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Open Access 27.02.2024 | Endokrinologie und Reproduktionsmedizin | Originalien

„Social egg freezing“

verfasst von: Prof. Dr. Christine Skala, Susanne Theis

Erschienen in: Gynäkologie in der Praxis

Zusammenfassung

Beim „social egg freezing“ werden unbefruchtete Eizellen ohne medizinische Indikation kryokonserviert. Damit bleibt die Eizellqualität dem Alter bei Entnahme entsprechend erhalten und verändert sich nicht weiter. Durch die Anlage eines Eizelldepots lässt sich die Mutterschaft vom Lebensalter entkoppeln. Die Konsequenz daraus ist eine reproduktive Autonomie der Frau, deren Notwendigkeit sich aus sozialen, ökonomischen und psychologischen Gründen ergeben kann. Daran entzündet sich eine gesellschaftliche Debatte. Im folgenden Artikel werden die Vor- und Nachteile dargestellt. Obwohl die Nachfrage nach der Kryokonservierung von Eizellen steigt, bleibt die Abrufrate gering. Damit zeigt sich im Moment eine ungünstige Kosten-Nutzen-Relation. Dennoch hat das „social egg freezing“ seine Berechtigung. Es verschafft den Anwenderinnen Zeit, um das persönliche Leben für eine Elternschaft vorzubereiten. Um Maßnahmen der Reproduktionsmedizin für Frauen ohne medizinische Indikation überflüssig zu machen, müsste sich die Gesellschaft verändern. Dann darf eine Mutterschaft nicht mit beruflichen und sozialen Nachteilen vergesellschaftet sein.
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Hinweis des Verlags

Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.

Hintergrund

Die Reproduktionsfähigkeit der Frau erstreckt sich nicht auf ihr ganzes Leben. Die weibliche Fruchtbarkeit ist endlich und dauert etwa 30 Lebensjahre an. Das optimale Lebensalter für Reproduktion, Schwangerschaften und Geburten liegt zwischen dem 18. und dem 30 Lebensjahr einer Frau. Im Jahr 2007 hat das Institut für Demoskopie Allensbach ein Meinungsbild der Bevölkerung veröffentlicht [1]. Die Frage war: „Ab welchem Alter wird es für eine Frau schwieriger, schwanger zu werden?“. Bei dieser Befragung waren über 50 % der Befragten der Meinung, dass die Schwierigkeiten erst mit dem 40. Lebensjahr der Frau beginnen. Damit wird deutlich, wie sehr die Realität in Bezug auf die Reproduktionsfähigkeit der Frau in der Bevölkerung verkannt wird.
Die natürliche Fruchtbarkeit nimmt mit jedem Lebensjahr ab. Zum einen wird das schon in der embryonalen Zeit angelegte Eizellreservoir im Laufe der Zeit immer kleiner, bis die Eizellreserve ganz erschöpft ist. Zum anderen nimmt auch die Eizellqualität im Laufe eines Frauenlebens ab. Die Eizellen im Ovar, die sog. Oozyten erster Ordnung, sind noch nicht befruchtungsfähig und müssen, bevor sie befruchtungsfähig werden, noch zwei Reifeteilungen durchlaufen. Die erste Reifeteilung wurde schon in der Embryonalzeit begonnen, arretiert dann und wird erst kurz vor der Ovulation beendet. Dadurch entsteht eine Oozyte zweiter Ordnung. Während der zweiten Reifeteilung bei der Ovulation wird das Genom halbiert. Es entstehen eine reife Eizelle und ein Polkörperchen. Die zweite Reifeteilung wird durch das Eindringen eines Spermiums beendet.
Diese komplizierten Reifungsvorgänge funktionieren bei der jungen Frau deutlich besser als bei der älteren. Grund dafür sind Alterungsprozesse. Die Halbierung des Genoms bei der 2. Reifeteilung muss exakt verlaufen. Eine Analyse der Eizellen von 25-jährigen im Vergleich zu 40-jährigen Frauen zeigte einen auffälligen Unterschied. Während bei der 25-jährigen Frau 80 % der Eizellen genetisch unauffällig sind, zeigen nur 20 % der Eizellen der 40-jährigen Frau ein unauffälliges Genom. Die Rate an Aneuploidien in den Eizellen steigt also mit zunehmendem Lebensalter der Frau an [2].

