Medikamente können Herz von Brustkrebspatientinnen schützen

Die Behandlung mit Ramipril und/oder Bisoprolol scheint die kardiotoxischen Effekte einer Anthrazyklin-haltigen Brustkrebstherapie zu reduzieren. Dafür sprechen die Interimsergebnisse einer Phase-III-Studie. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Da ACE-Hemmer und Betablocker bei Herzinsuffizienzpatienten das kardiale Remodeling verhindern und die Langzeitprognose verbessern, werden sie auch zur Kardioprotektion bei Anthrazyklin-haltigen Chemotherapien erprobt. Ein erfolgversprechender Ansatz, wie u. a. die Zwischenergebnisse der Phase-III-Studie SAFE nahelegen: Unter Ramipril und/oder Bisoprolol kam es bei Brustkrebspatientinnen seltener als unter Placebo zu subklinischen Verschlechterungen von Myokardfunktion und -struktur. An der Studie beteiligten sich 262 Frauen mit überwiegend Stadium-I- oder -II- und Hormonrezeptor-positiven Mammakarzinomen; alle erhielten, primär oder postoperativ, eine Anthrazyklin-basierte Chemotherapie, ein Drittel außerdem Trastuzumab, über die Hälfte auch eine Bestrahlung. Die Studientherapie, der die Frauen im Verhältnis 1:1:1:1 randomisiert zugeteilt wurden, bestand in Placebo, Ramipril, Bisoprolol bzw. Ramipril plus Bisoprolol. Die Medikamente sollten ab Beginn der Chemotherapie ein Jahr lang bzw. bis zum Ende einer Trastuzumabtherapie eingenommen werden. Untersucht wurde primär der Einfluss auf die mit 3D-Echokardiografie untersuchte Entwicklung von linksventrikulärer Ejektionsfraktion (LVEF) und Global Longitudinal Strain (GLS, „Strain“). Der GLS ist ein Maß für die relativen Längenveränderungen der Myokardfasern im Herzzyklus; Funktionseinschränkungen können mit ihm früher entdeckt werden als mit der LVEF. Seltener Verschlechterung der LVEF Die jetzt vorliegende geplante Interimsanalyse bezieht sich auf 174 Teilnehmerinnen, bei denen die kardioprotektive Behandlung bereits abgeschlossen war. Nach zwölf Monaten war die LVEF in der Placebogruppe erwartungsgemäß zurückgegangen, und zwar um absolut 4,4%. In den Verumgruppen fiel der Unterschied zum Ausgangsniveau geringer aus, mit Ramipril waren es –3,0%, mit Bisoprolol –1,9% und mit Ramipril plus Biosprolol –1,3% (p = 0,01). Der GLS hatte sich ebenfalls mit Placebo stärker verschlechtert (–6,0%) als mit ACE-Hemmer oder/und Betablocker (–1,5%, – 0,6% und +0,1%). Eine Verschlechterung der LVEF um mindestens 10% trat mit Placebo bei 19% der Patientinnen ein, mit den aktiven Therapien nur bei 11,5%, 11,4% und 6,8%. In Bezug auf den GLS lagen die entsprechenden Anteile bei 35,7% versus 15,9%, 13,6% und 13,6%. Die Bisoprolol-haltigen Therapien erzielten damit etwas günstigere Ergebnisse, die Vorteile bei LVEF und GLS waren unabhängig von Alter, BMI, anderen kardialen Risikofaktoren und Art der Brustkrebstherapie. Anhaltende Effekte Nach 24 Monaten waren die Effekte der aktiven Therapien auf LVEF und GLS numerisch noch vorhanden, die Vorteile gegenüber Placebo aber nicht mehr signifikant. Durchgängig zeigte sich dagegen ein günstiger Effekt auf enddiastolisches (EDV) und endsystolisches Volumen (ESV): Beide Volumina waren nach 12 und 24 Monaten signifikant größer, wenn ein Jahr lang kardioprotektiv behandelt worden war. Die Compliance zu beiden Wirkstoffen war gut, unter der kombinierten Therapie traten vermehrt Nebenwirkungen in Form von Hypotonie und Husten auf (14% und 5%). Für die Studienautoren um Lorenzo Livi von der Universität Florenz sind das „ermutigende“ Ergebnisse: „Die kardioprotektive Therapie wurde gut vertragen und scheint vor Anthrazyklin-assoziiertem LVEF-Verlust und Remodeling zu schützen.“ Es handelt sich allerdings um vorläufige Resultate, die noch durch die finale Auswertung bestätigt werden müssen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Kann subklinischen kardiotoxischen Effekten von Anthrazyklinen medikamentös vorgebeugt werden? Antwort: Durch Ramipril oder/und Bisoprolol können subklinischer Funktionsverlust und Umbau des Myokards reduziert werden. Bedeutung: Bei Brustkrebspatientinnen mit Anthrazyklin-haltiger Therapie könnte eine medikamentöse Kardioprotektion gerechtfertigt sein. Einschränkung: Interimsanalyse einer kleinen Phase-3-Studie; Aufnahme von Studienteilnehmerinnen wegen der Corona-Pandemie vorzeitig beendet.

Springer Medizin Österreich

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