Nasopharynxkarzinome: PD-1-Inhibition sinnvoller Therapieansatz

Verschiedene PD-1-Antikörper haben kombiniert mit einer Chemotherapie eine vielversprechende Wirksamkeit bei lokal fortgeschrittenen Nasopharynxkarzinomen gezeigt. Aktuelle Überlebensdaten wurden auf der ASCO-Jahrestagung 2023 präsentiert. Das Nasopharynxkarzinom habe verglichen mit HPV-positiven und -negativen Plattenzellkarzinomen des Kopf-Hals-Bereichs eine geringe somatische Mutationsfrequenz mit immunspezifischen Charakteristika, das solle man im Kopf behalten, wenn man die Immuntherapie bei dieser Erkrankung diskutiere, sagte Prof. Nabil F. Saba, The Winship Cancer Institute, Emory University, Atlanta, GA/USA. Patient*innen mit einem PD-L1-positiven rezidivierten oder metastasierten Nasopharynxkarzinom, die bereits eine platinbasierte Therapie erhalten hatten, profitierten in der Phase-III-Studie KEYNOTE-122 nicht von einer Monotherapie mit dem PD-1-Inhibitor Pembrolizumab im Vergleich zu Chemotherapie [1]. Es bedürfe also einer anderen Strategie für die platinrefraktäre Erkrankung, erklärte Saba. Ein vielversprechender Ansatz sei die Immunchemotherapie, bei der ein PD-1-Antikörper mit einer Chemotherapie aus Gemcitabin und Cisplatin kombiniert werde, so Saba. Bereits in den Phase-III-Studien CAPTAIN-1st [2] mit dem PD-1-Inhibitor Camrelizumab und RATIONALE-309 [3] mit Tislelizumab wurde laut Saba die Überlegenheit der Immunchemotherapie gegenüber einer Chemotherapie allein im progressionsfreien Überleben (PFS) demonstriert. Praxisverändernde Ergebnisse zweier Phase-3-Studien In diese Erfolge reihen sich jetzt die beiden Phase-3-Studie JUPITER-02 [4] und CONTINUUM [5] ein. Sie lieferten seiner Meinung nach praxisverändernde Ergebnisse. In beiden auf der ASCO-Jahrestagung präsentierten Studien wurde ebenfalls je ein PD-1-Antikörper mit einem Chemotherapierückgrat aus Gemcitabin und Cisplatin kombiniert – in der JUPITER-02-Studie Toripalimab und in der CONTINUUM-Studie Sintilimab (plus Strahlenchemotherapie) – und mit der Standardtherapie verglichen. Nach einem medianen Follow-up von 36 Monaten verbesserte sich in der JUPITER-02-Studie die 3-Jahres-Gesamtüberlebensrate von 49,2% unter der Chemotherapie allein auf 64,5% unter der Immunchemotherapie mit Toripalimab (Hazard Ratio [HR] für Tod 0,63; 95%-KI 0,45–0,89; p=0,0083). Das mediane PFS verlängerte sich zudem um 13,2 Monate (21,4 vs. 8,2 Monate; HR für Progression oder Tod 0,52; 95%-KI 0,37–0,73; p<0,0001). Die PD-L1-Expression scheine allerdings nicht mit dem Überleben assoziiert zu sein, weshalb andere Biomarker für das Nasopharynxkarzinom evaluiert werden müssten, forderte Saba. In der CONTINUUM-Studie führte die Hinzunahme von Sitilimab zur Chemotherapie zu einer verbesserten 3-Jahres-Rate des ereignisfreien Überlebens (86,1 vs. 76%; HR 0,59; 95%-KI 0,38–0,92; p=0,019). Vergleichbarkeit der PD-1-Inhibitoren unklar Es müssten nun die Gesamtüberlebensdaten der laufenden Studien zur Erstlinienimmunchemotherapie beim platinrefraktären oder metastasierten Nasopharynxkarzinom abgewartet werden, sagte Saba. Die Ergebnisse seien aber sehr motivierend und PD-1-Inhibitoren in Kombination mit Gemcitabin und Cisplatin könnten zukünftig die neue Standardtherapie darstellen – obgleich erst noch evaluiert werden müsste, ob die PD-1-Antikörper austauschbar seien. Denn die verschiedenen PD1-Antikörper hätten verschiedene spezifische molekulare Ziele innerhalb des PD-1-Moleküls mit einer unterschiedlichen Wirkstärke und Inhibitionsdauer, gab Saba zu bedenken. basierend auf: ASCO Annual Meeting 2023, 2.-6.6.2023, Chicago (hybrid); Session: Saba NF. Diskussion zu den Abstracts 6009, 6010 and 6011. Poster Diskussion Session „Head and Neck Cancer“

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