Michaela Obermair × Zarte Frauenfiguren im ornamentalen Umfeld Die Ärztekammer für Wien zeigt im Foyer des Veranstaltungszentrums in der Wiener Weihburggase bis 11. April „Schwerelose" Bilder von Anna Stangl. Es ist dies die dritte Ausstellung in der neuen Veranstaltungsreihe „Medizin & Kunst", der Reinerlös der verkauften Bilder kommt diesmal dem Neunerhaus zugute. Leichtfüßig und traumhaft erscheinen die Szenen, die Anna Stangl mit Ölpastell, Schwarzkreide, Farbstift, Wachs oder Pastell auf Papier zeichnet. Meist ist es eine Frauenfigur, die als Akteur im Mittelpunkt steht, ein Akteur freilich, der eine ziemlich ruhige, mitunter auch passive Rolle spielt. Zart und zerbrechlich liegt, kauert, sitzt oder steht das Wesen in der Sezen. Ist einmal beschützt, einmal in Auseinandersetzung, einmal ausgeliefert im jeweiligen Umfeld. „Das Materielle, Eindeutige", so Anna Stangl, „drückt auch Stimmungen, Gedanken, abstrakte Begriffe wie Angst, Anspannung, Ruhe, manchmal Zärtlichkeit und Liebe auch Einsamkeit aus." Den menschlichen – weiblichen – Körper habe sie gewählt, weil sie diesen am besten kenne und damit auch seine Ausdrucksmöglichkeiten ihrer jeweiligen Aussage am besten dienen. 1961 in Oberösterreich geboren, studierte Anna Stangl an der Akademie für bildende Künste in Wien und an der École Nationale Supérieure des Beaux Arts in Paris. Zahlreiche Reisen, Stipendien und Arbeitsaufenthalte verraten eine gewisse Tendenz zur asiatischen Kultur aber auch zu den Zentren der abendländischen Kunst in Italien, Frankreich und Spanien. Spuren des Einflusses lassen sich da leicht entdecken, etwa in der meist ziemlich stark zweidimensional flächigen Darstellung der Szenen, wie sie etwa die östlichen Miniaturen aufweisen. Die Hauptfigur in Anna Stangls Zeichnungen ist durch zarte, aussagekräftige Linien gekennzeichnet, kontrastierend dazu ist der Hintergrund oft mit fein gearbeiteten Mustern gestaltet – ornamentale Blätter, Äste, Wellen. Die Natur, oft auch Tiere, bilden den metaphorischen Bezugsrahmen und lassen Anna Stangls Bilder als Märchenerzählungen erscheinen, die ihre symbolischen und kritischen Inhalte auf den zweiten oder dritten Blick offenbaren. ×