Vitamin C bei Infektionen und Long COVID

Die zentrale Rolle von Vitamin C für die Immunabwehr und bei entzündlichen Vorgängen eröffnet einen therapeutischen Ansatz bei COVID-19 und Long COVID. Dabei kommt der intravenösen Verabreichung eine bedeutende Rolle zu, da nur mit hohen Vitamin-CPlasmaspiegeln rasch Mangelzustände behoben werden können. Oxidativer Stress. Menschen mit akuten Infekten können unter einem Vitamin-C-Mangel leiden. Wird dieser nicht behoben, kann die Abwehrlage des Organismus stark eingeschränkt sein. Trsakaoe / Stock.adobe.com × Neben der allseits bekannten Schlüsselrolle, die Vitamin C (Ascorbinsäure) in der Kollagenbiosynthese sowie bei der Bildung von Neurotransmittern und Hormonen spielt1, erscheint eine weitere Funktion von herausragender Bedeutung: Vitamin C ist auf multiple Weise essenziell für die Funktionstüchtigkeit des Immunsystems.2 Einen Hinweis darauf liefert die Tatsache, dass Immunzellen neben Nervenzellen mit die höchsten Vitamin-C-Konzentrationen im gesamten Körper aufweisen. Im Rahmen von Infektionen ist Vitamin C bedeutsam für eine adäquate Reaktion des Immunsystems durch seine antimikrobielle Wirkung auf diverse Erreger3 und durch die Aufrechterhaltung der epithelialen Barrierefunktion4, die Funktion von Leukozyten (Steigerung von Phagozytose und Chemotaxis) und natürlicher Killerzellen 5 sowie die Differenzierung und Proliferation von B- und TLymphozyten5, die Synthese von Interferon, Immunglobulinen und Komplement, die Modulation von Entzündungsprozessen. Zufuhr und Verbrauch von Vitamin C Da der menschliche Stoffwechsel Vitamin C nicht synthetisieren kann, muss es von außen zugeführt werden. Limitiert werden die erreichbaren Plasmaspiegel vor allem durch die enterale Resorption, aber auch durch die renale Clearance. Macht der Organismus eine Infektion durch, werden große Mengen an Vitamin C verbraucht. Innerhalb weniger Stunden kann die hohe intrazelluläre Vitamin- C-Konzentration, welche Immunzellen gegen reaktive Sauerstoffspezies schützt, um 50 Prozent absinken. 6 Wird nicht ausreichend Vitamin C zugeführt, kann der starke Verbrauch zu einem Mangel führen. In der Folge werden reaktive Sauerstoffspezies nicht mehr ausreichend neutralisiert. Oxidativer Stress und überschießende Entzündungsreaktionen schwächen das Immunsystem4 und erhöhen das Risiko für eine bakterielle Zweitinfektion.7 Besonders häufig liegt ein Vitamin-C-Mangel bei chronischen Entzündungen und rezidivierenden bzw. chronischen Infekten vor.8,9,10,11 Und auch bei COVID-19 kann häufig ein deutlicher Vitamin-C-Mangel festgestellt werden.12 Einfluss bei COVID-19 Ein Vergleich der Vitamin-C-Plasmakonzentrationen von Nicht-Infizierten und COVID-19-Patientinnen und -Patienten zeigt: Letztere weisen deutlich geringere, teilweise auffällig niedrige Plasmakonzentrationen auf (siehe Tab. 1). Ein klinischer Vitamin-C-Mangel ist bei COVID-19-Patientinnen und -Patienten mit signifikant längeren Beatmungszeiten (14 vs. 7 Tage ohne Vitamin-C-Mangel), längerer Hospitalisierungsdauer (33 vs. 17 Tage) und einer höheren Sterberate (15 vs. 0 %) assoziiert.12 Umgekehrt kann eine ausreichende Vitamin-C-Verfügbarkeit den Krankheitsverlauf bei COVID-19 positiv beeinflussen. Erste Auswertungen in 2021 ergaben, dass die Intervention mit intravenösem Vitamin C bei COVID-19 die Sauerstoffversorgung und Lungenfunktion verbessern, Entzündungsmarker sowie die Verweildauer auf Intensivstation und im Krankenhaus reduzieren und vor allem bei schwerer Erkrankten die Mortalität senken kann.13 Im Jahr 2022 bestätigte eine Metaanalyse von 15 Studien mit insgesamt 2.125 COVID-19-Betroffenen, dass COVID-19-Patientinnen und -Patienten, die hochdosiertes Vitamin C erhielten, ein 46-prozentig verringertes Sterberisiko haben und um den Faktor 0,63 weniger schwer erkranken.14 Vor dem Hintergrund weiterhin hoher Infektionsraten mit SARSCoV- 2 und anderen respiratorischen Erregern erscheint die intravenöse hochdosierte