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19.03.2024

Cold Case in Ephesos

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Forscher aus Graz lösen das Rätsel um das Grab von Kleopatras Schwester Arsinoë IV.

Das Skelett einer etwa 20-jährigen Frau, die vor mehr als 2.000 Jahren in einem achteckigen Tempelgrab in Ephesos in der heutigen Türkei beigesetzt wurde, stellte die Wissenschaft lange Zeit vor ein großes Rätsel. Wer ist sie? Woher kommt sie? Warum bekam sie dieses prominente Grabmal? Der Archäologe Peter Scherrer von der Uni Graz und sein Kollege Ernst Rudolf suchten jahrelang nach der wahren Identität der Toten. „Wir haben immer vermutet, dass die sterblichen Überreste in diesem Grab zu Arsinoë IV. gehören, der jüngeren Schwester der berühmten Kleopatra VII. Die beiden Frauen hatten zwar unterschiedliche Mütter, aber denselben Vater“, erläutert Scherrer.

In der modernen Kriminologie werden solche ungelösten Fälle als „Cold Case“ bezeichnet. Mithilfe neuer Erkenntnisse oder Technologien können sie aber wieder aufgerollt werden. Diese Werkzeuge helfen auch im Fall von Arsinoë IV. Die genaue Analyse von DNA-Proben ihres Schädels könnte nun dazu beitragen, bei künftigen Grabungen weitere Mitglieder dieses Königshauses zu identifizieren – vielleicht auch die letzte Ruhestätte der berühmten Kleopatra, der letzten Königin aus der mazedonisch-ptolemäischen Königsdynastie.

Königin, Asylsuchende, Mordopfer

In den Wirren des Alexandrinischen Krieges 48 und 47 v. Chr. spielte Arsinoë IV. eine wichtige Rolle. Sie wurde gemeinsam mit ihrem Bruder auf der von Rom annektierten Insel Zypern von Gaius Iulius Caesar für kurze Zeit als Gegenkönigin zu Kleopatra eingesetzt. Caesar stellte sich aber hinter ihre mächtige Schwester Kleopatra und zwang die junge Frau an seinem Triumphzug 46. v. Chr. teilzunehmen. Arsinoë IV. fand Asyl in Ephesos. Das war ihr letzter bekannter Aufenthaltsort. „Schließlich wurde sie etwa 41 v. Chr. im Auftrag ihrer mächtigen Schwester ermordet“, führt der Archäologe aus.

Bei archäologischen Grabungsarbeiten Anfang des 20. Jahrhunderts wurde ein einzigartiges Mausoleum freigelegt, das aufgrund seiner achteckigen Bauform als „Oktogon“ bezeichnet worden ist (siehe Abb.) . Dieses Monument aus frühaugustinischer Zeit liegt in Ephesos an der „Kuretenstraße“, einer wichtigen Prozessionsstraße im Zentrum der Stadt. „Schon die Lage des Grabs reichte als Indiz aus, um die sterblichen Überreste der Frau einem hohen gesellschaftlichen Stand zuzuordnen“, betont Scherrer. Die Hypothese, dass es sich tatsächlich um Arsinoë IV. handelt, wurde nach der Auswertung zahlreicher historischer Quellen dieser Zeit durch Scherrer und seinen Kollegen bestätigt. Das Skelett der Frau war unvollständig. 1929 wurde der Schädel aus der Grabkammer entnommen und war lange unauffindbar. Da aber Teile des Mausoleums im Kunsthistorischen Museum stehen, nahm man an, dass sich auch der Schädel in Österreich befinden könnte. Und tatsächlich wurde 2022 ein Schädel aus dieser Zeit in der Sammlung des Departments für Evolutionäre Anthropologie an der Uni Wien gefunden.

Rudolf sieht die Herausforderung, um diesen zu bestätigen. Bisher ließ sich aus den Skelett-Knochen keine verwertbare DNA gewinnen, da Hangwasser diese nahezu ausgelöscht hat. Jetzt ruht die Hoffnung darauf, im Felsenbein des Schädels analysierbares Material zu isolieren. „Gelingt es, die DNA von Arsinoë IV. zu entschlüsseln, ermöglicht uns das, sie mit Proben anderer Mumien oder Skelette in Ägypten zu vergleichen. So könnten wir eines Tages vielleicht das Grab Kleopatras, der berühmten und einflussreichen Königin, zweifelsfrei identifizieren.“

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Metadaten
Titel
Cold Case in Ephesos
Publikationsdatum
19.03.2024

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