Definition

Unter einem „social egg freezing“ versteht man das Kryokonservieren von Eizellen, ohne dass eine medizinische Indikation (wie beispielsweise eine keimzellschädigende Therapie o. Ä.) dafür vorliegt. Das Ziel besteht darin, möglichst junge, genetisch gesunde Eizellen zu gewinnen und diese zu einem späteren Zeitpunkt für die Reproduktion zu nützen. Faktoren, die eine Schwangerschaft erschweren, wie die Erschöpfung der Eizellreserve und der Qualitätsverlust durch Alterung, verlieren hierdurch ihre Brisanz. Die Konsequenz daraus ist eine Entkoppelung der Reproduktion vom Lebensalter der Frau.

Gesellschaftlicher Diskurs

Durch „social egg freezing“ lässt sich also eine Schwangerschaft in ein Lebensalter verlegen, in dem ein spontaner Schwangerschaftseintritt weniger wahrscheinlich oder gar unmöglich ist. Damit erlangt eine Frau eine reproduktive Autonomie. 2014 wurde von den Medien berichtet [3], dass Unternehmen wie Apple und Facebook ihren Mitarbeiterinnen eine Kryokonservierung von Eizellen bezahlen, um eine Mutterschaft hinauszuzögern. Diese Tatsache und das „social freezing“ im Allgemeinen haben viele Diskussionen in der Gesellschaft ausgelöst.
In der Bundesrepublik Deutschland ist das „social egg freezing“ legal und kann von jedem, der die finanziellen Mittel aufbringen kann, in Anspruch genommen werden. Anspruch auf eine Kostenerstattung durch eine Krankenkasse besteht nicht. In Österreich ist die Kryokonservierung von Eizellen nicht erlaubt. Die gesetzliche Grundlage dafür ist das Fortpflanzungsmedizinrechts-Änderungsgesetz 2015, das besagt, dass die Kryokonservierung von Eizellen nur dann erlaubt sei, „wenn ein körperliches Leiden oder dessen dem Stand der medizinischen Wissenschaft und Erfahrung entsprechende Behandlung eine ernste Gefahr bewirkt, dass eine Schwangerschaft nicht mehr durch Geschlechtsverkehr herbeigeführt werden kann“. Eine Kryokonservierung von Eizellen ist in Österreich also nur dann erlaubt, wenn eine fertilitätseinschränkende Erkrankung, wie z. B. eine ausgeprägte Endometriose, besteht oder eine fertilitätseinschränkende Therapie, wie z. B. eine Chemotherapie bei onkologischer Erkrankung, notwendig ist. Ein „social freezing“ ohne medizinische Indikation ist nicht erlaubt. Das befeuert die Diskussion weiter, denn Frauen in Österreich fühlen sich in ihrer reproduktiven Autonomie eingeschränkt und hierdurch benachteiligt.

Gründe

Die am häufigsten aufgeführten Gründe für das Anlegen einer Eizellreserve sind sozialer, wirtschaftlicher und psychologischer Natur.
Ein idealer Partner, eine glückliche Partnerschaft, ein wirtschaftliches Auskommen und eine gute Gesundheitsversorgung, das sind die Ziele junger Menschen, die sie gerne vor einer Elternschaft erreicht hätten [4, 5].
Außerdem besteht der Wunsch nach reproduktiver Autonomie. Die Frau möchte selbst entscheiden, wann eine Schwangerschaft eintreten soll. Dabei sollen auch natürliche Grenzen nicht bestimmend sein. Durch das „social freezing“ entsteht diese Möglichkeit der Selbstbestimmung.

Wirtschaftliche Gründe

Tatsächlich ist der Lebensabschnitt zwischen dem 20. und dem 30. Lebensjahr geprägt von Ausbildung und beruflicher Entwicklung. In ihren Dreißigern ist die Frau beruflich etabliert und ein Aufstieg in der Karriereleiter steht an. Eine Schwangerschaft und die Elternschaft würden diese Entwicklung deutlich ausbremsen. Mit der beruflichen Entwicklung steigt auch die Finanzkraft. Eine Familiengründung wird erst bei stabilen wirtschaftlichen Verhältnissen angestrebt.

Soziale Gründe

Der häufigste Grund, warum ein „social freezing“ vorgenommen wird, liegt darin, dass es keinen geeigneten Partner gibt. Wenn eine jahrelange Beziehung zu einem Ende kommt und/oder eine Mutterschaft nicht absehbar ist, dann werden die natürlichen Grenzen der eigenen Fruchtbarkeit wahrgenommen. Dann stellt das Anlegen einer persönlichen Eizellreserve eine greifbare, sofort wirksame Option dar, mit der „die Problemlösung“ vertagt werden kann.

