Mehrsprachig. Rednerin Clara Cernajsek mit ihrer Mutter Christa (re.).
privat
Clara Cernajsek schnupperte in der „Ärzte Woche“ Medienluft. Beim Wettbewerb „Sag‘s Multi!“ kam sie nun ins Finale.
Vor zwei Jahren absolvierte sie ihre schulpraktischen Tage in der Redaktion der Zeitschrift "Ärzte Woche", wo sie durch ihr Interesse am Journalismus und ihre Sprachbegabung auffiel. Nun bewies die heute 16-jährige Schülerin am bilingualen Realgymnasium Komensky in Wien-3 ihr rhetorisches Talent. Ihr Thema beim Redewettbewerb Sag's Multi! war "Der Tod in der Familie". Sie führte ihre Gedanken auf Deutsch und Tschechisch aus. Die ganze Rede können Sie über den angefügten Link anhören oder im Wortlaut lesen.
Weitere Informationen:
Clara Cernajsek, 16
Aufeinander achten – es geht um unsere Zukunft
Hallo, liebes Publikum! Ich heiße Clara Cernajsek, bin 16 Jahre alt und gehe ins RG Komenský.
Der Tod in der Familie. Ein sehr sensibles, oft tabuisiertes Thema, das jedoch sehr wichtig ist. Meist reden wir nur in der Familie oder mit engen Freunden darüber. Ich habe mir das Thema ausgesucht, weil es mich persönlich betrifft und in letzter Zeit sehr intensiv beschäftigt.
Strýček od maminky sice přežil hodně onemocnění. I Covid-19. Ale pak zemřel před velice závažnou operací, protože již byl fyzicky vyčerpaný. Nikdo s tím nepočítal.
Und auch meine Uroma: Wir rechnen schon seit längerer Zeit mit ihrem Tod und dass wir uns von einander verabschieden müssen. Es verlangt uns einiges ab...
Das Thema Tod wird in unserer Kultur in diverse Institutionen verbannt – die Menschen sollen zivilisiert und am besten in einer sterilen Umgebung sterben – im Krankenhaus, im Seniorenheim, im Hospiz. Solange wir leben, genießen wir hoffentlich unser Leben in vollen Zügen und fühlen uns unsterblich, weil wir den Tod nicht sehen. Der ist ja weggesperrt.
Smutek po úmrtí blízké osoby je velice důležitý. V němčině je pro to příhodný výraz – Trauerarbeit – člověk truchlí, zaobírá se v myšlenkách vzpomínkami na mrtvého, dívá se na fotografie, suvenýry z cest atd. Každý smutní jinak – moje sestra je spíše introvertní, nechce o tom s nikým mluvit a chce truchlit v klidu. Já jsem naopak úplně jiná – potřebuji o tom s někým mluvit, komunikace mi pomáhá v procesu truchlení.
Wenn jemand eine lange Zeit bettlägerig ist und viele Monate dem Tod entgegen geht, kann sich die Familie darauf einstellen und sich langsam von der geliebten Person verabschieden. Ale i když se s smrtí dá počítat, tak to může být velmi těžké a bolestivé. „Habe ich die Person jetzt zum letzten Mal gesehen?“ „Kann ich jetzt meine Freunde treffen, anstatt am Sterbebett zu sitzen? Was ist, wenn es gerade dann passiert?“
A na konci, když se už rodinní příslušníci například dozví od ošetřujícího lékaře, že se blíží poslední hodinka umírající osoby, se mohou shromáždit u tohoto člověka a důstojně se s ním rozloučit. Zde jde také o otázku odpuštění, neboť jsme lidé a děláme chyby. Každý z nás někdy udělal nějakou osudovou chybu nebo chyby, kterých na konci života lituje. Tady je dobré, když si člověk v této chvíli dokáže sám odpustit a dostane se mu odpuštění od ostatních rodinných členů. Mnohdy to bývá tak, že pak může s klidem a pokojem odejít z tohoto světa.
Doch was ist, wenn der Tod jemanden unvermittelt aus dem Leben reißt? Dann sitzt der Schock umso tiefer und die Familienmitglieder oder die Freunde müssen dann auf einmal Schock, Schmerz und Trauer verarbeiten.
Das alles braucht viel Zeit und Geduld und jeder muss seinen individuell gestalteten Weg finden. In einer bestimmten Phase der Trauer, möchten manche vielleicht nicht jedem von ihrem Leid erzählen und müssen demnach im Alltag so tun, als ob alles in Ordnung wäre.
Zu diesem Punkt möchte ich eine konkrete Geschichte erzählen.
Als ich einmal bei meiner Uroma auf Besuch war, haben wir schon gemerkt, dass sich ihr Leben so langsam dem Ende zuneigt. Es war ein sehr emotionaler Moment. Wir haben uns umarmt, geküsst, zusammen geweint, uns gesagt, wie lieb wir einander heben... Da hab ich auf einmal ganz viele Nachrichten auf mein Handy bekommen. Es waren Lehrer, die uns Aufgaben gegeben haben, nicht abgegebene Aufgaben eingefordert, oder verbesserte zurückgegeben haben. Připadalo mi to jako naprosto absurdní situace. Tady se odehrává naše rodinné drama a tam venku jde život dál, vše běží dál, píšou se úkoly, dělají se prezentace, studenti se připravují na referáty, školní práce a testy. Jako ve špatném filmu.
V tomto ohledu je pro proces truchlení důležité, jak jsme se rozloučili s umírajícím. Bylo to v důstojném prostředí? Splnili jsme mu poslední přání? Věnovali jsme se mu dostatečně? Nasadili jsme si pomyslně jeho boty a šli s ním kousek cesty?
Meine engsten Verwanten und ich haben, kurz bevor es meiner Uroma so richtig schlecht gegangen ist, zusammen gesungen und musiziert. Sie konnte zwar nicht mitmachen, aber sie hat die Augen zugemacht und gelächelt.
Jde o to umírajícího potěšit. Dopřát mu radost! Vykouzlit na jeho propadlých tvářích úsměv!
Für die Angehörigen ist es wichtig, dass sie sich gegenseitig Trost spenden und zusammen sind. Man kann sich zum Beispiel lustige und auch weniger lustige Geschichten über die verstorbene Person erzählen, zusammen lachen und zusammen weinen. Das verbindet. Das hilft. Das trägt dazu bei, dass man Schritt für Schritt die Trauer überwindet. Der Schmerz bleibt für immer. Aber er tut dann – mit der Zeit – weniger weh. Das sagt man. Und ich hoffe sehr, dass das stimmt.
Život a smrt patří spolu a akceptovat to je těžké. Smrt se někdy bude týkat každého z nás. Proto je důležité, abychom se navzájem podporovali!
Man kann es kaum glauben, aber in dem Moment, in dem ich diese Rede fertig geschrieben habe, hat das Spital angerufen. Meine Uroma ist von uns gegangen.
Aber ich bin mir sicher, irgendwann kann man es akzeptieren: Dass der Tod uns alle betrifft und dass er auch friedlich sein kann. Dass er einfach zum Leben dazu gehört.
Achten wir also gemeinsam aufeinander, damit wir in Respekt miteinander leben, unseren Alltag genießen und irgendwann in Würde gehen können.
Clara Cernajsek, 16