Nichthormoneller Ansatz bei Einschränkungen der Libido

Bei Frauen mit Brustkrebs, die eine adjuvante endokrine Therapie erhalten, können Einschränkungen ihrer Libido auftreten. Ein Serotonin-Rezeptor-Modulator konnte in einer kleinen Studie die sexuelle Dysfunktion lindern. drubig-photo / Fotolia (Symbolbild mit Fotomodellen) × Während weiterhin Fortschritte bei der Behandlung von Brustkrebs gemacht würden, blieben die Nebenwirkungen, insbesondere sexuelle Funktionsstörungen bei jüngeren Frauen, im klinischen Umfeld häufig unberücksichtigt, erklärte Prof. Erica Mayer, Dana-Farber Cancer Institute, Boston, MA/USA, in einer Pressemitteilung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) zur diesjährigen Jahrestagung der Gesellschaft. Die Onkologin verwies in diesem Zusammenhang auf eine kleine Studie (NCT03707340), die vom Team um Dr. Shari Beth Goldfarb, Memorial Sloan Kettering Cancer Center, New York, NY/USA, mit einem Poster auf der Jahrestagung präsentiert wurde [1]. Darin konnte Flibanserin die sexuelle Dysfunktion von betroffenen Frauen verbessern, die aufgrund ihrer Brustkrebserkrankung und der adjuvanten endokrinen Therapie unter Libidoeinschränkungen litten. Der Serotonin-Rezeptor-Modulator ist von der FDA bei prämenopausalen Frauen zur Behandlung einer erworbenen, generalisierten hypoaktiven sexuellen Luststörung (HSDD) zugelassen, die nicht durch eine Krankheit oder eine Medikation verursacht wurde. In der EU ist Flibanserin noch nicht zugelassen. Laut Goldfarb und Kolleg*innen wurde in dieser Studie erstmals Flibanserin eingesetzt, um eine medikamentös induzierte Libidoeinschränkung zu behandeln. Erhöhte Libido für die Dauer der Medikation 37 Frauen – der Großteil postmenopausal – mit hormonrezeptorpositivem Brustkrebs (Stadium 0–III), die bereits für mindestens drei Monate eine endokrine Therapie erhalten hatten, nahmen Flibanserin (100 mg) für 24 Wochen ein und wurden monatlich sowie ein Jahr nach Studienaufnahme mithilfe von spezifischen Fragebögen (Female Sexual Function Index, Pittsburg Sleep Quality Index, PROMIS, EQ5D) untersucht. Statistisch signifikant verbesserten sich unter Flibanserin während der Medikation Verlangen, Erregung, Lubrikation, Orgasmus, Befriedigung, Schmerz sowie der Schlaf. Diese Vorteile hielten aber nicht mehr an, sobald die Substanz abgesetzt wurde, erklärte die Diskutantin Dr. Halle C.F. Moore, Cleveland Clinic Taussig Cancer Institute, CA/USA. Zu den Nebenwirkungen unter Flibanserin zählen laut Moore Hypotension, Synkopen (vor allem in Verbindung mit Alkohol oder mit CYP3A4-Inhibitoren), Schwindel, Schläfrigkeit, Übelkeit, Müdigkeit, Schlaflosigkeit und Mundtrockenheit. Größere randomisierte Studie nötig Da es sich nur eine kleine Studie ohne Kontrollgruppe gehandelt habe, müsste die Effektivität noch in einer größeren randomisierten Studie überprüft werden, stellten die Forschenden der Untersuchung selbst fest. Trotzdem könnte Flibanserin eine sinnvolle Behandlung bei auch postmenopausalen Frauen sein, die eine sexuelle Dysfunktion aufgrund einer endokrinen Therapie aufweisen, meinte Moore. Allerdings müsse beachtet werden, dass die Effektivtät der Substanz auf die Zeit der Einnahme begrenzt sei und dass einige Betroffene manche Nebenwirkung als inakzeptabel empfinden könnten, schränkte sie ein. basierend auf: ASCO Annual Meeting 2023, 2.-6.6.2023, Chicago (hybrid); Session: Goldfarb S. et al.; Abstract 12015; abrufbar unter https://meetings.asco.org/abstracts-presentations/223203

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