Gegen den Trend: Die Suizidrate von Krebskranken ist gesunken

Der Anteil der Krebspatienten, die ihrem Leben selbst ein Ende setzen, ist in den vergangenen 20 Jahren zurückgegangen. Im Unterschied dazu haben Suizide insgesamt zugenommen. Mit Blick auf Selbsttötungen gelten Krebspatienten als Gruppe mit besonderem Risiko. Folgt man indes den Resultaten einer Studie aus den USA, hat sich die Situation in den ersten 20 Jahren dieses Jahrhunderts zum Besseren gewendet: Im Gegensatz zum allgemeinen Trend ist die Suizidrate von Patienten mit onkologischen Erkrankungen gesunken. Xuesong Han, die für die American Cancer Society forscht, hat sich zusammen mit Kollegen die Daten von 738.743 Suizidenten aus den Jahren 1999 bis 2018 angesehen. 0,9% von ihnen waren an Krebs erkrankt, vor allem an Lungenkrebs (18,2%), Prostatakarzinom (15,5%) oder Kolorektalkrebs (9,1%). Im untersuchten Zeitraum ist die allgemeine Suizidrate in den USA von 13,22 auf 17,86 je 100.000 Personenjahre gestiegen. Bei den Krebspatienten war hingegen ein Rückgang zu verzeichnen. Hatte die Rate 1999 noch bei 0,17/100.000 gelegen, stand sie 2018 bei 0,08/100.000. Das entspricht einer jährlichen Reduktion um 2,8%, ein signifikanter Unterschied zur allgemeinen Steigerung um jährlich 1,7%. Stark gesunken sind die Suizidraten bei älteren Patienten; unter den 65- bis 84-Jährigen betrug der Rückgang 3,0%. Bei Patienten mit Prostatakrebs lag die Senkung bei 5,1%, für Patienten mit Lungenkrebs bei 4,7%. „Die größten Reduktionen der Suizidraten haben wir in Hochrisikogruppen gesehen“, fassen Han und Mitarbeiter ihre Ergebnisse zusammen. „Das schließt Männer, Ältere und bestimmte Krebsarten wie Lungen-, Prostata- und Krebs im Kopf-Hals-Bereich ein.“ Kausale Schlüsse ließen sich zwar nicht ziehen, so die Wissenschaftler. Eine Verbindung der sinkenden Suizidraten von Krebskranken mit der zunehmenden Rolle der Psychoonkologie, der Palliativ- und Hospizversorgung liege jedoch nahe. Um einen direkten Einfluss solcher Faktoren zu erfassen, seien weitere Studien mit longitudinalen Daten erforderlich. Han und ihr Team halten es zwar für möglich, dass Krebserkrankungen fälschlich als Mitursache von Suiziden klassifiziert worden sind und manche versehentliche Überdosis als Suizid auf dem Totenschein dokumentiert wurde. Dass sich der allgemeine Trend dadurch verzerrt haben könnte, ist ihrer Ansicht nach aber unwahrscheinlich. Referenz: Han X et al.: Trends of Cancer-Related Suicide in the United States: 1999-2018. J Natl Cancer Inst 2020; https://doi.org/10.1093/jnci/djaa183 Quelle: www.springermedizin.de

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