MRT als primäres Verfahren zur Prostatakrebs-Früherkennung?

Bei Männern mit einem erhöhten PSA-Wert bietet die MRT die Möglichkeit, nicht invasiv und relativ zuverlässig klinisch relevante Karzinome zu erkennen und damit Überdiagnosen zu vermeiden. Urologen aus Großbritannien stellten sich nun die Frage, welches Potenzial das bildgebende Verfahren als primäres Screeningtool haben könnte. Zephyr / Science Photo Library × Für die Früherkennung des Prostatakarzinoms gibt es bislang kein optimales Verfahren. Der PSA-Test kann zwar dazu beitragen, Karzinome in einem frühen Stadium aufzuspüren, führt aber häufig auch zu Überdiagnosen. Die Magnetresonanztomografie wird aktuell vor allem zur Abklärung bei erhöhten oder steigenden PSA-Werten eingesetzt, unter anderem um unnötige Biopsien zu vermeiden. Als Screeningtool unabhängig vom PSA-Wert wurde das bildgebende Verfahren nun erstmals von Forschenden aus Großbritannien prospektiv untersucht.1 Carolin M. Moore vom University College London und ihre Kollegen durchsuchten dafür die Datenbanken von acht in London ansässigen Praxen für Allgemeinmedizin und verschickten Einladungen an rund 2100 Männer zwischen 50 und 75 Jahren. Davon hatten 303 beide Screeningverfahren durchlaufen, MRT und PSA-Test. Ältere Männer nutzten das Screening-Angebot häufiger als jüngere. Besonders gering war die Teilnahmebereitschaft bei schwarzen Männern, von den rund 200 Angeschriebenen nahmen nur 4% das Angebot in Anspruch. Jeder Sechste mit positivem MRT-Befund Von den 303 Teilnehmern waren insgesamt 64 mit einem der beiden Verfahren positiv gescreent worden und zur weiteren Abklärung, außerhalb der Studie, an die zuständigen Stellen des National Health Services verwiesen worden. Das MRT-Screening war bei 48 Männern positiv ausgefallen, wobei bei gut der Hälfte (n = 25) ein klinisch relevantes Karzinom bestätigt werden konnte, ein klinisch nicht relevantes Karzinom bei zwei. Die PSA-Werte korrelierten dabei nur bedingt mit dem MRT-Screening: 32 Männer mit positivem MRT-Screening wiesen unauffällige PSA-Spiegel (<3ng/ml) auf, darunter mehr als jeder Zweite (15/25) mit positivem MRT-Befund und klinisch relevantem Prostatakarzinom. Von den 16 Männern mit negativem MRT-Screening und erhöhter PSA-Dichte wurde bei vier Männern ein klinisch relevantes Karzinom sowie bei einem ein klinisch nicht relevantes Karzinom diagnostiziert. Potenzial in großen Studien überprüfen Aus Sicht des Londoner Forscherteams könnte das primäre MRT-Screening, unabhängig vom PSA-Wert, bei der Früherkennung des Prostatakarzinoms durchaus von Vorteil sein. Insbesondere die Beobachtung, dass zwei von drei Männern mit positivem MRT-Befund PSA-Werte unter 3 ng/ml hatten, bereitet den Forschenden Sorgen, „schließlich sind Läsionen in der MRT positiv mit klinisch signifikanten Karzinomen assoziiert.“ Doch um den Effekt eines MRT-Screenings auf die prostatakrebsspezifische Mortalität sowie die Gefahr von Überdiagnosen und Übertherapien tatsächlich beurteilen zu können, brauche es deutlich größere bevölkerungsbasierte Studien. Referenz: 1Moore CM et al. Prevalence of MRI lesions in men responding to a GP-led invitation for a prostate health check: a prospective cohort study. BMJ Oncol 2023; 2:e000057; https://doi.org/10.1136/bmjonc-2023-000057 Quelle: springermedizin.de

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