Psychologische Gründe

Wer bleibt unbeeindruckt vom lauten Ticken der eigenen biologischen Uhr? Die psychologische Wirkung der Kryokonservierung von Eizellen ist evident. Es kommt zu einer deutlichen Reduktion des empfundenen Drucks, der zum einen aus den persönlichen Zielen, zum anderen aus der Erwartungshaltung des persönlichen Umfelds, aber auch der Gesellschaft herrührt. Eine persönliche Eizellreserve vermittelt das Gefühl, vorgesorgt zu haben, beugt späteren Vorwürfen vor. Das „egg freezing“ wird wie eine Art „Kinderversicherung“ verstanden.
Auch bei der Partnersuche kann das „social egg freezing“ erlösend wirken, denn es verschafft Zeit. Die Torschlusspanik, die Angst, keinen passenden Partner zu bekommen, wird deutlich reduziert. Die gewünschte Elternschaft bestimmt dann nicht den Kennenlernprozess und eine Partnerschaft muss nicht vorwiegend aus Gründen der Reproduktion eingegangen werden.

Praktische Durchführung

Durch eine tägliche Verabreichung von follikelstimulierendem Hormon kommt es zu einem deutlichen Follikelwachstum an beiden Ovarien. Diese Stimulationsphase dauert etwa zwischen acht und zwölf Tagen. Wenn die Follikel reif sind, werden diese ultraschallkontrolliert von vaginal abpunktiert, ausgesaugt und so die Eizellen gewonnen.
Die Eizellen werden nun vitrifiziert. Darunter versteht man ein ultraschnelles Gefrierverfahren, das im Vergleich zum Slow-freezing-Verfahren mit einer höheren Überlebensrate der Eizellen und einer höheren Schwangerschaftsrate einhergeht. Die Vitrifikation ist ein Meilenstein in der Kryokonservierung. Die Bildung von Eiskristallen wird verhindert, sodass die Eizellen ein ähnliches reproduktives Potenzial haben wie eine frische Oozyte [6, 7].

Kosten

Die Kosten einer Eizellgewinnung und Kryokonservierung sind hoch und von der Patientin selbst zu tragen. Es entstehen Kosten für die Medikation, für die Eizellgewinnung, für die Kryokonservierung und für die Lagerung. Unter Umständen muss bei geringer ovarieller Antwort dieses Verfahren mehrfach wiederholt werden, um eine annähernd ausreichende Anzahl an Oozyten zu gewinnen. Weiterhin fallen im Anschluss daran ggf. noch die Kosten für eine intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) zur Befruchtung der Eizellen an. Insgesamt muss mit Ausgaben im fünfstelligen Eurobereich gerechnet werden.

Effektivität

Die notwendige Anzahl der Eizellen für eine größtmögliche Lebendgeburtenrate hängt sehr vom Alter der Patientin zum Zeitpunkt der Eizellgewinnung ab. Goldman et al. [8] haben eine mathematische Analyse vorgenommen, um die Wahrscheinlichkeit einer Lebendgeburt nach Kryokonservierung von Eizellen zu eruieren.
Dabei kann man von folgenden Wahrscheinlichkeiten für eine Lebendgeburt ausgehen:
  • Bei 10 kryokonservierten Eizellen
    • von 76 % bei der unter 35-jährigen,
    • von 45 % bei der 38-jährigen und
    • von 30 % bei der 40-jährigen Frau
  • Bei 20 kryokonservierten Eizellen
    • von 94 % bei der unter 35-jährigen,
    • von 69 % bei der 38-jährigen und
    • von 51 % bei der 40-jährigen Frau

