aufhören zu helfen. E-Zigaretten sind erst seit zehn Jahren auf dem Markt, ihr möglicher Beitrag zur Tabakentwöhnung wird intensiv diskutiert.

Originalpublikation . Hartmann-Boyce J, Lindson N, Butler AR et al. Electronic cigarettes for smoking cessation. Cochrane Database of Systematic Reviews 2022, Issue 11. Art. No.: CD010216. DOI: 10.1002/14651858.CD010216.pub7

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Metadaten
Titel
Dampfen statt Rauchen
Publikationsdatum
27.11.2022
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 48/2022

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