Vitamin-C-Therapie als wirksames Mittel, den entstehenden Mangel zu beheben und so dessen möglichen Folgen, nämlich schweren Verläufen vorzubeugen. Springer Medizin × ... und bei Long COVID Von Long COVID spricht man, wenn durch COVID-19 hervorgerufene Beschwerden länger als vier und bis zu zwölf Wochen persistieren. Bestehen die Beschwerden länger als drei Monate, spricht man vom Post-COVIDSyndrom. Die häufigsten Symptome sind Fatigue, Kopfschmerzen, kognitive Störungen und Atemnot.15 Long COVID-Symptome treten nach schweren COVID-19-Verläufen deutlich häufiger auf.16 Maßgeblich verantwortlich dürfte oxidativer Stress sein17, die Folge eines Vitamin-C-Mangels aufgrund des starken Verbrauchs während der Akuterkrankung. Ein Übermaß an reaktiven Sauerstoffspezies und proinflammatorische Zytokine können zu Endothelschädigungen führen. Die konsekutive Aktivierung von Fibroblasten kann zu fibrotischen Veränderungen in der Lunge führen, im Herzen kann die chronische Entzündung ein Absterben von Kardiomyozyten und eine Zunahme kardialer Fibromyoblasten bedingen. Kognitive Beeinträchtigungen könnten auf die Aktivierung von Gliazellen und einen Mangel an Neurotransmittern zurückzuführen sein, deren Neusynthese auch Vitamin C bedarf.18 Vieles deutet außerdem auf eine dysregulierte Immunantwort als Ursache für die Langzeitbeschwerden hin.19,20 Chronische Hyperinflammation, die Entstehung von Mikrothromben und Autoimmunprozesse spielen ebenso eine Rolle wie eine mögliche Viruspersistenz aufgrund geschwächter Infektabwehr. Bei all diesen pathogenetischen Mechanismen ist der Mangel an Vitamin C von entscheidender Bedeutung. Denn als Antioxidans neutralisiert Vitamin C reaktive Sauerstoffspezies und federt als Immunmodulator überschießende Entzündungsreaktionen ab (siehe Tab. 2). Vitamin C reduziert nachweislich C-reaktives Protein, TNF-a und manche Interleukine. 21,22,23 Dadurch dämmt Vitamin C eine schädigende Hyperinflammation ein und wirkt oxidativem Stress entgegen. Intravenöse Hochdosis-Therapie Selbst mit extrem hohen oralen Dosen lassen sich aufgrund limitierter enteraler Absorption von Vitamin C lediglich Plasmaspiegel von maximal 0,22 mM erreichen. Eine intravenöse Verabreichung von Vitamin C ermöglicht Plasmaspiegel von über 2 mM und gewährleistet eine rasche Verfügbarkeit von Vitamin C bei Mangelzuständen. In Österreich ist hochdosiertes Vitamin C als 7,5 g-Injektionslösung (Vitamin C-Injektopas®) erhältlich zur Hochdosis-Therapie von klinischen Vitamin-C-Mangelzuständen, die ernährungsmäßig nicht behoben oder oral substituiert werden können. Eine Frage der Konzentration Der menschliche Stoffwechsel kann Vitamin C nicht selbst synthetisieren. Plasmaspiegel sind vor allem durch die enterale Resorption, aber auch durch die renale Clearance limitiert. Bei täglicher Einnahme von 1 g Vitamin C erfolgt eine Sättigung des Plasmas mit einem konstanten Spiegel von circa 0,08 mM. Mit einer hochdosierten oralen Einnahme lassen sich Plasmaspiegel von maximal 0,22 mM erzielen. Durch die Infusion von Vitamin C lassen sich Plasmaspiegel von über 2 mM erreichen. Im Fall von Mangelzuständen kann so eine schnelle Bereitstellung von Vitamin C gewährleistet werden Vitamin C-Injektopas® Fachkurzinformation Referenzen: 1. Pullar, J.M., Carr A.C. and Vissers M.C.M., Nutrients 2017; 9(8):866 2. Ang A et al. Biochem Soc Trans 2018; 46:1147-1159 3. Mousavi S et al. Eur J Microbiol Immunol (Bp) 2019;9:73-79 4. Carr AC et al. Nutrients 2017;9(11):1211 5. Heuser G, Vojdani A. Immunpharmakol Immunotoxikol.1997;19(3):291-312 6. Hume R. and E. Weyers. Scott Med J 1973; 18(1):3-7 7. Goldschmidt MC. Am J Clin Nutr 1991; 54:1214S-1220 8. Lunec J, Blake DR. Free Radic Res Commun 1985;1:31-39 9. Shanmugasundaram K et al. Clinica Chimica Acta 2001;1–2:107-114 10. Chen JY et al. Clin J Pain 2009;25:562-569 11. Jain SK et al. J Hepatol 2002;36:805-811 12. Sinnberg T. et al. 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