Kosten-Nutzen-Relation

In einer Analyse konnten Mesen et al. [9] anhand eines Entscheidungsbaummodells die Erfolgsrate und die Kosteneffektivität der Eizellkryokonservierung betrachten. Sie kamen zu folgenden Aussagen:
  • Die Lebendgeburtenrate ist am höchsten, nämlich größer als 74 %, wenn die Frau zum Zeitpunkt der Kryokonservierung von Eizellen jünger als 34 Jahre alt ist.
  • Im Alter von 25 bis 30 Lebensjahren kann durch das „social freezing“ eine Steigerung der Lebendgeburtenraten um 2,6–7,1 % erreicht werden im Vergleich zu Frauen, die keine Kryokonservierung von Eizellen vorgenommen haben.
  • Im Alter von 37 Jahren zeigt sich der größte Zugewinn an Wahrscheinlichkeit für eine Lebendgeburt (51,6 % mit „social freezing“ versus 21,9 % ohne „social freezing“).
  • Insgesamt zeigt sich das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis im Alter von 37 Lebensjahren der Frau.
Eigentlich geht man davon aus, dass der Nutzen für die junge Frau deutlich größer sein müsste. Zwar sind die Eizellen der jungen Frau besser, allerdings ist die Abrufrate deutlich geringer, da nur wenige Frauen, die vor dem 30. Lebensjahr eine Kryokonservierung von Eizellen haben durchführen lassen, auf diese Reserve zurückgreifen. Bei den meisten ist eine spontane Schwangerschaft eingetreten.
Insgesamt rufen 12,1 % der Frauen die Eizellen aus dem Depot ab. Im Mittel erfolgt der Abruf 2,1 Jahre nach der Kryokonservierung in einem durchschnittlichen Lebensalter von 39,2 Jahren. Die Gründe für die sehr überschaubaren Abrufraten liegen zum einen in spontan eingetretenen Schwangerschaften, zum anderen aber in der individuellen persönlichen sozialen oder beruflichen Situation. Insgesamt kann man von Folgendem ausgehen: Je jünger die Patientin bei der Kryokonservierung ist, desto geringer sind auch die Abrufraten [10].
Daten aus dem Kinderwunschzentrum der Universitätsmedizin Mainz zeigen einen deutlichen Anstieg der Nachfrage nach „social freezing“ in den letzten Jahren. Aber nur 13 % aller Eizellen wurden bislang abgerufen. Zwischen Kryokonservierung und Befruchtung der Eizellen vergehen vier bis fünf Jahre. Dabei ist dieser Zeitraum größer, je älter die Patientinnen bei der Kryokonservierung waren.

Vorteile des „social freezing“

Die Vorteile des „social egg freezing“ liegen auf der Hand. Die Kryokonservierung von jungen Eizellen bedeutet, dass diese keinen Alterungsprozessen ausgeliefert sind, die Rate an genetischen Auffälligkeiten nimmt demnach nicht zu.
Die Frau fühlt eine Entlastung, denn sie hat vorgesorgt. Sie muss keine Kompromisse in einer Partnerschaft eingehen. Durch das „social egg freezing“ wird für die betroffene Person eine Eizellspende überflüssig. Man könnte in einem solchen Fall auch von einer autologen Eizellspende sprechen.
Ungenützte Eizellen könnten im Sinne einer heterologen Eizellspende verwendet werden, was in Deutschland bislang immer noch verboten ist. Das würde gesamtgesellschaftlich betrachtet zu einer Optimierung der Kosten-Nutzen-Relation führen.
Bei zunehmender Alterung der mitteleuropäischen Gesellschaft wäre mehr als ein einziges Kind pro Frau von Vorteil für die weitere Bevölkerungsentwicklung. Aus Sicht der individuellen Frau stellt die Mutterschaft einen wichtigen Bestandteil des Frauseins dar.

Nachteile des „social freezing“

Die medizinischen Risiken des „social freezing“ sind gering. 4 von 1000 Frauen sind betroffen. Eine von 1000 bedarf einer chirurgischen Intervention. Es besteht die Gefahr der Überstimulation. Mittlerweile gibt es aber gute Strategien zur Vermeidung derselben. Das „social freezing“ ist keine Schwangerschaftsgarantie, es erhöht aber die Chancen für eine spätere Schwangerschaft deutlich.
Die Eizellgewinnung und die Kryokonservierung sowie die Maßnahmen der künstlichen Befruchtung sind mit hohen Kosten verbunden. Diese können nur von gut situierten Frauen aufgebracht werden. Demnach besteht diese Option für Frauen in weniger sicheren finanziellen Verhältnissen nicht, was eine soziale Ungerechtigkeit darstellt.
Die Balance zwischen Alter bei Eizellgewinnung, der Abrufrate und der Kosteneffektivität ist schwer zu finden. Im Moment werden deutlich mehr Eizellen eingefroren, als befruchtet und später verwendet werden.
Die Entkoppelung der Mutterschaft von der reproduktiven Lebensphase wirft viele ethische Fragestellungen auf. Eine verbindliche Regelung zur Limitierung der Lagerungszeit der Eizellen oder zum Alterslimit für die Mutterschaft gibt es derzeit noch nicht.
Eine späte Mutterschaft geht mit erhöhten Risiken sowohl für die Mutter als auch für das Kind einher [11]. Das Risiko für Präeklampsie, Gestationsdiabetes, für Frühgeburtlichkeit, intrauterine Wachstumsrestriktionen und Kindstod sind deutlich erhöht. Es ist auch von einer erhöhten mütterlichen Sterblichkeit auszugehen.

