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Ärzte Woche

01.12.2023 | Gesundheitspolitik

Wiener schöpfen aus dem Vollen

verfasst von: Josef Broukal

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Wasser von Schneeberg, Rax und Hochschwab bleibt das Rückgrat der Versorgung. Aufgrund der steigenden Bevölkerungszahl werden zusätzliche Quellen benötigt.

Die großen Feiern sind vorbei; der Jubiläumsbrunnen sprudelt vor sich hin; jetzt beginnt bei „Wiener Wasser“ wieder der Alltag. Ein Alltag, bestehend aus:

- Bewahrung des Bestehenden;

- ständigem Ausbau dort, wo der Bedarf steigt;

- Ersatz von in die Jahre gekommenen Teilen des mehr als 3.000 km langen Rohrnetzes.

Drei große Herausforderungen

In der Zentrale von „Wiener Wasser“ treffen wir Diplomingenieur Paul Hellmeier. Seine Fachgebiete im Studium waren Kulturtechnik und Wasserwirtschaft. Hellmeier leitet die Wiener Wasserversorgung seit 2020. Er ist 39 Jahre jung. Im Gespräch mit der Ärzte Woche nennt er drei große Herausforderungen: „Als Erstes wohl den Klimawandel. Da haben wir bis jetzt Glück gehabt: Die jährliche Wassermenge aus den Bergen ist in etwa gleich geblieben. Aber die Verteilung auf die Jahreszeiten ändert sich. Wir haben mehr Starkregen – seltener, aber intensiver. Wir Wasserversorger würden den Salzburger Schnürlregen bevorzugen. Für uns sind die Winter-Niederschläge optimal: Die Vegetation ist im Winterschlaf, nimmt sich nichts aus den Niederschlägen heraus, das ganze Wasser kann im Berg versickern. Wir sagen: ‚Der Schnee des Winters ist das Wasser des Sommers.‘ Zum Glück sind die Karstberge, aus denen das Wiener Wasser kommt, wie ein riesiger Schwamm. Sie saugen auf und geben nach und nach ab.“

Die zweite Schwierigkeit? Den Bedarf der Stadt decken. Hellmeier: „Da gilt die Faustregel: ‚Je höher die Temperatur, desto mehr Wasser wird verbraucht.‘ Eine leichte Kompensation bringen die Sommerferien, in denen viele Wiener Familien auf Urlaub fahren. Wir haben dann zwar viele Touristen in Wien, aber die haben keine Gärten, die sie gießen.“ In Zahlen ausgedrückt: Der durchschnittliche Wiener Tagesbedarf beträgt 390.000 m³ – ein Fußballfeld, 50 Meter hoch mit Wasser bedeckt. An Spitzentagen sind es mehr als 500.000 m³.

Zum Glück wird das Bevölkerungswachstum einigermaßen ausgeglichen durch sparsamere Geräte: Geschirrspüler, Waschmaschine, ECO-Duschköpfe – aber auch die kleine Taste am WC. Und vermutlich auch durch ein wachsendes Bewusstsein, was den Wasserverbrauch betrifft. Hellmeier dazu zusammenfassend: „Ich sehe keine Gefahr für die Wiener Wasserversorgung, aber unsere Hausaufgaben müssen wir erledigen. Wir geben im Jahr rund 100 Millionen Euro aus für die laufende Instandhaltung, Modernisierung, und Erweiterung der Infrastruktur der Wasserversorgung. Dazu gehört die Erhöhung des Speichervolumens der Wasserbehälter genauso wie neue Leitungen in die Stadterweiterungsgebiete.“

Die dritte Aufgabe: Mit dem Wachsen der Stadt Schritt halten. „Wiener Wasser rechnet mit einem Anstieg des Verbrauchs um rund 15 Prozent. Mit 70 Quellen und 30 Grundwasser-Brunnen ist die Wiener Wasserversorgung prinzipiell gut für die Zukunft aufgestellt. Damit wir den steigenden Bedarf decken, werden verfügbare Wasserressourcen besser erschlossen. Durch unsere Stadt fließt die Donau, die im Untergrund von einem Grundwasserstrom begleitet wird. Dieses Grundwasser wird durch die Filterstrecke im Boden natürlich gereinigt und eignet sich hervorragend für die Wasserversorgung.“

Im Augenblick arbeitet Wiener Wasser an der Erweiterung des Wasserwerks Donauinsel, bei dem zusätzliches Nass aus dem Wasserwerk Nussdorf aufbereitet wird. Und man schöpft hervorragendes Trinkwasser aus der Lobau und aus Moosbrunn. „Emotional kann das nicht mit dem Hochquellwasser konkurrieren. Aber die Grundwasserwerke gewährleisten die Sicherheit der Wasserversorgung, und diese garantiert die Handlungsfähigkeit. An einem normalen Verbrauchstag können wir die ganze Stadt mit den zwei Hochquellleitungen versorgen. Aber wir haben ein historisches Netz, das ständig gewartet, erneuert und ausgebaut werden muss. Also müssen wir dann und wann eine der beiden Hochquellleitungen wegen Wartungsarbeiten stilllegen. Und dann brauchen wir das Grundwasser – und die vielen Wasserspeicher, die wir ständig vergrößern und ausbauen – 31 an der Zahl. Der größte Speicher ist Neusiedl am Steinfeld. Er fasst derzeit 600.000 m³, also fast zwei Tagesbedarfe. Wir bauen ihn künftig aus auf 1 Million m³.“

Wiens Wasser auf dem Prüfstand

Hervorragendes Gebirgswasser, aber immer noch viel zu wenig

Hochgelobtes Hochquellwasser

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Metadaten
Titel
Wiener schöpfen aus dem Vollen
Schlagwort
Gesundheitspolitik
Publikationsdatum
01.12.2023
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 49/2023

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