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18.10.2022 | Innere Medizin | Studiennews | Online-Artikel

Kein gutes Zeichen: Weißes Haar wird wieder dunkel

verfasst von: Robert Bublak

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© LIGHTFIELD STUDIOS / stock.adobe.com

Wenn weißes Haar plötzlich wieder dunkle Farbe annimmt, mag das für manche nach Grund zur Freude klingen. Womöglich freut man sich da aber zu früh, denn der Farbwechsel kann gefährliche Ursachen haben.

Der 85-jährige Mann, der in die Klinik für Dermatologie der University of Michigan in Ann Arbor kommt, hat medizinisch schon einiges mitgemacht. In seiner Anamnese finden sich eine chronische lymphatische wie eine chronische myeloische Leukämie, er nimmt Ibrutinib ein. Dermatologisch war er schon einmal an einem In-situ-Melanom und an weißem Hautkrebs erkrankt. Nun aber führt ihn ein merkwürdiger Befund in die Hautklinik: Seit einigen Monaten ist sein weißes Haar an einer Stelle am Kopf wieder dunkel geworden. Eine zugrunde liegende Hautläsion habe er nicht festgestellt.
In der Untersuchung zeigt sich grauweißes Haar, ausgenommen eine 4,5 x 3cm messende Stelle braunen Haars rechts parietal, darunter eine etwa 0,5 cm große, schlecht abgrenzbare Makula. Eine Shavebiopsie wird vorgenommen, sie ergibt ein Melanoma in situ vom Lentigo-maligna-Typ.

Nach Sicherung der Diagnose erfolgt eine weite lokale Exzision der Läsion und der Narbe in der Square-Technik. Dabei handelt es sich, ähnlich der mikrografischen Mohs-Chirurgie, um eine Form der gestuften Exzision. In der deutschen Leitlinie zur mikroskopisch kontrollierten Chirurgie steht dazu: „Bei der Square-Procedure wird der Tumor in eckiger Form mit einem Skalpell mit doppelter Klinge exzidiert, um die Abtrennung der Randschnitte zu erleichtern.“
In der ersten Exzisionsstufe findet sich ein In-situ-Melanom mit Einbezug der Follikel, das sich zu den Rändern erstreckt. Nach zwei weiteren Exzisionsstufen ist der Tumor entfernt.

„Die Repigmentierung vordem weißer oder grauer Haare sollte den Verdacht auf eine Lentigo maligna der Kopfhaut lenken, insofern auch zuvor schon darüber als Frühzeichen einer melanozytären Neoplasie berichtet worden ist“, schreiben Julie Gessler und Kollegen, die über den Fall des 85-jährigen Patienten berichtet haben. Sie beziehen sich dabei auf Kasuistiken aus den vergangenen drei Jahren. Es ging dabei um einen grauhaarigen 80-Jährigen, dem schwarze Haare auf dem Scheitel gewachsen waren (Chan C et al. Am J Dermatopathol 2019;41:671–674) sowie um eine 95-jährige Patientin, der ein dunkles Büschel aus dem weißen Haar wuchs (Gotland N et al. Ugeskr Læger 2020;182(40):V03200133). Ursache war im ersten Fall eine Lentigo maligna, im zweiten ein Lentigo-maligna-Melanom.

Literatur:
Gessler J et al.: Re-pigmentation of scalp hair – A feature of early melanoma. Am J Med 2022; https://doi.org/10.1016/j.amjmed.2022.09.005

Quelle: springermedizin.de

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