Kritische Punkte des „social egg freezing“

Die Rolle der reproduktionsmedizinischen Zentren ist zweideutig, da ihr Engagement für das „social egg freezing“ oft als alleiniges wirtschaftliches Motiv gesehen wird. Schließlich stellt die Kryokonservierung von Eizellen eine gute Einnahmequelle für reproduktionsmedizinische Zentren dar. Wäre das „social freezing“ für alle verfügbar, dann würde es zu einer exzessiven, aber eigentlich nicht notwendigen Zunahme der Maßnahmen assistierter Reproduktionsmedizin kommen.
Ungenützte Eizellen könnten im Sinne einer Eizellspende verwendet werden. Ohne rechtliche Regelungen wäre ein illegaler Handel mit diesen Eizellen durchaus denkbar.
Das oben erwähnte Angebot von Apple und Facebook an ihre Mitarbeiterinnen, die Kosten für das „social freezing“ zu tragen, geht mit einem finanziellen Vorteil für die betroffenen Frauen einher. Allerdings übt der Arbeitgeber damit aktiven Einfluss auf die intimsten Angelegenheiten einer Frau oder auch eines Paars aus. Damit kontrolliert er das Privatleben der MitarbeiterInnen.
Da das häufigste Motiv für ein „social freezing“ der fehlende Partner ist, gewinnen die Nutzerinnen dieses Verfahrens Zeit. Allerdings ändert sich in den folgenden Jahren oft wenig an der partnerschaftlichen Situation. Dann ist es notwendig, eine Entscheidung zwischen drei Alternativen zu treffen. Ein Leben als alleinstehende Mutter („single mum“), Anpassung der Anforderungen eines möglichen Partners an das Angebot oder alternative sinnbringende Lebensinhalte. Diese Entscheidung könnte aber auch früher getroffen werden.

Fazit für die Praxis

  • Die höchste Fruchtbarkeit und beste körperliche Compliance für eine Schwangerschaft und Geburt bestehen zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Das sollten alle Frauen wissen und ihre Lebensplanung entsprechend anpassen.
  • Das „social freezing“ hat seine Berechtigung, es nimmt betroffenen Frauen den Druck zur Reproduktion. Obwohl es oft praktiziert wird und die Nachfrage nach „social egg freezing“ von Jahr zu Jahr steigt, werden bislang wenige Eizellen abgerufen. Damit ist das Verfahren nicht kosteneffektiv. In den meisten individuellen Fällen gewinnen Patientinnen durch die Kryokonservierung von Eizellen Zeit, das eigentliche Problem – der fehlende Partner – löst sich dadurch aber nicht.
  • Abgesehen vom „social freezing“ müssen Frauen die Möglichkeit haben, sich beruflich zu entwickeln und Kinder zu haben. Dazu braucht es entsprechende Strukturen in der Gesellschaft, wie Ganztageskinderbetreuung in Krippen, Kindertagesstätten und Schulen.

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt

C. Skala und S. Theis geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für diesen Beitrag wurden von den Autor/-innen keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
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Hinweis des Verlags

Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.
Literatur
1.
Zurück zum Zitat Allensbacher Archiv (2007) IfD-Umfrage 10005 Allensbacher Archiv (2007) IfD-Umfrage 10005
2.
Zurück zum Zitat Jones KT (2008) Meiosis in oocytes: presisposition to aneuploidy and ist increased incidende with age. Hum Reprod Update 14:143–158CrossRefPubMed Jones KT (2008) Meiosis in oocytes: presisposition to aneuploidy and ist increased incidende with age. Hum Reprod Update 14:143–158CrossRefPubMed
8.
Zurück zum Zitat Goldman RH, Rcowsky C, Farland LV, Munne S, Ribustello L, Fox JH (2017) Predictin the likelihood of live birth for elective oocyte cryopreservation: a counseling tool for physicians and patients. Hum Reprod 32(4):853–859CrossRefPubMed Goldman RH, Rcowsky C, Farland LV, Munne S, Ribustello L, Fox JH (2017) Predictin the likelihood of live birth for elective oocyte cryopreservation: a counseling tool for physicians and patients. Hum Reprod 32(4):853–859CrossRefPubMed
Metadaten
Titel
„Social egg freezing“
verfasst von
Prof. Dr. Christine Skala
Susanne Theis
Publikationsdatum
27.02.2024
Verlag
Springer Vienna
Erschienen in
Gynäkologie in der Praxis
Print ISSN: 3005-0758
Elektronische ISSN: 3005-0766
DOI
https://doi.org/10.1007/s41974-024-00300-6